Im Medienbereich lieferten im Jahr 2020 Online- und E-Commerce-Aktien die höchste absolute Performance, während traditionelle und zyklische Medien relativ schlecht abschnitten. Die Deutsche Bank bezeichnet das in einer aktuellen Branchen-Studie als nachvollziehbar.

Gleichzeitig gehen die Analysten davon aus, dass Medien- und Online-Aktien auch im Jahr 2021 empfindlich auf den Nachrichtenfluss zu Covid-19-Impfungen, Mutationen des Virus und das wahrgenommene Risiko von Erweiterungen der laufenden Beschränkungen reagieren werden.

In der aktuellen Publikation hat die Deutsche Bank ihre Berichterstattung überarbeitet und konzentriert sich auf die wichtigsten Themen nach Untersektoren - Food-Tech, E-Commerce, Online-Kleinanzeigen, Musik, Werbung & Marketing, TV & Video-Unterhaltung und Informationsanbieter. Zudem fließen in die Beurteilung der Branchenvertreter jene Erkenntnisse ein, die man aus einer Verbraucherumfrage gewonnen hat.

Wie es weiter heißt, lägen in allen untersuchten Märkten die Online-Einzelhandelsausgaben über dem Niveau von vor der Pandemie, und die Verbraucher beabsichtigten, auch nach der Pandemie genauso viel online auszugeben. Die Analysten glauben, dass sich die strukturelle Verschiebung hin zum Online-Kauf, der im Jahr 2020 zu beobachten gewesen sei, auch 2021 fortsetzen könnte. Dies würde sich positiv auf Unternehmen auswirken, die von der Online-Umstellung betroffen seien (Lebensmittellieferungen, Essenspakete, neue Generation von Online-Kleinanzeigen), sowie auf Anbieter von digitalen Handels- und Werbeprodukten.

In anderen Bereichen der Berichterstattung zeige das Musik-Streaming eine starke Dynamik bei den Online-Ausgaben, und das reguläre Fernsehen bleibe in den Big-5-Märkten Europas die beliebteste Plattform um fernzusehen, während das Streaming in Bezug auf die Konsumstunden aufhole.

Der europäische Medien- & Online-Sektor sei bemerkenswert vielfältig und weise unterschiedliche Endmärkte und Wachstumsdynamiken auf. Die Analysten der Deutschen Bank präsentieren in der Studie ihre Favoriten Coverage gruppiert nach Anlagestilen. Die vier Untergruppen bestehen dabei aus Aktien, die Wachstum zu einem vernünftigen Preis bieten (GARP), aus Value-Titeln, aus Werten mit Re-Rating-Potenzial sowie aus Aktien mit potenziell positiven Kurs-Katalysatoren.

Die Unterscheidung hat damit zu tun, dass man Investoren helfen will, die Aktienideen mit ihren eigenen Anlagestilen abzugleichen. Ein Long-only-Investor mit einem mehrjährigen Zeithorizont werde dabei vielleicht die Deep-Value- und Re-Rating-Ideen bevorzugen, während diejenigen mit einem kürzeren Zeithorizont sich auf Aktien mit einem Katalysator für eine positive Performance konzentrieren könnten.

Wir fokussieren uns nachfolgend auf die letztgenannte Gruppe und stellen jene sechs Aktien aus dem europäischen Medien- & Online-Sektor vor, bei denen die Deutsche Bank positive Kurs-Katalysatoren wittert. In der Spitze verfügt das Sextett dabei über Kurspotenziale gegenüber den aktuellen Notierungen von 29 Prozent.

Bevor es mit der Vorstellung dieses Sextetts losgeht, zunächst noch der Hinweis, dass die Deutsche Bank auf vor etwaigen Fallen warnt. So könnten sich bei bestimmten zyklischen Unternehmen, die 2020 unterdurchschnittlich abgeschnitten haben, die Underperformance wiederholen (wie bei WPP und ITV), andere könnten sich als Value-Fallen erweisen, da der Gegenwind von Covid-19 auch 2021 anhalte (wie bestimmte Sender und eDreams im Reisebereich) oder die Sichtbarkeit hin zu einer Rückkehr zur Normalität gering bleibe (beispielsweise Informa).

