Die Zeiten der restriktiven Notenbankpolitik seien ein- für allemal vorbei, sagte Halver, der den "Totensonntag für Zinsen" längst gekommen sieht. "Bei den geringsten Anzeichen einer Krise werden die Notenbanken den Markt wieder mit billigem Geld fluten", betonte der Referent. Deshalb führt an Aktien und anderen Sachwerten seiner Meinung nach kein Weg vorbei.

Angesichts eines neuen Besucherrekords mit weit über 5000 Finanzinteressierten im Münchner MOC musste der Saal, in dem Halver referierte, wegen Überfüllung geschlossen werden. Damit kein Anleger etwas verpasst, wurde seine 45-minütige Rede jedoch per Videostreaming in die benachbarten Räume übertragen, die ebenfalls aus allen Nähten platzten.

Die Renditeunterschiede verdeutlichte Halver anhand eines plakativen Beispiels. Die Aktie von BASF bringe eine jährliche Dividendenrendite von fünf Prozent, während eine Anleihe desselben Unternehmens nur 0,3 Prozent Zins pro Jahr abwerfe. Das liege deutlich unterhalb der Inflationsrate. Er sei "kein Freund von Masochismus", unterstrich er, deshalb sei Zinsspare für ihn passé. Die erheblich höheren Renditen würden für die bisweilen kräftigen Kursschwankungen am Aktienmarkt auf lange Sich deutlich überkompensieren.

Dabei sind DAX-Werte wie BASF für den Börsenexperten noch nicht einmal erste Wahl. "Der von Auto- und Finanzwerten dominierte DAX-30 ist der deutsche Leidindex - Leid mit d", erklärte Halver. Attraktiver seien Werte aus der zweiten Reihe und internationale Aktien, insbesondere aus Schwellenländern, wo die Volatilität zuletzt zurückgegangen sei.

Deutschland hingegen habe gepennt, insbesondere, was die Bankenlandschaft angehe. Die französische BNP Paribas sein von einer nahezu unbeachteten Regionalinstitut zu einem der globalen Marktführer aufgestiegen, während die Deutsche Bank und die Commerzbank kontinuierlich an Bedeutung verloren hätten. Eine Fusion der beiden schwächelnden Finanzhäuser bezeichnete Halver expressis verbis als "kompletten Schwachsinn".

Sehr deutlich ging Halver auch auf den Brexit ein, der seines Erachtens auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben wird. Vor dem geplanten Austrittsdatum am 12. April werde das Parlament Premierministerin Theresa May "noch ordentlich Feuer unterm Hintern machen"- und die ganze Aktion letztendlich doch abblasen. Er habe jeglichen Respekt vor der britischen Politik verloren und gehe davon aus, dass - falls es doch zum Austritt komme - das Britische Empire endgültig untergehen werde. Wer sich dennoch gegen ein solches Szenario absichern wolle, liege mit ein wenig Gold im Depot sicher nicht falsch - auf lange Sicht jedoch würde er Qualitätsaktien den Vorzug geben.