Was darf’s denn bitte sein? Für Privatanleger ist die Auswahl an Wertpapieren riesig: Abertausende von Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen, Fonds, ETFs, Zertifikaten und Optionsscheinen können gekauft und ins Depot eingebucht werden. Kein Wunder, dass praktisch jeder Anleger an der Börse andere Prioritäten setzt. Der eine handelt ausschließlich mit DAX-Titeln, der andere setzt auf passive Indexfonds, der Nächste ist dagegen von aktiv gemanagten Total-Return-Fonds angetan oder von Zertifikaten, die aber bitte als Sparplan erhältlich sein sollen. Wieder ein anderer geht gern mehr ins Risiko und will Optionsscheine beimischen. Und, und, und. Alles kein Problem. Praktisch jede mögliche Strategie kann auch umgesetzt werden, wenn man einen Broker findet, bei dem sich diese verwirklichen lässt - und das bitte zu möglichst geringen Kosten.

Doch kein Onlinebroker kann alles am besten und am günstigsten. Der eine bietet Sparpläne auch auf die ausgefallensten Fonds an, der nächste ist bei ­Xetra-Orders extrem günstig, wieder ein anderer ist im Direkthandel an der New Yorker Börse, der NYSE, unschlagbar, hat aber in Deutschland kaum Börsenplätze im Angebot. Diese Unterschiede zwischen den Brokern sind für €uro am Sonntag Grund genug, jedes Jahr im Februar die derzeit gültigen Angebote von 14 bundesweit aktiven Onlinebrokern unter die Lupe zu nehmen. Bei jedem der untersuchten Anbieter wurden dabei in 35 Kategorien insgesamt knapp 520 (Unter-)Punkte bewertet.

Die Gebühren waren dabei übrigens nicht das wichtigste Kriterium. Mit niedrigen Kosten war maximal knapp ein Viertel der insgesamt 4.500 möglichen Punkte zu erzielen. Das Hauptaugenmerk liegt bei diesem Test vielmehr darauf, wie umfassend das Angebot ist - aber auch, wie es um die Sicherheit bei den jeweiligen Brokern bestellt ist. Grundsätzlich galt für die Bewertung: Je wichtiger ein Aspekt für möglichst viele Privatanleger ist, desto mehr Punkte waren zu erzielen. Und je vorteilhafter dabei etwas für Privatkunden geregelt ist, desto mehr Punkte gab es (siehe auch unten "So wurde getestet"). Es geht in dem Test also um deutlich mehr als um eine reine Bewertung der Kosten und Gebühren.

Noch ein Hinweis: Die Comdirect hat angekündigt, beim Handel an den meisten deutschen Börsen ab 15. März höhere handelsplatzabhängige Entgelte zu erheben. Dies wurde im vorliegenden Test nicht berücksichtigt. Die Gründe: Zum einen galten diese Erhöhungen zum Zeitpunkt der Datenerhebung noch nicht, zum anderen ist es möglich, dass auch noch andere Broker bis Mitte März erhöhen. Dann jedoch wäre die Comdirect benachteiligt, weil sie so früh darüber informiert hat. Zudem dürften diese Erhöhungen bei dem vorliegenden Testdesign das Ergebnis nicht maßgeblich verändern.

Doch zurück zum Test. Was die Broker bieten, wird anhand von Fragen geklärt, die sich früher oder später wohl jeder Anleger stellt. Los geht es im er­sten Teil des Tests mit Fragen zu Basics des Börsenhandels:

Welcher Anbieter hat die niedrigsten Depotgebühren?

Während Filialbanken Jahr für Jahr bis zu einem Prozent des Depotvolumens als Depotgebühr verlangen, erheben insgesamt elf der getesteten Onlinebroker überhaupt keine Depotgebühren mehr. Bei den restlichen drei - Comdirect Bank, Sparkassen-Broker und 1822direkt - lassen sich die Bedingungen für das kostenlose Depot recht leicht erfüllen (siehe Tabelle unten). Deshalb waren mit dieser Frage auch nur maximal 22,5 Punkte zu holen.