Prosus-Aktie



Der zu den Kaufempfehlungen zählende Branchenvertreter Prosus ist laut der Deutschen Bank eine Consumer-Internet-Gruppe, die in drei Kernsegmenten tätig ist - Kleinanzeigen, Food Delivery, Payments & Fintech - und einer der größten Technologie-Investoren weltweit.

Da die Tencent-Beteiligung eine bemerkenswerte Rendite geliefert habe (diese mache derzeit alleine 130 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung von Prosus aus), bekomme der Rest des Portfolios nach Meinung der Analysten nicht genug Anerkennung von den Investoren geschenkt. Zum Portfolio gehörten Unternehmen wie iFood, Avito und OLX und diese seien nach den Berechnungen der Deutsche Bank unterbewertet oder zum aktuellen Prosus Aktienkurs mit null bewertet.

Man betrachtet Prosus im Kontext der gesamten Online-Medienberichterstattung und kommt zu dem Schluss, dass die Beteiligung eine einzigartige Kombination aus disruptiven Online-Plattformen im Frühstadium biete, die Anleger nicht mit einem Portfolio aus separaten Einzelwerten nachbilden könnten.

Die Deutsche Bank sieht Prosus als eine Möglichkeit, an der strukturellen Verlagerung zu Online-Kanälen und dem Aufstieg der On-Demand-Wirtschaft teilzuhaben. Die Anlagestory basiere auf dem potenziellen Aufwärtspotenzial des Portfolios von Vermögenswerten außerhalb von Tencent, das viele Möglichkeiten zur Wertsteigerung biete. Die Konsolidierung sei wahrscheinlich der schnellste Weg, um diesen Wert freizusetzen, und die Analysten glauben, dass Prosus über die notwendige Feuerkraft verfüge, um als globaler Konsolidierer in seinen Märkten zu agieren.

Die Deutsche Bank geht auch davon aus, dass der Markt bereit sein werde, Prosus einen höheren Wert zuzuschreiben, wenn sich die Geschäftslage verbessere und das Gewicht der großen Online-Rubrikenmärkte und der Lebensmittellieferdienste im Portfolio zunehme. Man bewertet Prosus auf einer Basis der Summe der Einzelteile.

Wenn man die Auswirkungen des beschlossenen Aktienrückkaufprogramms, den man im Übrigen als Vertrauensbeweis in den Wert des eigenen Portfolios einstuft und dabei helfen sollte, den Bewertungsabschlag zu verringern, sowie die jüngst vorgelegten Ergebnisse berücksichtige, erhöhe sich das Kursziel auf 125,00 Euro. Gegenüber dem Schlusskurs vom Mittwoch von 98,56 Euro impliziert dies ein Kurspotenzial von fast 27 Prozent.



RTL-Aktie



Grundsätzlich gesehen hat RTL das am stärksten diversifizierte videobasierte Geschäftsmodell unter den europäischen Sendern mit Investitionen, die sich über die Produktion von Inhalten, Adtech, digitales Marketing und Vertrieb erstrecken.

Das Unternehmen betreibe mit 1,8 Millionen zahlenden Abonnenten eine der größten SVOD-Plattformen unter seinen Wettbewerbern. Die Diversifizierungsstrategie habe sich für RTL bewährt und dazu beigetragen, den strukturellen Rückgang der linearen Kernwerbeeinnahmen abzuwehren.

