Berlin. Die Mittelschicht in Deutschland wird von der Politik so stark geschröpft, dass sie kaum noch die Möglichkeit hat, Vermögen neu aufzubauen. Nach Meinung des Ökonomen Max Otte, Autor des Spiegel-Bestsellers "Weltsystem Crash" wird die Mittelschicht derzeit zwischen den Wohlhabenden und den armen Bevölkerungsschichten zerrieben. "Das ist zum einen dem unfairen Steuersystem geschuldet, das für Kapitaleinkünfte weniger verlangt als für Arbeitseinkommen, und dann ist da noch die Nullzinspolitik, die in den vergangenen zehn Jahren dazu geführt hat, dass wir eine Explosion der Vermögenspreise haben." Während Vermögende ihre Einkommen durch Immobilien, Aktien und andere Assets und Sachwerte steigern konnten, leidet der Mittelstand unter Reallohnverlusten. "Infolge der Wohnungspreisentwicklung explodieren dann auch noch die Mieten. All das fällt auf die Mittelschicht zurück, deren Lebensstandardniveau sinkt."

Der Unmut der Mittelschicht äußere sich zunehmend über wachsende Zustimmung zu populistischen Parten, so Otte, der Mitglied der CDU ist. "Das hat auch damit zu tun, dass 70 Prozent der Deutschen sich nicht mehr trauen, ihre Meinung öffentlich zu artikulieren. So weit sind wir gekommen." Das es dem Mittelstand gut gehe wie von der Politik behauptet, stimme nicht. "Die Deutschen haben im Median - also die eine Hälfte liegt darüber, die andere darunter - ein Haushaltsvermögen von zwischen 50.000 und 60.000 Euro, je nach Berechnung. Das ist lächerlich. Die Griechen und Franzosen haben jeweils doppelt so viel, die Italiener dreieinhalbmal so viel wie wir Deutschen." Und sollte die Exportwirtschaft einbrechen, schlage das sofort auf den Wohlstand durch. "Es geht Deutschland also nicht gut. Wir befinden uns in einer illusorischen Blase, die sehr schnell platzen kann."

Autor: Roland Tichy

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