Wir schreiben das Jahr 2019. Neueste Technologien haben in alle Branchen Einzug gehalten, ganz Deutschland ist digitalisiert. Ganz Deutschland? Nein, eine Branche hält dagegen: der Baustoffhandel. Hier werden noch Papierkataloge verschickt, Aufträge gefaxt, Lieferscheine mit Kuli ergänzt. Warum auch etwas ändern, wenn das Geschäft läuft?

Die Baubranche ist historisch gewachsen und in kleine Gebiete aufgeteilt. Der Spielraum vieler Händler ist eingeschränkt, selten bieten sie ein überregionales Angebot. Das macht den stationären Baustoffhandel ineffizient, teuer und langsam. Hersteller und Kunden haben in den vergangenen Jahren digital aufgerüstet, der Handel dazwischen jedoch nicht. Das erschwert die Suche nach Baustoffen und deren Beschaffung unnötig. Genau das ändert der digitale Baustoffhändler Bobbie.

Wer Baustoffe sucht, kann mit Bobbie.de aus einer großen Auswahl an Herstellern filtern, sortieren und kaufen - Produktpreise und Informationen zum Transport sind sofort ersichtlich. Der große Vorteil: Der Verarbeiter kann schnell Angebote erstellen, seinen Kunden eine große verbindliche Auswahl bieten sowie Vorschläge für Materialien und Alternativen online präsentieren. Die Hersteller auf der anderen Seite können durch die detaillierte Abbildung der Produktmerkmale ihre Vorteile besser denn je zuvor hervorheben. Eine klassische Multi-win-Situation, von der jeder profitiert.

Gründer Tim Kuhlmann ist im Bauumfeld aufgewachsen und in der Szene bestens vernetzt. Er war lange Jahre bei einem Hersteller tätig, doch mit dem Handel unzufrieden, denn die Beratungsdienstleistung wurde seinen Ansprüchen nicht gerecht. "Ich wollte die Kommunikation zwischen Herstellern und Kunden verbessern." Denn wer ein Haus baut, will dafür nicht mit 400 Herstellern sprechen. Gleichzeitig wollen Hersteller nicht mit Tausenden von Kunden interagieren. Die Lösung für Kuhlmann: eine digitale Plattform, die Angebot und Nachfrage beider Seiten kosteneffizient zusammenführt.

Für die Umsetzung brauchte der Gründer einen Partner aus dem IT-Umfeld und fand ihn mit Alexander Gran. 2016 begann die Entwicklung, Ende 2018 ging die Betaversion von Bobbie online. Dieser Prototyp musste passen, denn die Gründer wollten sich das Vertrauen der Branche nicht verspielen. Bereits in den ersten Wochen gingen Bestellungen ein - ganz ohne Vertriebsaktivität. Selbst ausländische Kunden meldeten sich rasch. So wie ein französischer Unternehmer, der eine Gartenbeleuchtung gesucht und das Angebot online fand. Schnell gingen zahlreiche Bestellungen ohne jegliches Marketing ein - ein perfekter ‚Proof of concept‘ für das Team, dass seine Idee aufgehen würde.

Perfekte Investmentvermittlung


In diesem Jahr war klar, dass es für den Ausbau Geld braucht, im besten Fall durch strategische Investoren. Diese bot das Netzwerk primeCROWD, das darauf spezialisiert ist, Investoren und Branchenexperten mit innovativen Start-ups zu verbinden. Im ersten Schritt wurden der Markt und die Idee von Bobbie geprüft, dann mit Fachleuten aus dem Baubereich verknüpft. Diese waren von der Idee so begeistert, dass sie selbst investieren wollten. So konnte in nur drei Monaten ein siebenstelliges Investment realisiert werden. "Der große Vorteil des Netzwerks war für uns, dass es dort qualifizierte Leadinvestoren gibt, die sich sowohl im Bau als auch mit Risikokapital auskennen", so Tim Kuhlmann. Nun stehen alle Zeichen auf Wachstum. Denn noch hat Bobbie nicht alle Produkte digitalisiert: In den nächsten zwei Jahren sollen 600 Hersteller auf der Plattform stehen, um das gesamte Spektrum abdecken zu können. Herrschte anfangs noch Skepsis in der Branche, werden die Gründer inzwischen immer häufiger von namhaften Herstellern kontaktiert, die ihre Produkte auf der Plattform anbieten wollen. Selbst Produzenten, die derzeit noch über gar kein digitales Angebot verfügen, werden aufgenommen. Auch die gibt es im Jahr 2019 noch immer. Und Bobbie hilft, deren Produkte der ganzen Welt digital zugänglich zu machen. Denn die Zeit dafür ist mehr als reif.

Nachrichten



TREND
Nachhaltigkeit wird auch für Start-ups immer wichtiger

Sie gelten als Pioniere für Umweltinnovationen und nehmen damit eine Schlüsselrolle bei der Lösung umweltbezogener Herausforderungen ein. Gemeint sind Start-ups, die mit ihren nach- haltigen Geschäftsmodellen das Ziel verfolgen, einen positiven Impact für die Umwelt und auch für die Gesellschaft zu leisten - und das auf lange Sicht. Durch eine entsprechende Ausrichtung des Geschäftsmodells soll auch die Wettbewerbsfähigkeit sichergestellt werden. Die Befragung "Deutscher Startup Monitor 2019" verdeutlicht die aktuelle Sichtweise. Für 36,6 Prozent der befragten Gründerinnen und Gründer zählen ihre Produkte und Dienstleistungen zum Bereich "Green Economy" und tragen damit zum Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz bei. Ganze 42 Prozent gaben an, dass sie sich mit ihrem Unternehmen für einen wesentlichen, positiven Wandel in der Gesellschaft einsetzen. Und auch von der Politik wird immer mehr erwartet. So gehört das Engagement für Umweltschutz und soziale Nachhaltigkeit zu den Top 3 der Erwartungen an die Politik.

Quelle: https://deutscherstartupmonitor.de/fileadmin/dsm/dsm- 19/files/Deutscher_Start-Monitor_2019.pdf

INVESTMENTS
Geldregen für europäische Tech-Start-ups

Die Investoren greifen dieses Jahr tief in die Tasche und verhelfen europäischen Late-Stage-Start-ups zu neuem Kapital. Das geht aus einem diesjährigen Bericht von Stripe und Tech.eu hervor. In Europa erhöhten sich die Förderungen für heimische Technologieunternehmen von 2015 bis 2019 kontinuierlich und sind aktuell auf einem historischen Höchststand. In den Jahren 2015 und 2016 war die Situation weitgehend gleich mit je 14 Finanzierungsrunden und einem Gesamtvolumen von drei bis vier Milliarden Euro. Im darauffolgenden Jahr hat sich die Anzahl nahezu verdoppelt und 2018 nochmal leicht erhöht - auf 26 bis 28 Runden von fünf bis sieben Milliarden Euro. Bereits in den ersten drei Quartalen dieses Jahres ist die Anzahl der Finanzierungsrunden von 28 auf 52 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 86 Prozent gestiegen. Infolgedessen steigt auch das Gesamtfinanzierungsvolumen auf zwölf Milliarden Euro. Die bisherigen Gewinner 2019 sind bekannte Unternehmen wie N26, Klarna oder Deliveroo. Setzt sich dieser Trend fort, wird der Betrag zum Ende dieses Jahres weiter steigen und sich im Vergleich zu 2018 voraussichtlich sogar verdreifachen.