Das Unternehmen verfüge auch über eine starke Bilanz, nachdem es sein Portfolio mit dem Verkauf von BroadBand TV und dem bevorstehenden Verkauf von SpotX gestrafft habe, und es könnte weitere Aufwärtskatalysatoren geben, wenn es RTL gelinge, seine Beteiligung an M6 mit einem Aufschlag zu verkaufen (nachdem in den Medien über eine entsprechende Möglichkeit diskutiert worden sei).

Konkret habe Bloomberg Finance LP gemeldet, dass die deutsche Bertelsmann Group, die Muttergesellschaft der RTL Group, den Verkauf ihres kontrollierenden 48,3 Prozent-Anteils an der französischen Tochtergesellschaft M6 Group in Betracht zieht. Das deutsche Konglomerat gehe davon aus, dass der mögliche Deal M6 mit rund drei Milliarden Euro oder 23,7 Euro pro Aktie bewerten würde. Die Bertelsmann Group habe sich für den möglichen Verkauf von M6 an gewerbliche Käufer gewandt, d.h. an FTA-Sender und Pay-TV-Betreiber wie Vivendi, TF1, Mediaset, Altice Europe und den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky.

Insgesamt sei das besser als erwartet ausgefallene Geschäftsupdate, das unter anderem einen überdurchschnittlichen Umsatz im vierten Quartal und einem überdurchschnittlichen EBITA im zweiten Halbjahr beinhaltet habe, sowie von einer gesunden Erholung der Werbeeinnahmen begleitet worden sei, vom Markt positiv aufgenommen worden.

Die Analysten sind der Meinung, dass die Rückkehr zur Zahlung einer attraktiven Dividende am Markt gut aufgenommen werden sollte. Jedenfalls bekommt die Disziplin, die das Unternehmen insbesondere nach dem Verkauf von Vermögenswerten bei der Rückführung von Barmitteln an die Aktionäre an den Tag legt, Lob von der Deutschen Bank. Die Unternehmenspolitik sehe vor, dass bis zu 80 Prozent des bereinigten Nettogewinns als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden, aber wir gehen davon aus, dass Gewinne aus dem Verkauf von Vermögenswerten hierin enthalten seien.

Zur Erinnerung ergänz man, dass die Bertelsmann Group rund 75 Prozent der RTL-Anteile besitzt und man geht davon aus, dass die Dividende für die Muttergesellschaft hohe Priorität hat. Man erwartet daher eine Dividendenrendite von rund fünf Prozent im Jahr 2021 und von rundzwölf Prozent im Jahr 2022 (nach Abschluss des Verkaufs von SpotX), wobei diese Berechnung auf Basis eines Kurses von 47,2 Euro erfolgte.

Vor dem skizzierten Hintergrund stuft man die Aktie mit "Kaufen" ein sowie mit einem Kursziel von 53,00 Euro. Das ist eine Vorgabe, die sich um rund neun Prozent über der Schlussnotiz vom Mittwoch von 48,66 Euro bewegt.



ProSiebenSat1-Aktie



ProSiebenSat1 war aus der Sicht der Deutschen Bank in den vergangenen Jahren auf einem transformativen Weg. Von seinem Vorstoß in den E-Commerce und dem daraus resultierenden Aufbau der NuCom-Gruppe, die jetzt rund eine Milliarde Euro Umsatz und rund 120 Millionen Euro an EBITDA generiere, bis hin zum Start einer völlig neuen SVOD-Plattform im Jahr 2019 mit der Absicht, den digitalen Wandel des Sektors zu nutzen, habe sich das Unternehmen zu einem der diversifizierteren Fernsehsender in der Berichterstattung entwickelt.

Der werbefreie Umsatz mache mehr als die Hälfte des Umsatzes aus, und ein Großteil davon seien die E-Commerce-Aktivitäten. Diese Diversifizierung habe das Unternehmen im Jahr 2020 während der Pandemie im Vergleich zu anderen Unternehmen etwas isoliert. Während der strukturelle Druck, dem die Sender ausgesetzt seien, bestehen bleibe, glauben die Analysten, dass ProSieben interessante wertkristallisierende Möglichkeiten biete, die in den nächsten Quartalen als positive Katalysatoren wirken könnten.

