Pläne des Berliner Senats für einen entschärften Mietendeckel in Berlin haben am Freitag für teilweise zweistellige Kursanstiege bei Immobilienaktien gesorgt. Spitzenreiter war der in Berlin stark vertretene Wohnungskonzern Deutsche Wohnen, dessen Aktie zeitweise zwölf Prozent im Plus lag. Vonovia setzte sich mit einem Anstieg von über fünf Prozent an die DAX-Spitze. Auch die Aktien von Grand Citi Properties, LEG Immobilien, TAG Immoblien und Aroundtown notierten bis zu fünf Prozent im Plus.

Die Berliner Bausenatorin Katrin Lompscher hatte am Freitag einen Entwurf für den Mietendeckel vorgelegt, der im Vergleich zu vorherigen Plänen deutlich entschärft ist. Er sieht moderate Anhebungen ("atmender Mietendeckel") vor, die sich an der jährlichen Inflationsrate orientieren. Die Mietenobergrenzen werden nach oben gezogen und sollen nun zwischen 5,95 und 9,80 Euro liegen. Radikale und flächendeckende Mietsenkungen soll es demzufolge nicht geben. Stattdessen soll künftig auch das Haushaltseinkommen der Mieter berücksichtigt werden.

Von den Plänen konnte am Freitag insbesondere der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen profitieren, der in Berlin stark vertreten ist. Die Aktie lag bis zu zwölf Prozent im Plus und notierte bei 33 Euro. Das Anlegermagazin BÖRSE ONLINE hatte die Aktie von Deutsche Wohnen bereits in seiner Ausgabe 35 (Erscheinungstag 29.8.) auf Kaufen hochgestuft - insbesondere, weil die Aktie zuletzt weit unter ihrem Nettovermögenswert von 42 Euro je Aktie notierte und bereits sehr viel Negatives im Kursniveau enthalten sei. Das Kursziel liegt bei 39 Euro. BÖRSE ONLINE hat derzeit ebenfalls Kaufempfehlungen für die Aktien von Vonovia mit Kursziel 53,50, Grand Citi Properties mit Kursziel 28 Euro, und Adler Real Estate mit Kursziel 18 Euro.

Vonovia will Investitionen verlagern


Trotz der möglichen Entschärfungen bekräftigte der Wohnungskonzern Vonovia auf Anfrage von BÖRSE ONLINE am Freitag seine Kritik an den Plänen. "Ein Mietendeckel im Allgemeinen und eine Mietobergrenze im Besonderen wird das Problem von zu wenigen Wohnungen in Berlin verschlimmern", sagte Rene Hoffmann, Leiter Investor Relations bei Vonovia, gegenüber BÖRSE ONLINE. "Der Mietendeckel wird dringend benötigte Investitionen in Energieeffizienz und den altersgerechten Umbau von Wohnungen verhindern. Und er wird das Problem für jeden vergrößern, der in Berlin eine Mietwohnung sucht."

Hoffmann zufolge erwägt Vonovia, seine Investitionen in andere Regionen zu verlagern: "Sollte der vom Berliner Senat geplante Mietendeckel kommen, würden wir die ursprünglich für Berlin vorgesehenen Investitionsmittel weitestgehend oder vollständig in andere Regionen umleiten."