Wer hat das beste Angebot im Aktienhandel auf Xetra?

Hier zeigte sich Degiro am stärksten: Mit 91,67 von 112,50 möglichen Punkten ließ dieser Broker die Konkurrenz weit hinter sich. So kostet bei Degiro beispielsweise eine Xetra-Order auf einen DAX-Titel im Volumen von 2.500 Euro inklusive aller Fremdkosten gerade mal 2,65 Euro. Auf Platz 2 folgt die Onvista Bank (64,71 Punkte) mit ihrem Festpreis-Depot, das sich auch direkt über Finanzen.net abschließen lässt. Hier kostet die gleiche Order immer noch sehr günstige 6,50 Euro. Auf dem dritten Platz liegt in der aktuellen Auswertung Flatex mit immerhin 55,07 Punkten. Hier ist unsere Xetra-Beispiel­order im Schnitt für 8,17 Euro inklusive Fremdkosten zu haben.

Kann beim Zufluss von Dividenden eine Gebühr fällig werden?

Ja, das ist möglich, jedoch recht selten. Flatex verlangt beim Zufluss von Dividenden ausländischer Aktiengesellschaften 5,90 Euro, wenn die Höhe der Ausschüttung den Gegenwert von 15 Euro übersteigt. Besonders ärgerlich für Anleger, die auf Aktien mit Quartalsdividenden setzen.

Ist es möglich, eine Order per Telefon aufzugeben?

In der Regel schon, doch nicht alle Onlinebroker bieten neben dem Online-Orderzugang weitere Ordermöglichkeiten an. Bei DKB Deutsche Kreditbank und NIBC Direct geht das Ordern ausschließlich online. Bei vielen anderen Brokern ist das Ordern per Telefon zwar möglich, kostet aber zusätzlich. Die fünf Onlinebroker, die eine Orderaufgabe per Sprachcomputer ermöglichen (Comdirect Bank, Consorsbank, Flatex, ING und Targobank), bieten diesen Service ohne Zusatzkosten an.

Die Orderaufgabe per Telefonbetreuer ist immerhin bei zwölf der 14 Anbieter möglich; allerdings ist sie nur bei der Merkur Bank für den Kunden kostenfrei. Alle anderen Anbieter erheben hier Zusatzgebühren zwischen drei Euro (Deutsche Postbank) und 14,95 Euro (Consorsbank). Bei Degiro und der Targobank hängt die Höhe der Gebühr (teilweise) vom Ordervolumen ab: ­Degiro verlangt zehn Euro zuzüglich 0,1 Prozent des Ordervolumens, die Targobank zusätzlich zur normalen Ordergebühr 0,25 Prozent des Ordervolumens, dafür aber kein weiteres Fixum. Einige Anbieter ermöglichen zudem - in der Regel gegen Zusatzgebühren - die Orderaufgabe via Fax und/oder Brief (siehe Tabelle unten).

Und Aktionäre, die inländische Hauptversammlungen besuchen wollen?

Die sollten ihr Depot besser nicht bei ­Degiro führen. Dieser Anbieter verlangt für seinen Hauptversammlungsservice - Zusenden von Eintritts- und/oder Abstimmungskarten - 100 Euro je Hauptversammlung. Bei Flatex kostet das lediglich 5,90 Euro und bei der Onvista Bank fünf Euro. Bei allen anderen Anbietern kostet dieser Service nichts.

Wer liegt eigentlich im Test bei Ordertypen und -laufzeiten vorn?

Anleger, die viel Wert auf möglichst umfassende Orderfunktionalitäten und möglichst lange Orderlaufzeiten legen, sind bei der Comdirect Bank am besten aufgehoben. Sie erzielte hier 400,50 von 675 möglichen Punkten. Knapp dahinter auf Platz 2 mit 397,00 Punkten die Merkur Bank, gefolgt von der 1822direkt mit 389,50 Punkten.