Zu den zuletzt vorgelegten Geschäftszahlen heißt es, die starke Outperformance des Unternehmens bei Umsatz und EBITDA im vierten Quartal verglichen mit dem Analystenkonsens sei angeführt worden von einer stetigen Erholung der Werbeeinnahmen und vom Markt positiv aufgenommen worden.

Die Gesellschaft sein ansonsten in den vergangenen Jahren nicht nur bestrebt gewesen, sein operatives Geschäft zu straffen, sondern auch die vertikalen Bereiche zu stärken, in denen der Vorstand ein erhebliches Wertschöpfungspotenzial sehe. In diesem Sinne habe man im vergangenen Jahr mehrere Vermögenswerte wie Windstar Medical verkauft, gleichzeitig aber die Übernahme der Meet Group abgeschlossen, die das Matchmaking-Vertical innerhalb der Nucom-Geschäfte weiter gestärkt habe.

Das Management planr, das nun kombinierte ParshipMeet Matchmaking-Geschäft bis 2022 an die Börse zu bringen, und man denkt, dass angesichts der attraktiven Multiplikatoren von Mitbewerbern in diesem Bereich (d. h. der Match Group und dem kürzlich notierten Bumble) eine potenzielle Wertkristallisierung des Portfolios ein interessanter positiver Katalysator für die Aktie sein könnte. Darüber hinaus seien in den Medien Pläne aufgetaucht, den Online-Händler für Kosmetik- und Schönheitsprodukte Flaconi zu einem attraktiven Umsatzmultiple zu verkaufen. Eine weitere Wertkristallisierung und ein Delevering der Bilanz würden vermutlich gut aufgenommen werden, so die Deutsche Bank.

Das unlängst von 16,00 Euro auf 22,00 Euro erhöhte Kursziel birgt gemessen an der Schlussnotiz vom Mittwoch von 17,71 Euro theoretisch die Chance auf einen Anstieg von gut 24 Prozent. Auf Basis der Schätzungen für 2021 und 2022 beziffert man das KGV auf 12,1 bzw. auf 11,4. Die Dividendenrendite taxiert man für die beiden genannten Geschäftsjahre auf 4,5 Prozent bzw. auf 4,7 Prozent.



Ströer-Aktie



Der Bereich Out-of-Home hatte ein schwieriges Jahr 2020, da die Menschen aufgrund der Pandemie weniger oft im Freien waren, was zu einem Rückgang der Werbeausgaben für dieses Medium führte. Da jedoch die Hälfte des Umsatzes von Ströer Media auf Nicht-Werbeeinnahmen entfalle, habe das Unternehmen die Auswirkungen der Pandemie besser verkraftet als seine Mitbewerber.

Die Analysten bei der Deutschen Bank gehen davon aus, dass die in der Vermarktung von Online- und Außenwerbung tätige Gesellschaft 2021 insgesamt wieder ein Wachstum verzeichnen kann. Mit der potenziellen Monetarisierung von Vermögenswerten wie Statista und Asam Beauty neben der Erholung des Kerngeschäfts, setzt man darauf, dass es gelingen kann, noch mehr Value freizuschaufeln.

Das Kursziel beträgt 80,00 Euro, was um 7,5 Prozent über dem Schlusskurs vom Mittwoch von 74,45 Euro liegt. Auf Basis der Ergebnisschätzungen für 2022 ergibt sich dabei ein KGV von rund 20.

Der Schwerpunkt des Geschäftes liege auf dem deutschen Markt, aber interessanter sei, dass Ströer mit der Hälfte seines Out-of-Home-Engagements bei lokalen und regionalen Unternehmen in der Vergangenheit in der Lage gewesen sei, zu wachsen, indem man versucht habe, mehr von den Ausgaben dieser Kunden zu erfassen, die sonst normalerweise an Quellen wie Print gingen. Infolgedessen habe das Unternehmen dieses Geschäft über die Jahre hinweg stetig ausbauen können.

