Weniger Leerstand, mehr Wohnungen, weniger Schulden: Nach vorläufigen Zahlen steigerte Peach Property den Vorsteuergewinn im Krisenjahr 2020 von 110 auf 150 Millionen Schweizer Franken. Die Mieteinnahmen stiegen von 39 auf 55 Millionen, die operative Marge von 71 auf 75 Prozent. Auch für 2021 ist Vorstandschef Thomas Wolfensberger trotz der Pandemie optimistisch.

Börse Online: Warum interessiert sich eine Schweizer Immobiliengesellschaft für Wohnungen in deutschen B-Lagen?

Thomas Wolfensberger: Wir investieren seit 13 Jahren im deutschen Markt, den wir aufgrund einiger Besonderheiten als ungemein attraktiv erachten: Zunächst ist Deutschland mit über 40 Millionen Haushalten der größte europäische Immobilienmarkt. Dazu kommt, dass der Anteil der Mieter gegenüber Eigentümern der höchste aller europäischen Länder ist. Und dieser große Markt hat seit vielen Jahren einen strukturellen Nachfrageüberhang - es werden zu wenig neue Wohnungen gebaut. Um die Ziele der Bundesregierung zu erreichen, müssten jedes Jahr 375 000 Wohnungen fertiggestellt werden, 2018 waren es aber nur 287 000 und 2019 deren 293 000.

Aber ist der Markt nicht schon überhitzt?

Der Markt hat immer noch erhebliches Potenzial, besonders wenn man, wie bei Peach Property üblich, ein qualitativ hochwertiges Produkt mit guten Dienstleistungen anbietet, mit Augenmaß einkauft und dann intensiv mit den Beständen arbeitet. Unser Portfolio weist aktuell eine Bruttorendite von rund fünf Prozent auf. Die Rendite und das Wachstum zeigen, dass unser Modell funktioniert und es attraktive Marktopportunitäten gibt.

Wie ist das mit dem qualitativ hochwertigen Produkt zu verstehen?

Wir postulieren Mieterzufriedenheit nicht nur auf unserer Homepage, wir leben sie, indem wir uns schnell und mit sehr kurzen Reaktions- und Lösungszeiten der Probleme unserer Mieter annehmen. Innerhalb von weniger als 19 Stunden erfolgt durchschnittlich auf eine Anfrage oder Schadensmeldung von uns eine qualifizierte Reaktion, und nach einer guten Woche ist jedes Problem im Durchschnitt komplett gelöst. Neben der digitalen Kommunikation stehen wir Mieterinnen und Mietern in unseren Peach Points vor Ort zu normalen Ladenöffnungszeiten und ohne Voranmeldung persönlich zur Verfügung - während des Lockdowns leider vorübergehend nur elektronisch oder klassisch am Telefon. Nahezu einmalig dürfte bei deutschen Immobilienunternehmen sein, dass die Honorierung von Dienstleistern mit Mieterkontakt zum Teil an die Mieterzufriedenheit gekoppelt ist, die wir stetig messen.

Ihr Wohnungsbestand ist 2020 von 13 000 auf mehr als 23 000 gestiegen. Gleichzeitig geben Sie an, die Verschuldung gesenkt zu haben. Wie passt das zusammen?

Wir haben im Zuge des Einkaufs der rund 10 000 Einheiten eine Kapitalerhöhung in Form einer Pflichtwandelanleihe über 230 Millionen Schweizer Franken durchgeführt. Die Kapitalerhöhung war bewusst größer gewählt, als sie hätte sein müssen, um die Verschuldung parallel zu senken. Wir haben im Allgemeinen sehr guten Zugang zu Eigenkapital und sind stolz, unsere Aktionärsbasis im Zuge der Kapitalerhöhung unter anderem mit einem namhaften Partner wie Ares Management Corporation gestärkt zu haben.

Müssen Aktionäre in naher Zukunft mit einer weiteren Verwässerung rechnen?

Wir wollen weiterwachsen, das ist klar. Insgesamt nutzen wir dabei immer einen Mix aus Eigen- und Fremdkapital und legen bei der Finanzierung und im Einkauf den Fokus darauf, dass das Wachstum nicht mit einer übermäßigen Verwässerung einhergeht.

Sie investieren zwar in Deutschland, aber deutsche Anleger haben es schwer, in Ihre Aktie zu investieren. Seit Mitte 2019 ist sie wegen des Regulierungsstreits zwischen der Schweiz und der EU nur noch außerbörslich oder in Zürich handelbar. Ärgert Sie das?

Natürlich ist die Situation unbefriedigend für uns. Wir sind hauptsächlich am deutschen Markt aktiv und freuen uns über möglichst viele deutsche Investoren, die in ihren Heimatmarkt investieren wollen. Im Herbst 2020 haben wir uns deshalb klar dazu positioniert und auf der außerordentlichen Generalversammlung eine partielle Änderung unserer Statuten beschlossen, um die Eintragungsrestriktionen für nicht schweizerische Investoren aufzuheben. Was die Handelbarkeit der Aktie in Deutschland angeht, liegt dies leider nicht in unserer Hand, sondern wird im politischen Raum entschieden.