Am Sonntag stimmen die Italiener über eine Verfassungsreform ab, an deren Erfolg Ministerpräsident Matteo Renzi sein politisches Überleben geknüpft hat. "Ein 'Nein' birgt das Risiko von Neuwahlen", warnte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Kämen die Euro-Skeptiker an die Macht, drohten neben politischer Instabilität eine expansive Fiskalpolitik und eine höhere Staatsverschuldung.

Italienische Staatsanleihen gingen nach ihren Kursverlusten der vergangenen Tage dagegen auf Erholungskurs. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf 1,97 von 2,04 Prozent. Die Börse in Mailand verlor wie der EuroStoxx rund ein Prozent. Allerdings sieht die bisherige Jahresbilanz deutlich schlechter aus: Der Leitindex liegt rund 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau, während sich das Minus im EuroStoxx50 lediglich auf rund acht Prozent summiert. Der Dax sank in dieser Zeit um knapp drei Prozent.

US-ARBEITSMARKTDATEN DEUTEN AUF ZINSERHÖHUNG IM DEZEMBER HIN



Das nahende "Renzirendum" sei aber nur ein Grund für die Schwäche der europäischen Aktienbörsen, sagte ein Börsianer. Die sich andeutenden Zinserhöhung in den USA machten ebenfalls zu schaffen. Die für die Fed entscheidenden US-Arbeitsmarktdaten für November fielen gemischt aus. So wurden außerhalb der Landwirtschaft mit 178.000 etwas mehr Stellen als mit 175.000 erwartet geschaffen. Allerdings hatten einige Börsianer mit noch mehr Jobs gerechnet. Zugleich fiel die Arbeitslosenquote überraschend auf 4,6 von zuvor 4,9 Prozent.

Die Belebung des Arbeitsmarktes setze sich fort, erklärte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. "Eine Zinserhöhung seitens der Fed in diesem Monat gilt als ausgemacht und die Zahlen untermauern dies auch." Da derweil hierzulande die Zeichen auf eine Verlängerung der Anleihekäufe durch die EZB stehen, gab der Euro etwa einen viertel US-Cent auf 1,0633 Dollar nach.

AIXTRON UND COMPUGROUP IM TECDAX IM FOKUS



Im Dax rutschten SAP um rund zwei Prozent ab. Händler verwiesen auf enttäuschende Quartalszahlen des Konkurrenten Workday. Dies drückte auch die im TecDax gelisteten Titel der Software AG um gut zwei Prozent ins Minus.

Größter TecDax-Verlierer waren zeitweise aber Aixtron mit einem Abschlag von bis zu 7,5 Prozent. Die geplante Übernahme des Chip-Anlagebauer durch einen chinesischen Investor steht auf der Kippe. Die US-Behörde für Auslandsinvestitionen (CFIUS) hatte Präsident Barack Obama empfohlen, dem Deal wegen Sicherheitsbedenken die Freigabe zu verweigern.

Erleichterung dagegen bei den Aktionären von Compugroup. Die Medizinsoftware-Firma hat die geplante Übernahme des Grafik- und Druckspezialisten Agfa-Gevaert abgeblasen. Die Papiere legten in der Spitze 2,7 Prozent zu. Investoren hatten laut Börsianern befürchtet, dass die hohen Pensionsverpflichtungen von Agfa zur Bürde für Compugroup werden könnten. Agfa brachen dagegen in Brüssel um bis zu fast 25 Prozent ein.

rtr