Darüber hinaus werde die Hälfte des Gruppenumsatzes von Ströer durch nicht-traditionelle Out of Home-Geschäfte generiert, was das Unternehmen im Jahr 2020 isoliert habe und auch in Zukunft das Wachstum vorantreiben sollte. Mit der Rückkehr eines normaleren Marktes sollten sich die Investitionen in digitales Out of Home auszahlen, da Kunden nun in der Lage seien, programmatisch Slots in einem Netzwerk von Video-Bildschirmen zu buchen, die sich an die Öffentlichkeit richten.

Innerhalb des Portfolios verfüge Ströer über interessante Vermögenswerte wie Statista und Asam Beauty, die immer noch mit Wachstumsraten von über 20 Prozent wachsen würden und in Zukunft durch eine Ausgliederung oder einen Verkauf monetarisiert werden könnten, was potenziell positive Kurskatalysatoren wären.

Für 2021 rechne das Management mit einem Umsatz auf dem Niveau des Jahres 2019, vorausgesetzt, dass die Erholung im zweiten Halbjahr nach Aufheben die Pandemie-bedingten Sperrungen die bis dahin erlittenen Rückgänge kompensieren kann.



Scout24-Aktie



Zu Scout24 schreibt die Deutsche Bank, das Unternehmen habe 2020 einen unveränderten Umsatz erwirtschaftet und die Margen trotz der getroffenen Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie beibehalten können. Die Analysten glauben, dass das Management des Betreibers von Online-Marktplätzen die richtigen Schritte unternimmt, um alle Parteien in der Immobilienwertschöpfungskette zu monetarisieren, angefangen vom Verkauf von mehr Leads an seine traditionellen Immobilienmakler-Kunden bis hin zur Förderung von mehr Abonnements für Verbraucher und private Vermieter.

Man erwartet auch, dass sich das Wachstum im Jahr 2021 auf rund sieben Prozent verbessern wird, bevor es sich im Jahr 2022 im Zuge dieser Initiativen weiter beschleunigt. Man setzt zudem darauf, dass die Margen trotz neuer Investitionen in diese Initiativen 2021 stark bleiben und sich 2022 um drei Prozentpunkte verbessern werden. Die anstehende Kapitalrückzahlung sollte die Notiz kurzfristig weiter stützen, während die Rückkehr zum Wachstum dem Kurs längerfristig helfen sollte.

Allgemein heißt es, man schätze Scout24 aufgrund seines marktführenden Immobilienanzeigengeschäfts im deutschen Markt und eines Managementteams, das darauf bedacht sei, das gesamte Netzwerk durch wiederkehrende Einnahmequellen zu monetarisieren (d.h. Abonnements an Verbraucher, Vermieter und andere Parteien) und über ein beträchtliches Wissen in der Wertschöpfungskette von Immobilientransaktionen verfüge (d.h. Verkauf von Leads an Makler, Monetarisierung der Transaktionen).

Das Kursziel von 80,00 Euro, das gemessen an der Schlussnotiz vom Mittwoch von 61,90 Euro einen Anstieg von gut 29 Prozent verspricht, basiere auf einem Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA von rund 27 auf Basis der Schätzungen für 2021 und vom 24-fachen auf Basis der Prognosen für 2022. Trotz eines schnelleren Wachstumsprofils stelle das immer noch einen Abschlag gegenüber der Konkurrenz dar.

Kürzlich habe das Unternehmen Zahlen für das vierte Quartal 2020 vorgelegt, die sich im Rahmen der Erwartungen bewegt hätten, wobei das Management den Kommentar zum Ausblick auf 2021 vom Analystentag im Dezember bekräftigt habe. Das heißt, die Verantwortlichen rechnen mit einem Wachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich für Wohnimmobilien (Konsens bei plus neun Prozent), einem leichten Wachstum bei Business Real Estate (Konsens bei plus ein Prozent) und mit rückläufigen bis stagnierenden Umsätze bei Media und Sonstiges (Konsens bei plus drei Prozent).

