"Die Stimmung an den Rohölmärkten ist so schlecht wie seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise nicht mehr", schrieb NordLB-Analyst Frederik Kunze in einem Kommentar. "Die Marke von 40 US-Dollar je Barrel Rohöl scheint für immer mehr Marktteilnehmer kein absolutes Extremszenario mehr zu sein." Vor allem die erwartete Abkühlung der Konjunktur in den Schwellenländern mache dem Ölpreis zu schaffen, fügte Kunze hinzu. Nobuyuki Nakahara, ehemaliges Vorstandsmitglied der Bank von Japan und ehemaliger Manager in der Ölindustrie, hält sogar einen Rückgang auf bis zu 20 Dollar je Barrel für möglich.

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US-ÖLBOOM DRÜCKT PREISE - SAUDI-ARABIEN SPIELT AUF ZEIT

Hauptgrund für das aktuelle Überangebot ist der "Fracking"-Boom in den USA. Dort wird Rohöl mit Hilfe technisch aufwendiger Verfahren aus Schieferstein gelöst. Der dadurch ausgelöste Preisverfall kurbelt die eigene Konjunktur und diejenige der europäischen Verbündeten an, weil die für die Industrie wichtigen Energiepreise sinken. Außerdem bleibt Verbrauchern mehr Geld in der Tasche, das sie für andere Konsumgüter ausgeben können.

Gleichzeitig setzt der Ölpreis-Verfall die Widersacher der USA wie Russland, Iran oder Venezuela unter Druck. Diese Staaten sind als wichtige Exporteure auf einen möglichst hohen Preis angewiesen, um ihre Haushalte zu finanzieren.

Innerhalb der Opec hat sich vor allem Saudi-Arabien - der weltgrößte Erdölproduzent - gegen eine Kürzung der Förderquoten ausgesprochen und gewährt stattdessen seinen Abnehmern Rabatte. Das Kalkül dahinter: Die Förderung soll für Konkurrenten wie die Fracking-Firmen in den USA unrentabel werden. Wenn diese dann aufgeben, verringert sich das Angebot und sorgt damit langfristig wieder für steigende Preise.

Reuters