Das schlechte Jahr 2022 ist Vergangenheit. Für Technologie-Werte war es sogar katastrophal. Der Nasdaq 100 verbilligte sich um 33 Prozent. Chiphersteller Intel gab sogar rund 49 Prozent nach. Doch einige Werte hielten sich deutlich besser als der Durchschnitt und haben auch beim Blick nach vorn große Chancen.

Um die aussichtsreichsten Aktien zu ermitteln, untersucht die Datenanalyse-Firma TipRanks mit ihrem Tool 'Smart Score' regelmäßig tausende Unternehmen. Dieser einzigartige Score misst Aktien anhand ihres Potenzials, den Markt zu übertreffen, basierend auf acht Schlüsselfaktoren. Zu den Parametern gehören, wie die am besten performenden Analysten die Aktien bewerten, ob Hedgefonds kaufen oder verkaufen, sowie fundamentale und technische Faktoren. Auch die allgemeine Nachrichtenlage und Insider-Aktivitäten werden gecheckt. Durch diese Analyse wird dann jeder Aktie eine Bewertung zwischen 1 und 10 zugewiesen, wobei 10 am besten ist.

Trotz des vorherrschenden makroökonomischen Gegenwinds auf dem Markt gibt das Tool den Anlegern die Möglichkeit, Aktien mit einer 'Perfect 10' auszuwählen und für Anleger-Portfolios zu empfehlen.

In der jüngsten Auswertung überrascht das Tool mit drei Halbleiter-Unternehmen. Nach den Lieferketten-Problemen dürften sie eine entscheidende Rolle bei der weiteren Digitaisierung in der Wirtschaft spielen. Jeder Konzern verfügt auch über ein 'Strong Buy'-Rating und ein Aufwärtspotenzial von mehr als 30 Prozent für 2023. Es ist demnach nicht nur ein perfektes Ergebnis, es ist eine perfekte Kombination aus bullischen Indikatoren.

Frisch aus der TipRanks-Datenbank folgen nun drei 'perfekte' Chip-Aktien.

Taiwan Semiconductor Manufacturing

Das erste Unternehmen ist der nach Intel und Samsung weltweit drittgrößte Halbleiter-Hersteller und der weltweit größte unabhängige Auftragsfertiger für Halbleiterprodukte: Taiwan Semiconductor Manufacturing Company, kurz TSMC.

Im vergangenen Jahr erzielte Taiwan Semi einen Gesamtumsatz von 56,84 Milliarden US-Dollar. Allein im dritten Quartal, dem zuletzt gemeldeten, wurde ein Umsatz von 20,23 Milliarden US-Dollar erzielt – gut Prozent mehr als in Q2 und fast 36 Prozent mehr im Jahresvergleich. Der Gewinn pro Aktie lag bei 1,79 Dollar – fast 80 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Das Unternehmen teilt diese Gewinne mit den Aktionären. TSMC zahlt seit 2004 eine regelmäßige Dividende, gekürzt wurde noch nie. Zuletzt wurde eine Basisdividende je US-Aktie von 44 Cent announciert. Bei diesem Satz beträgt die Jahres-Dividende 1,76 Dollar und bringt 2,3 Prozent. Die nächste Auszahlung ist für kommenden März geplant.

Auf dem Smart Score zeigt Taiwan Semi positive Zahlen zu mehreren Schlüsselfaktoren. Dazu gehört die Stimmung von Finanzbloggern – immer eine unbeständige Menge – die TSMC-Aktien zu 88 Prozent positiv gegenüberstehen. Auch die von TipRanks verfolgten Hedgefonds erhöhten ihre Bestände an TSMC zuletzt um über 53,5 Millionen Aktien. Alles zusammen ergibt eine 'Perfekte 10' für die Aktie.

Needham-Analyst Charles Shi schrieb kürzlich in einer Studie: "Wir empfehlen die TSMC-Aktie als Kernbeteiligung für Anleger, die in Halbleiter investieren möchten, die wir als Grundlage der expandierenden digitalen Wirtschaft betrachten." Sein Kursziel von 110 Dollar entspricht für die nächsten 12 Monate einem Aufwärtspotenzial von 48 Prozent. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt bei 104 Dollar. Am Freitag hatte TSMC bei 74,49 Dollar geschlossen. Auch Warren Buffett ist überzeugt von TSMC und kaufte im dritten Quartal für gut vier Milliarden Dollar Papiere in seine Beteiligungsholding Berkshire Hathaway.

