Der geplante Börsengang (IPO) von Volkswagens Sportwagentochter Porsche ruft immer mehr Kritiker auf den Plan. Während der Konzern die Pläne für einen der weltweit größten Börsengänge weiter vorantreibt, stören sich Investoren und Anleger zunehmend an den Konditionen der Transaktion, die inzwischen bekannt sind.

Hauptkritikpunkte sind unter anderem eine geplante Aufteilung der Porsche-Anteilscheine in Stamm- und Vorzugsaktien sowie massive Interessenkonflikte führender Manager, allen voran der Vorstandschef der ­Familienholding Porsche SE, Hans Dieter Pötsch, gleichzeitig Aufsichtsratschef des VW-­Konzerns. "Wir begrüßen eine eigen­verantwortlichere VW-­Tochter Porsche, halten jedoch die Bedingungen des Börsengangs für grundlegend falsch", sagte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka gegenüber €uro am Sonntag.

Zwischen dem VW-Haupteigner, der Porsche Holding SE, und dem VW-Konzern ist bereits eine Grundsatzvereinbarung geschlossen worden. Sie sieht vor, dass die Porsche SE 25 Prozent zuzüglich einer Aktie der Stammaktien an der Porsche AG erwerben soll und damit eine Sperrminorität erhält. Am Kapitalmarkt platziert werden sollen bis zu 25 Prozent der stimmrechtslosen Vorzüge und damit 12,5 Prozent des Gesamtkapitals. Knapp die Hälfte des Erlöses aus dem Börsengang soll als Sonderdividende an alle Aktionäre fließen. Das von Experten geschätzte Emissionsvolumen von 15 bis 25 Milliarden Euro würde Porsche zu einem der weltweit größten Börsengänge machen.

Massive Interessenkonflikte


"Wir verbinden mit mehr ­Eigenständigkeit die Chancen, dass sich Porsche freier entwickeln kann als im engen VW-­Konzern-Korsett", sagte Speich, Deka-Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance.

Porsche habe insbesondere bei der Profitabilität noch Luft nach oben und sich in den ­zurückliegenden Jahren nicht entsprechend seines Potenzials entwickelt. "Die Margen von Mercedes sind näher an Porsche als Porsche an Ferrari." Der Börsengang sei das falsche Mittel. "Er kommt einer Quasi-Enteignung der freien VW-Aktionäre gleich." VW benötige den IPO-­Erlös nicht, und die sehr hohe Ausschüttung helfe lediglich den Familien Porsche und Piëch. "Es dient dem Ziel der Familien, ihren Anteil am IPO zu finanzieren."

Insbesondere die Unterscheidung zwischen Stamm- und Vorzugsaktien sei nicht mehr zeitgemäß, kritisiert Speich. "Wir fordern auch eine höheren Spread von mehr als zehn (derzeit geplant: 7,5) Prozent. Ein Stimmrecht ist mehr wert, und dies muss an den Kursnotierungen der Aktien deutlich sein."

Schließlich gebe es bei Vorstand und Aufsichtsrat der neuen Porsche AG massive In­teressenkonflikte, da sie in Teilen weitere Funktionen im VW-­Konzern innehaben. "Die Bedingungen des Börsengangs und die gelebten Managementstrukturen sind nicht zeitgemäß und einer Porsche nicht würdig. Letztlich schaden sie dem Share­holder-Value-Gedanken, und Investoren werden einen Abschlag einpreisen."

Idealer Zeitpunkt?


VW-Chef Herbert Diess hatte auf dem Aktionärstreffen vergangene Woche die Börsenpläne bekräftigt - trotz Konjunkturschwäche und der Unruhe am Kapitalmarkt. "Der Zeitpunkt ist ideal für einen Börsengang", sagte Diess. Skaleneffekte und Synergien blieben für Porsche auch nach einem IPO erhalten. Nach bisherigen Plänen soll ­Porsche im vierten Quartal an die Börse gehen.

Porsche-SE-Chef Hans Dieter Pötsch zufolge ist eine abschließende Entscheidung zu dem Projekt aber noch nicht gefallen. "Die tatsächliche Umsetzbarkeit des Börsengangs von Porsche hängt von einer Vielzahl verschiedener Einflussfaktoren wie etwa den allgemeinen Marktgegebenheiten ab", sagte Pötsch, der zugleich den Aufsichtsrat des Wolfsburger Autokonzerns führt.

Einschätzung zur VW-Aktie


Trotz der Marktturbulenzen hält sich das operative Geschäft von Volkswagen erstaunlich gut. Ein Börsengang von Porsche könnte der Aktie neues Kurs­potenzial ­eröffnen.