Der Rüstungskonzern hat seinen rasanten Kursanstieg an der Börse im Wesentlichen dem ausgelobten 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen der Bundesregierung zu verdanken. Diese Art der Unterstützung und Wertschätzung durch die Regierung sind neu, da Exportverbote Rheinmetall in den vergangenen Jahren an schnellerem Wachstum hinderten.

Bisher war die Waffenindustrie nämlich ein unliebsames, aber doch sehr einträgliches Zusatzgeschäft für Deutschland, das erst mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine wirklichen Zuspruch erhält. Allerdings kann das Bedürfnis nach Verteidigung auch wie im Fluge wieder vergehen und das Sondervermögen aufgebraucht sein.

Feindseligkeit gegenüber der Rüstungsindustrie


Beim Blick auf aktuelle Wahlumfragen und auf die Ziele der politischen Parteien zeigt sich eine gewisse Feindseligkeit gegenüber der Rüstungsindustrie - mit wenigen Ausnahmen. Diese "Feindseligkeit" könnte mittelfristig auch für Rheinmetall ein Problem werden.

Immerhin sind sie nicht in der Position von Lockheed Martin oder Boeing, die die US-Regierung mit militärischen Gütern versorgen, welche von je her ein sehr großes Heer unterhält. Gewisse Risiken für die Autosparte ließ Rheinmetall derweil zuletzt etwas vorsichtiger auf die Umsatzentwicklung blicken.

Bewertungstechnisch gibt es noch einige offene Fragen bei Rheinmetall. Bei einem erwarteten Gewinn von 11,05 Euro pro Aktie ergibt sich ein KGV von gut 16 (im Vergleich zu KGV 12 im Jahr 2021). Dabei ist nicht nur das aktuelle Geschäft inklusive Sondervermögen, sondern wohl auch eine Menge Zukunft bereits eingepreist. Zudem befindet sich die Aktie von Rheinmetall seit dem letzten Hoch in einer Konsolidierungsphase (siehe Chart). Hier könnte kurzfristig noch Potenzial nach unten bestehen, sollten sich die politischen Risiken bei Rheinmetall materialisieren.

Einschätzungen zur Rheinmetall-Aktie


Obwohl die Rheinmetall-Aktie zuletzt etwa heiß gelaufen ist, hebt die britische Bank HSBC den MDax-Wert am Montag von "Hold"auf "Buy" und spricht damit eine Kaufempfehlung aus. Am Gewinnausblick änderten die Düsseldorfer aber nichts.

Treiber sei nach wie vor das Rüstungsgeschäft angesichts der von der Bundesregierung nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ausgerufenen Zeitenwende. Die Aktie gehört am Montag zu den stärksten MDax-Werten.

In der vergangenen Woche hat das Analysehaus Warburg Research seine Einstufung für Rheinmetall auf "Buy" mit einem Kursziel von 240 Euro belassen.

Fazit: Engagierte Anleger bleiben bei Rheinmetall dabei, beachten jedoch die von BÖRSE ONLINE empfohlene Stopp-Loss-Marke bei 145 Euro. jnw/mmr