Die Fitnessbranche ist ein wettbewerbsintensives Geschäft. In Metropolen wie New York gibt es praktisch an jeder Ecke einen Klub, in dem Sportbegeisterte ihren Body stählen oder Normalos ihre Pfunde abtrainieren. Im überfüllten Markt zu bestehen, ist äußerst schwierig, bei vielen Unternehmen schrumpfen die Gewinne. Beispiel Town Sports International: Die 1973 gegründete börsennotierte Holding, ein mit 155 Filialen mittelgroßer Anbieter in den USA, erlebt ein Trauerspiel. Die Kunden laufen in Scharen weg, seit dem Börsengang 2006 hat sich der Kurs halbiert.

Der Fitnesstrend hat aber auch seine Gewinner. Seit Oktober 2015 ist die Kette Planet Fitness an der Börse. Der Kurs hat sich seither mehr als verdreifacht. Das liegt am cleveren System: Der Konzern kassiert Franchiseentgelte von Filialbetreibern, die das Konzept samt Markenausstrahlung und Atmosphäre pachten. Die selbstständigen Betreiber sind dabei verpflichtet, das komplette Equipment von Planet Fitness zu kaufen. Und schließlich liefern noch rund 60 firmeneigene Filialen Umsatz.

Vorurteilsfreie Zonen

Zum Imperium gehören inzwischen 1.646 Klubs, "vorurteilsfreie Zonen", die sich vor allem an normal bis wenig trainierte Gewichtsreduzierer richten. Die Center sind riesig, es gibt kein Gedränge um Maschinen oder Gewichte. Das Monatsabo fängt bei zehn Dollar an. Kunden können zeitnah kündigen und werden nicht in lange Verträge gedrängt.

Planet Fitness gehört damit zu den Preisbrechern der Branche. Im Schnitt zahlen US-Kunden für einen Fitnessklub 50 Dollar im Monat, so der Branchenverband IHRSA. Die teureren Rivalen bieten teils mehr, Pools etwa, oder die Möglichkeit, Basketball oder Tennis zu spielen. Anbieter wie Gold’s Gym und LA Fitness können locker über 500 Dollar Gebühr im Jahr verschlingen. Noch teurer sind Boutique-Klubs einschließlich Yoga- und Pilatesangeboten. So kosten etwa 45 Minuten Spinning in New York beim Anbieter Soulcycle beachtliche 34 Dollar.

Das ist für viele Kunden schlicht zu teuer. Attraktiver ist da ein Planet-Fitness-Paket für 20 Dollar im Monat, das die Nutzung aller Studios in den Vereinigten Staaten beinhaltet. Das gehobene Abo kommt mit einer "schwarzen Karte" daher, die Extras: kostenlose Haarschnitte, Sonnenbankbesuche oder Massagen. Das Angebot ist ideal für Leute, die viel reisen.

Große Expansionspläne

Die Klientel ist überwiegend jung. Viele Studenten und Berufsanfänger sind dabei - ein Vorteil, denn das Unternehmen kann mit seiner jungen Kundschaft wachsen. Im Markt gibt es gute Expansionschancen: Erst 20 Prozent der Amerikaner haben Zugang zu einem Fitnessstudio, rund 80 Prozent sind nicht angemeldet. In allen 50 US-Bundesstaaten gibt es die Klubs, außerdem in Puerto Rico, Kanada, der Dominikanischen Republik und Panama. Seit Kurzem expandieren die Amerikaner zudem nach Mexiko. Ziel von Chef Chris Rondeau sind 4.000 Filialen.

Die Südspitze Manhattans ist einer der teuersten Immobilienstandorte in den USA, hier gibt es gleich zwei Standorte. Planet Fitness ist groß genug, sich das leisten zu können: 12,2 Millionen Mitglieder hat die Kette inzwischen, rund 40 Prozent davon hatten zuvor noch keine Mitgliedschaft, so die Analysten von Piper Jaffray.

Bei den Finanzkennziffern lässt das Unternehmen die Muskeln spielen. Von Januar bis September 2018 stieg der operative Cashflow von 54 auf 74 Millionen Dollar. Stark ist auch die Nettoumsatzrendite von über 15 Prozent. Rondeau hebt regelmäßig die Prognosen an. Im November legte er die Latte für den Abschluss 2018 höher. "Die Firma ist gut positioniert, um langfristiges Gewinnwachstum und großartigen Wert für die Aktionäre in den kommenden Jahren zu schaffen", sagte er.

Die Filiale nahe der Wall Street bietet jeden Tag kostenlose Fitnesskurse an. Mit ihrer Methode erobert die Kette nicht nur Marktanteile, sondern überzeugt auch die Banker an der Wall Street. Die meisten Analysten empfehlen die Aktie inzwischen - und manch einer ist selbst Kunde.

Investor-Info

Planet Fitness
Starke Kennziffern

Die Fitnesskette wuchs in den vergangenen drei Jahren um rund 15 Prozent, 2018 soll der Umsatz um 30 Prozent zugelegt haben. Der Gesundheitstrend ist nachhaltig. Die Bilanz ist frei von Schulden, die Cashzuflüsse sind hoch. Das Franchisemodell senkt den Kapitalbedarf und somit auch das Risiko. Das Konzept gefällt den Finanzleuten an der Wall Street, auch deshalb ist die Bewertung mit dem gut 40-Fachen des Jahresgewinns hoch. Die langfristigen Perspektiven sind attraktiv.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 65,00 Euro
Stoppkurs: 44,00 Euro