Am Nikolaustag beginnt der Bundesparteitag der SPD. Er wird das am vergangenen Wochenende ausgezählte Mitgliedervotum noch in einen formalen ­Beschluss umsetzen. Mit der Bestellung von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans geht die Partei die Wette ein, dass sie mit dem Verzicht auf den Regierungsanspruch wieder in der Wählergunst steigen wird. Wie allerdings der unterlegene Olaf Scholz als Vizekanzler und Finanzminister noch überzeugend Politik gestalten will, wenn ihm seine beiden Parteivorsitzenden im Koalitionsausschuss fortwährend Knüppel zwischen die Beine werfen, ist unklar; ein Rücktritt wäre konsequent. Die Perspektive der neuen SPD-Führung liegt also in einem rot-rot-grünen Bündnis, das derzeit allerdings nur auf knapp über 40 Prozent käme. Da die rechte Flanke des bürgerlichen Spektrums durch die in ihrem heutigen Aggregatzustand nicht bündnisfähige AfD geschwächt ist, bleibt auf absehbare Zeit wohl nur Schwarz-Grün oder Jamaika in der bundespolitischen Farbenlehre übrig. Inmitten des Handelsstreits haben sich Produktion und Auftragseingänge im November in China unerwartet stark verbessert. Beobachter hatten mit einem Rückgang gerechnet. Damit läuft die Konjunktur in einem der wichtigsten Märkte der Welt deutlich besser als prognostiziert, was sich auch in der Stimmung an den Börsen niederschlägt. Wie bestimmte politische Entwicklungen an den Märkten vorweggenommen werden, illustriert der Pfundkurs seit Monaten. Sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem Dollar steigt und steigt er. Jede Umfrage, die Premierminister Boris Johnson bei den für den 12. Dezember vorgesehenen Neuwahlen vorn sieht, stützt diese Entwicklung. Und seit Johnson Anfang Oktober die überraschende Einigung mit der EU bekannt gab, sind die Wetten auf eine Abwertung des Pfunds, die im Sommer Rekordniveau erreicht hatten, mehr oder weniger aufgelöst worden. Der Brexit ist an den Märkten durch.