Novo Nordisk hat sich ambitionierte Langfristziele gesetzt. Von fünf auf bis zu zehn Prozent soll sich das jährliche Umsatzwachstum im internationalen Geschäft bis 2025 beschleunigen, verkündete das Management des dänischen Pharmakonzerns auf seinem Investorentag vergangene Woche. Im gleichen Zeitraum will das Unternehmen seinen ­globalen Marktanteil bei Diabetesmedikamenten von ­zuletzt 28 Prozent auf über ein Drittel erhöhen. Und um das stagnierende US-­Geschäft in Schwung zu bringen, soll auf diesem Markt der Anteil von neuen Produkten bis 2022 auf 70 Prozent steigen.

Gut 80 Prozent der Konzernerlöse generiert Novo Nordisk mit Diabetesmedikamenten. Darunter fallen lang und kurz wirkende Insuline sowie Therapien, die den Blutzuckerspiegel senken. Vorreiter ist das Unternehmen mit seinem Wirkstoff Semaglutid. Vereinfacht ausgedrückt aktiviert dieser die Ausschüttung von Insulin in der Bauchspeicheldrüse und hemmt zugleich die Abgabe des Hormons Glucagon, das die Erhöhung des Blutzuckerspiegels steuert. Außerdem sorgt Semaglutid für eine verringerte Energieaufnahme, indem es den Appetit zügelt.

Mit Ozempac und Rybelsus hat Novo Nordisk zwei Newcomer gelandet, die Milliardenumsätze einspielen werden. Das 2018 in den USA und Europa zugelassene Ozempac muss einmal wöchentlich subkutan gespritzt werden. Erst im September 2019 erhielt Rybelsus grünes Licht von den US-Behörden. "Rybelsus ist das erste proteinbasierte Diabetesmittel, das als Tablette verfügbar ist. Das ist ein Vorteil gegenüber den anderen Produkten mit dieser Molekülstruktur, die nur in flüssiger Form verfügbar sind und mit Spritzen verabreicht werden", meint Sergej Shelesnjak, Portfoliomanager bei der DWS. Überhaupt biete Novo Nordisk zusammen mit Eli Lilly die spannendsten Innovationen bei Diabetes: "Grundsätzlich ist das Innovations­niveau hier im Vergleich zu vielen anderen Indikationen wie Krebs oder seltenen Erkrankungen relativ niedrig."

Pipeline wird kontinuierlich erweitert


Um bei den Zulassungsbehörden und den Fachärzten zu punkten, müssen neue Diabetesmittel nicht nur den Blutzuckerspiegel dauerhaft senken. Immer mehr geht es auch darum, das Übergewicht von Diabetespatienten und das Risiko von langfristig auftretenden Folgeschäden deutlich zu reduzieren. So leiden 70 Prozent aller Betroffenen an Herz-Kreislauf-­Erkrankungen, das Schlaganfallrisiko erhöht sich um 150 Prozent.

Novo Nordisk hat darauf reagiert und erweitert die Entwicklungspipeline kontinuierlich um klinische Kandidaten zur Behandlung von Folgeerkrankungen wie Fettleibigkeit oder nichtalkoholische Fettleber. Der erfolgreiche Start von Saxenda, einem seit 2015 zugelassenen Mittel gegen Fettleibigkeit, weist die Richtung. Neue Produkte geben auch dem zweiten Geschäftsfeld Biopharmaka mit seinen Wachstumshormonen und Arzneien gegen Bluterkrankungen wieder Schwung. Dazu kommen Forschungsallianzen wie mit Bluebird Bio in der Gentherapie.

Finanziell steht Novo Nordisk auf einem soliden Fundament. Ende September lagen die Cashreserven bei umgerechnet 2,5 Milliarden Euro. Bei den freien Mittelzuflüssen, die im Zeitraum von Januar bis September gegenüber dem Vorjahr um mehr als zehn Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zulegten, wird der Konzern ab 2020 richtig durchstarten. Dann verringern sich die Marketingkosten für die neuen Produkte und die Kosten für den Ausbau neuer Produktionsstätten. Für Anleger sollte dann eine noch höhere Dividende herausspringen.