Procter & Gamble gehört zu den Legenden der Wall Street: Der Konzern ist über 180 Jahre alt, verfügt über ein Portfolio aus berühmten Konsumgütermarken wie Pampers, Ariel oder auch Meister Proper - und steigert seine Dividende kontinuierlich seit mittlerweile 62 Jahren.

Die Gegenwart ist allerdings weniger schillernd als die Vergangenheit. Procter & Gamble muss sich wie viele traditionsreiche Konsumgüterkonzerne mit den Trends des 21. Jahrhunderts anfreunden: Der Internethandel hat den ohnehin intensiven Preiskampf der Branche verschärft, neue Marken kleinerer Anbieter sind vor allem bei jungen Konsumenten beliebt.

Procter & Gamble hat, wenn auch verspätet, auf die Herausforderungen reagiert: Die Kosten wurden deutlich gesenkt, das Portfolio wurde von 170 auf 65 Marken verkleinert und damit auf die lukrativen Produkte konzentriert. Die wichtigste Veränderung aus Sicht der Aktionäre: Procter & Gamble wächst dank der Neuaufstellung wieder auf einem attraktiven Niveau.

In den Monaten Oktober bis Dezember legte der Umsatz organisch, also ohne Berücksichtigung von Währungseffekten und Portfolioveränderungen, um vier Prozent zu. Der Konzern übertraf damit die Konsensschätzung der Analysten um mehr als einen Prozentpunkt. Zugleich war es für das Unternehmen mit Sitz im US-­Bundesstaat Ohio das zweite Quartal in Serie mit vier Prozent Wachstum. In den zwölf Quartalen zuvor legte der Umsatz meist nur um ein bis zwei Prozent zu.

Der Gewinn überraschte ebenfalls positiv: Auf vergleichbarer Basis verdiente Procter & Gamble 1,25 Dollar je Aktie und übertraf damit laut Daten des Finanzdiensts Bloomberg die optimistischste Analystenprogno­se. Im Schnitt hatten die Profis lediglich 1,21 Dollar je Aktie auf dem Zettel.

Preise steigen

Ein wichtiger Faktor für den Wachstumsschub: Das Unternehmen kann in vielen Produktkategorien inzwischen wieder Preiserhöhungen durchsetzen. Genau das hatten einige Bör­sianer angezweifelt. Besonders kräftig mit acht Prozent legte der Bereich für Schönheitsprodukte mit Marken wie Olay zu.

Wie fast immer in einem breit aufgestellten Konzern gibt es aber auch Problemfälle. Besondere Aufmerksamkeit erregt das Geschäft mit Rasurprodukten, nicht nur weil der Umsatz im Quartal um drei Prozent geschrumpft ist. Die Procter-Marke Gillette hinterfragte in einem Werbespot das Verhalten von Männern kritisch und sorgte für Kontroversen im Internet. Auf Youtube wurde der Werbefilm inzwischen mehr als 25 Millionen Mal angeklickt, allerdings von vielen negativ kommentiert.

Gillette leidet nicht nur unter schärferer Konkurrenz durch Billiganbieter. Auch der Modetrend - viele Männer tragen heute Bart - drückt die Nachfrage nach Rasierern, scharfen Klingen, Rasiergel und -schaum. Ob die aktuelle Werbekam­pagne das Wachstum von Gillette stimuliert, lässt sich noch nicht sagen - Kunden kaufen Rasier­utensilien meist für mehrere Monate, dadurch werden Trends erst mit Verzögerung sichtbar.

Dividende klettert

Unabhängig vom Rasiergeschäft zeigt der Trend für das Gesamtgeschäft nach oben. Der Konzern will auch im laufenden Quartal Preise für einzelne Produkte anheben. Die weiterhin gut laufende Wirtschaft in den USA dürfte dabei helfen. Dagegen belasten Währungseffekte sowie höhere Ausgaben für Rohstoffe und Transport.

Aus Sicht von Investoren ist Procter & Gamble vor allem ein Dividendenlieferant. Analysten gehen davon aus, dass der Konzern die Ausschüttung weiter anhebt. Die Konsensschätzung lässt Aufschläge in einer Größen­ordnung von vier bis fünf Prozent jährlich erwarten. Die im Dow Jones notierte Aktie sollte damit ein solides Langfrist­investment bleiben.