von Herausgeber Frank-B. Werner

Noch knapp 500 Tage, dann verlässt Großbritannien die Europäische Union. Für die Verhandlungen, wie die Beziehungen dann aussehen sollen, bleibt sogar noch weniger Zeit. Ende 2018 müssen die Verträge fertig sein, damit genügend Zeit für die Verabschiedung im Europäischen Parlament und in den einzelnen Ländern bleibt. Das scheint schwer zu schaffen zu sein, alles läuft deshalb auf die Vereinbarung einer Übergangsfrist hinaus. Dabei könnte den Briten kurioserweise nutzen, dass es Premierministerin Theresa May im Moment zu Hause ziemlich schwer hat. Verlangen die übrigen Staats- und Regierungschefs beim letzten Gipfel dieses Jahres im Dezember zu viel von ihr, besteht die Gefahr, dass May zu Hause aus dem Amt gekippt wird. Ein Chaos in London könnte für die EU am Ende aber teurer werden als ein großzügiges Entgegenkommen im Dezember.

In der vergangenen Woche wurde viel an die Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten erinnert. Mit spöttischem Unterton wurde insbesondere an sein "Make America great again" erinnert. An der Börse zumindest hat er es umgesetzt. Um fast 30 Prozent hat der Dow-Jones-Index seit dem 8. November 2016 zugelegt. So gut schnitt seit dem Demokraten Franklin D. Roosevelt (nach seiner ersten Wahl 1932) kein Präsident mehr ab.

Klar, dass eine solche Rally auch immer an die Frage erinnert, wann der richtige Zeitpunkt zum Ausstieg gekommen ist. Einige Analysten versuchen sich zur Beantwortung an abenteuerlichen Überlegungen. So schauen sie sich beispielsweise die Preise von Aktienoptionen an und schließen aus der Tatsache, dass diese im Moment nur einen geringen Zeitwert aufweisen (niedrige implizite Volatilität), auf eine geringe Bereitschaft der Investoren, ihre Portfolios abzusichern. Wenn Anleger so entspannt seien, bestehe aber die große Gefahr einer unerwarteten Korrektur - so die krude Logik. Deshalb nicht in Aktien investieren scheint ein bisschen übervorsichtig zu sein.