Scout24 habe auch den Plan bekräftigt, rund eine Milliarden Euro an die Aktionäre in Form einer Kapitalherabsetzung zurückzugeben, die über ein öffentliches Übernahmeangebot erfolgen soll. Die Transaktion werde voraussichtlich nach der Veröffentlichung der vollständigen Jahresergebnisse (25. März) und vor der Hauptversammlung (8. Juli) stattfinden.



Vivendi-Aktie



Bei der Vivendi Group hat die Deutsche Bank im Rahmen der zitierten Studie ein Kauf-Rating bestätigt und gleichzeitig das Zwölfmonats-Kursziel von 29,00 Euro auf 35,00 Euro erhöht. Das bedeutet, verglichen mit dem Mittwoch-Schlusskurs von 27,71 Euro winkt im Falle einer Zielerreichung ein Anstieg von 26,3 Prozent.

Zur Begründung für die höhere Zielvorgabe heißt es, dieser Schritt spiegele eine Neubewertung des Musiklabels Universal Music Group auf der Grundlage der Börsenhandels-Multiplikatoren wider, die dem direkten Konkurrenten Warner Music Group zugebilligt würden. Auch habe der gestiegene Marktwert der börsennotierten Beteiligungen dabei eine Rolle gespielt sowie ein geringerer Konglomerats-HoldCo-Abschlag von 15 Prozent (zuvor 20 Prozent), der sich aus der vorgeschlagenen Abspaltung der Tochter Universal Music Group ergibt.

Der französische Medienkonzern habe jedenfalls den Plan bekannt gegeben, die 80-prozentige Musiktochter durch eine außerordentliche Aktienausschüttung an die bestehenden Aktionäre vor Ende 2021 abzuspalten. Die Analysten sind der Meinung, dass diese Nachricht einen klaren Fahrplan für Vivendi darstellt, um den Holdco-Abschlag (derzeit über 25 Prozent) zu reduzieren und gleichzeitig den Wert des Musikgeschäfts in der unmittelbaren Zukunft zu kristallisieren.

Obwohl sich die Vivendi-Aktie aufgrund dieser Nachricht bereits erholt habe, sieht man immer noch ein gewisses Aufwärtspotenzial, das durch das gute Momentum der zugrunde liegenden operativen Performance unterstützt werde. Es bestehe die Möglichkeit, dass Vivendi auf der bevorstehenden Hauptversammlung im Juni 2021 ein neues Aktienrückkaufprogramm ankündige und dabei die Erlöse von drei Milliarden Euro aus dem Verkauf der zweiten zehn-prozentigen-Tranche der Beteiligung an der Universal Music Group einsetze, was ein Aufwärtsrisiko darstelle.

Extrapoliere man den Bewertungsmultiplikator des direkten Konkurrenten Warner Music Group, so ergebe sich eine implizite Bewertung für Universal Music Group von 39 Milliarden Euro und ein Wert von 31 Milliarden Euro für Vivendis 80-prozentige Beteiligung. Auf dieser Basis impliziere die aktuelle Marktkapitalisierung von Vivendi von gut 30 Milliarden Euro keinen Wert für andere Konzerntöchter wie Canal+, Havas und Editis.

Unabhängig davon habe der Erwerb der Ligue-1-Fernsehrechte für den Rest der Saison 2020-21 das Sportangebot von Canal+ gestärkt und möglicherweise den Weg für Canal+ geebnet, die Ligue-1-Rechte für eine längere Dauer zu geringeren Kosten als für den Betrag von einer Milliarde Euro, zu erwerben, für den die LFP die Fernsehrechte in der vorherigen Saison verkauft hat.