Wie ist es um die Sicherheit beim Online­brokerage bestellt?

In der Umfrage wurde auch betrachtet, wie es um die Sicherheit des Onlinebrokerage steht. So wurde etwa abgefragt, wie kulant sich die Broker gegenüber Kunden zeigen, die von Cyberkriminellen betrogen wurden. Ergebnis: Derzeit müssen lediglich bei sechs Banken die Kunden, die sich leicht fahrlässig verhielten, überhaupt nicht für den Schaden aufkommen. Bei weiteren fünf In­stituten stehen Kunden maximal für 150 Euro gerade. Die große Ausnahme ist wieder Degiro. Hier müssen die Kunden den gesamten Schaden tragen.

Grundsätzlich ist das auch bei der Targobank so, allerdings haben hier Kunden die Möglichkeit, eine kostenlose Sicherheitsregistrierung vorzunehmen. Dann trägt im Fall des Falles die Targobank den Schaden in voller Höhe. Und das auch bei grober Fahrlässigkeit. Übrigens: Bei grober Fahrlässigkeit ersetzen ansonsten lediglich die Anbieter Consorsbank, DKB Deutsche Kreditbank und ING den Schaden komplett. Maxblue hat die Kundenhaftung in diesem Fall mittels einer Sicherheitsgarantie auf 50 Euro beschränkt. Bei allen anderen Anbietern haftet der Kunde bei grober Fahrlässigkeit unbeschränkt.

Was bedeutet Referenzkonto-Prinzip?

Ganz einfach: Gilt dieses Prinzip, kann Geld ausschließlich auf ein vorab festgelegtes Konto bei einer fremden Bank überwiesen werden. Und: Dieses Referenzkonto sollte online nicht geändert werden können. Wird dieses Prinzip beim Depot-Verrechnungskonto konsequent angewendet, verhindert es, dass Cyberkriminelle Geld auf fremde Konten transferieren.

Bei den meisten befragten Onlinebrokern lässt sich dieses Prinzip jedoch umgehen - entweder indem Kunden auch Girokonten als Verrechnungskonto nutzen können oder indem sich Referenzkonten online ändern lassen. Lediglich Comdirect, Degiro, Flatex und Onvista Bank setzen dieses Prinzip konsequent um.

Was wurde ansonsten in puncto Sicherheit noch bewertet?

Ein ganze Menge. So wurde etwa auch bewertet, wie sicher die Verfahren sind, die bei Onlinetransaktionen zum Einsatz kommen, wie hoch die Einlagen­sicherung ist und welche alternativen Zugangswege und kostenlose Notfall-­Orderwege es gibt, sollte die normale Aufgabe von Onlineorders einmal nicht möglich sein.

Welcher Anbieter ist unter dem Aspekt der Sicherheit top?

Wer möglichst auf Nummer sicher gehen will, ist bei der Consorsbank am besten aufgehoben. Diese erzielte in Sachen Sicherheit 578,65 von 675 möglichen Punkten. Knapp dahinter auf Platz 2 folgt die ING mit 565,30 Punkten vor der Comdirect mit 563,80 Punkten.

Wie hoch sind die Habenzinsen für täglich verfügbare Gelder?

Bei den Habenzinsen für Bestandskunden ist auf den ersten Blick die Merkur Bank spitze: Mit 0,65 Prozent bietet sie die höchsten Habenzinsen. Der Haken dabei: Für ihr "Tagesgeld Plus" verlangt sie im Jahr 149 Euro. Heißt: Im Durchschnitt müssen mindestens 22.923,08 Euro auf diesem Konto liegen, sonst wird Geldparken zum Verlustgeschäft. Wer jedoch das ganze Jahr über die maximal möglichen 100.000 Euro hier parkt, bekommt nach Abzug der Gebühren 501 Euro Zinsen, was einem Zinssatz von 0,5 Prozent entspräche.