TSMC (WKN: 909800)

ASML-Holding

Die zweite Aktie ist ASML. Sie ist zwar kein reiner Chip-Hersteller, aber für die Halbleiter-Industrie von wesentlicher Bedeutung. Das niederländische Unternehmen ist ein Anbieter von Fotolithografiegeräten, Hardware, Software und Dienstleistungen, die es ermöglichen, Silizium-Halbleiter-Mikrochips zu entwerfen und herzustellen. Diese Werkzeuge verwenden optische Abbildungsverfahren, um Schaltmuster auf Siliziumwafer zu pressen, die später zum Endprodukt werden. ASML ist weltweit führend in dieser besonderen Zuliefer-Nische.

Im letzten berichteten, dritten Quartal erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 5,8 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 1,7 Milliarden Euro. In US-Dollar belaufen sich diese Zahlen auf 6,18 Milliarden Dollar bzw. 1,81 Milliarden Dollar. Unter dem Strich meldete ASML einen Gewinn pro Aktie von 4,29 Euro (oder 4,57 Dollar in US-Währung). Vorausschauend rechnet das Unternehmen für das laufende Jahr mit einem Gesamtumsatz von rund 21 Milliarden Euro.

Im Smart Score weist ASML eine solide Eigenkapitalrendite von 57 Prozent über den letzten 12-Monats-Zeitraum auf. Finanzblogger stehen dieser Aktie zu 95 Prozent positiv gegenüber – und Hedgefonds kauften im dritten Quartal 268.600 Aktien.

JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande rechnet damit, dass ASML seinen Marktanteil im Litho-Segment auf 80 bis 89 Prozent ausbauen dürfte. Er prognostiziert ein Kursziel 710 Dollar festgelegt ist, impliziert ein potenzielles einjähriges Aufwärtspotenzial von gut 30 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau (543,93 Dollar). In Amsterdam schloss die ASML-Aktie am Freitag bei 503,80 Euro (siehe Chart).

ASML (WKN: A1J4U4)

Infineon Technologies AG

Der dritte Chip-Wert erreicht die 'Perfect 10' nicht ganz: Infineon Technologies. Der deutsche Chip-Konzern ist in mehr als 90 Ländern weltweit vertreten. Die Produktpalette des Unternehmens umfasst Sensoren, Chips, drahtlose Konnektivitätsprodukte, Sicherheits- und Smartcard-Lösungen, Mikrocontroller und mehr.

Die Aktie des Unternehmens hat in letzter Zeit ziemlich viel Aufsehen erregt, nachdem sie in den letzten drei Monaten um 23 % zugelegt hatte. Über einen längeren Zeitraum von drei Jahren hat die Aktie des Unternehmens eine Rendite von 48 Prozent für seine Aktionäre erwirtschaftet.

Die im November veröffentlichten Zahlen für das vierte Geschäftsquartal und das Gesamtjahr sorgten für kräfigen Kursschub. Im Gesamtjahr betrug der Umsatz 14,2 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das Unternehmen ist für 2023 sehr optimistisch und hat ein Umsatzziel von 15,5 Milliarden Euro ausgegeben.

Infineon plant, rund fünf Milliarden Euro in einen neuen Produktionsstandort in Dresden zu investieren. Laut Analystenkonsens von TipRanks hat die Infineon-Aktie – anders als die beiden ersten Chip-Werte – nur ein 'Moderate Buy'-Rating. Immerhin: Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 39,88 Euro, was einem Potenzial von gut 40 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Jahresende 2022 bei 28,43 Euro entspricht.

Infineon (WKN: 623100)

Alle drei Halbleiter-Aktien haben im neuen Jahr laut TipRanks überdurchschnittliche Kurschancen. Bei TSMC darf nicht vergessen werden, dass eine mögliche Eskalation der Spannungen zwischen China und Taiwan dem Unternehmen nachhaltig schaden könnte. Anleger sollten grundsätzlich mit individuellen Stop-Loss-Orders handeln, die negative Kurs-Überraschungen überschaubar halten.

Übrigens: Alle drei Aktien befinden sich auch im BÖRSE ONLINE Chip Power Index.

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