Gute Voraussetzungen für einen Einstieg, findet offensichtlich der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky. Die von ihm dominierte Investmentfirma Czech Media Invest (CMI) hat sich durch Aktienkäufe über die Börse 4,07 Prozent an dem Medienkonzern gesichert. Nach CMI-Angaben ist dies der erste Schritt einer Strategie, Minderheitsanteile an europäischen Medienunternehmen mit einem attraktiven Investmentpotenzial zu erwerben. Der Beteiligungsgesellschaft gehören mehrere Radiosender in Tschechien und der Slowakei sowie ein 49-Prozent-Anteil an der französischen Tageszeitung "Le Monde". Die Hälfte der Anteile an CMI hält Kretinsky, den Rest die slowakischen Investoren Patrik Tkac (40 Prozent) und Roman Korbacka (zehn Prozent). Das Trio verstehe sich als "langfristiger und ­strategischer Investor" hieß es in einer Pressemitteilung.

Kretinsky ist in Deutschland kein Unbekannter. Der Versuch seiner Investmentfirma EPGC, den Handelskonzern Metro zu übernehmen, war im August allerdings gescheitert. ProSieben kommt das Engagement der Osteuropäer wohl gerade recht: Der Ende Mai bekannt gewordene Einstieg des italienischen Medienkonzerns Mediaset, der inzwischen fast zehn Prozent der Anteile hält, war dem Management weniger willkommen. Ob es zu einer Bieterschlacht zwischen dem von Pier Silvio Berlusconi, dem Sohn des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, geführten Medienkonzern und der Osteuropa-­Fraktion kommen wird, steht in den Sternen. Den ProSieben-Aktienkurs sollte allein die vage Hoffnung darauf stützen.