Das beste Angebot ganz ohne Gebühren und ohne jede Obergrenze kommt dagegen von der NIBC Direct mit 0,25 Prozent im Jahr. Mit 0,2 Prozent macht die DKB Deutsche Kreditbank derzeit das drittbeste Zinsangebot. Doch hier ist der Zins wiederum auf Einlagen bis maximal 100.000 Euro begrenzt. Bei zehn Brokern gelten Zinssätze zwischen 0,05 und 0,00 Prozent.

Eine Besonderheit in Sachen Zinsen gibt es bei Flatex: Dieser Onlinebroker erhebt für Guthaben auf dem Verrechnungskonto einen Strafzins von 0,4 Prozent im Jahr. Zwar können Anleger über den Kooperationspartner Zinspilot Tagesgeldangebote anderer Banken nutzen. Jedoch ist das aus unserer Sicht für Kapital, das nur ein paar Tage bis zum Kauf eines Wertpapiers auf dem Konto liegt, nicht besonders praktikabel.

Welcher Broker ist bei Zinsen top?

Insgesamt kam die NIBC Direct bei Habenzinsen und Wertpapierkredit mit 117,69 von 225 möglichen Punkten ganz nach oben. Auf den Plätzen 2 und 3: Consorsbank (82,11 Punkte) und S-Broker (75,56 Punkte).

Wer liegt nach dem ersten Teil des Tests vorn?

Unterm Strich schnitt bisher die Com­direct Bank am besten ab. Sie kam auf 1.062,19 von 1.710 möglichen Punkten. Nur einen Wimpernschlag dahinter liegt die Consorsbank mit 1.060,36 Punkten. Eine Differenz von gerade mal 1,83 Punkten. Auf Platz 3 folgt die Merkur Bank mit 997,56 Punkten.

Der zweite Teil des Tests in der kommenden Ausgabe von Euro am Sonntag dreht sich um Handelsmöglichkeiten im In- und Ausland, Kosten und Gebühren abseits des Xetra-Handels sowie um die Informations-, Research- und Beratungsangebote der Onlinebroker.





So wurde getestet:

Im Test: 14 Onlinebroker, die in Deutschland aktiv sind. Dabei wurden in 35 Kategorien knapp 520 (Unter-)Punkte der Standardkonditionen des jeweiligen Preismodells mit Stand 1. Februar 2019 bewertet.

Bewertung: Insgesamt konnten maximal 4.500 Punkte erzielt werden. Diese verteilten sich wie folgt auf die drei Testteile: Im ersten Teil (aktuelle Ausgabe) konnten maximal 1.710 Punkte erzielt werden.
Bis zu 22,5 Punkte gab es im Bereich Depotgebühren. Mit guten Konditionen beim Xetra-­Handel konnten maximal 112,5 Punkte erzielt werden. Mit umfassenden Orderfunktionalitäten an möglichst vielen Börsen sowie möglichst langen maximalen ­Ordergültigkeiten waren bis zu 675 Punkte machbar. Hohe Sicherheitsstandards (Orderaufgabe, Einlagensicherung, Haftung bei Phishing etc.) sowie Alternativen bei Orderaufgabe und Depotzugängen ­waren für bis zu 675 Punkte gut. Bei vergleichsweise hohen Guthabenzinsen für täglich verfügbares Geld auf kostenlosen ­Eurokonten sowie bei möglichst guten Konditionen für Wertpapierkredite wurden bis zu 225 Punkte vergeben.
Mit erweiterten Handelsmöglichkeiten konnten im zweiten Teil (Ausgabe 07/2019) maximal 1.575 Punkte erzielt werden und im dritten Teil (Ausgabe 8/2019) mit ­umfassendem Fondshandel, Wertpapier- Spar- und -Auszahlplänen die restlichen 1.215 Punkte.
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