Am Montagmorgen, kurz vor elf, kam die Benennung des neuen Gesundheitsministers über die Ticker. Es soll Karl Lauterbach werden - eine krasse Fehlbesetzung. Wie das Postengeschiebe genau verlief, werden Historiker aufzuklären haben, aber für Wirtschaft und Börse ist die Besetzung keine gute Nachricht. Denn bislang ist der Abgeordnete aus Leverkusen-Köln, seit knapp zwei Jahren ungekrönter Talkshowkönig, stets nur mit Alarmismus, insbesondere Lockdown-Alarmismus, aufgefallen. Jetzt ist aber nicht aktionistische Politik gefragt, sondern eine bedachte, nüchterne Kommunikation - und gutes Management. Der Impfstoff muss zur rechten Zeit am rechten Ort sein, der Minister darf nicht zusehen, wie Intensivbettenplätze abgebaut werden, sondern muss für deren Vermehrung sorgen, um nur zwei dringende Aufgaben zu nennen. In Lauterbachs Vita findet sich nichts, was ihn dazu qualifizieren würde.

Hinter den Kulissen werden aber nicht nur unglückliche Entscheidungen getroffen. Wie der Kollege Gabor Steingart am Montagmorgen in seinem "Briefing" bekannt machte, dürfen sich wohl weder EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel noch DIW-Präsident Marcel Fratscher Hoffnung auf die Nachfolge von Jens Weidmann an der Spitze der Deutschen Bundesbank machen. Damit besetzt die FDP mit dem Finanzministerium nicht nur das Schlüsselressort im neuen Bundeskabinett, sondern hat sich auch gegen SPD und Grüne in Hinblick auf die Stabilitätskultur in diesem Land in einer wesentlichen Personalie durchgesetzt. Die Geldpolitik wird zwar von der EZB gemacht, doch hat es nicht nur symbolischen Charakter, ob zu deren Geldflutungspolitik von der Bundesbank Widerworte oder Beifallskundgebungen kommen.

Um den ins Schlingern geratenen chinesischen Immobilienkonzern Evergrande war es in den vergangenen Wochen etwas ruhiger geworden. Nun scheint das Endspiel zu beginnen. Zu Wochenbeginn stürzte der Aktienkurs auf ein Rekordtief. Investoren hoffen jetzt auf eine möglichst schmerzfreie Abwicklung.