Die politischen Forderungen nach einer stärkeren CO2-Besteuerung von Kraftstoffen schlugen zuletzt hohe Wellen. Dass es an der Zapfsäule derzeit wieder richtig teuer ist, liegt aber nicht nur an der Politik allein. Schließlich waren es die munter steigenden Ölnotierungen der vergangenen Monate, die die Preise für Benzin und Diesel seit Mai 2020 um stolze 30 Prozent hochschnellen ließen.

Doch nicht nur beim Rohstoff Öl sind Preiserhöhungen zu verzeichnen. Industriemetalle wie Kupfer oder Eisenerz, Edelmetalle und auch Agrarrohstoffe wie Weizen oder Soja befinden sich mittlerweile vielfach auf Preishöhen jenseits des Vor-Corona-Niveaus.

Auch wenn die Preissteigerungen bei Bauholz, Beton und Rigipsplatten möglicherweise nur temporärer Art sind, machen sie aktuell besonders dem Baugewerbe und damit auch den Häuslebauern zu schaffen. Man kommt allerdings nicht umhin, Kurssteigerungen über alle Rohstoffklassen hinweg zu erkennen. Genauso wie es Ausdruck eines gesunden Aktienmarkts ist, wenn es zu simultanen Kurssteigerungen bei Titeln aus verschiedenen Branchen kommt, sprechen die Kurssteigerungen bei Kupfer, Öl, Lithium und Co dafür, dass die Rohstoffmärkte langsam, aber sicher aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen.

So konnte der Bloomberg Commodity Index, der einen breiten Korb aus Industrie- und Edelmetallen, Agrargütern und Energierohstoffen umfasst, mit dem jüngsten Anstieg auf 94 Punkte ein frisches Mehrjahreshoch erklimmen und erzeugt damit ein starkes Kaufsignal für die Rohstoffmärkte insgesamt. Dafür wäre es auch langsam Zeit. Schließlich liegt das Allzeithoch von 204 Punkten bereits über zwölf Jahre zurück. Einige Marktbeobachter führen die Kursanstiege auf die Geldflut der Zentralbanken zurück, wieder andere auf institutionelle Investoren, die verstärkt auf Rohstoffe als Inflationsschutz setzen. Zuletzt stützte auch die weltweite wirtschaftliche Erholung die Nachfrage.

Gewaltiger Bedarf

Auch der gewaltige Rohstoffbedarf infolge der Neue-Seidenstraße-Initiative Chinas sowie das Infrastrukturprogramm von US-Präsident Joe Biden sollen für den gehörigen Preisauftrieb mitverantwortlich sein. Die Kombination aus vielen Aspekten ist es, die Rohstoffanlagen derzeit haussieren lassen. Die besonders bullishe Fraktion spricht inzwischen sogar von einem neuen Superzyklus, der zu Rohstoffnotierungen jenseits der alten Hochs aus dem Jahr 2008 führen könnte.

Und tatsächlich, fundamental lässt sich die These gut untermauern. Die niedrigen Preise für Kupfer, Öl und viele andere Bodenschätze sorgten in den vergangenen Jahren dafür, dass kaum Kapital in die Erschließung neuer Rohstoffvorkommen floss, was in Anbetracht des Überangebots an den Märkten nicht weiter schlimm war.

Verstärkte Infrastrukturinvestitionen, der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der Vorstoß der Elektromobilität sorgen nun aber dafür, dass durch die anziehende Nachfrage viele Rohstoffe von einem Angebotsüberhang in ein Defizit rutschen.

Gleichzeitig können die Kapazitäten nicht über Nacht erhöht werden. Beispielsweise vergehen von der Entdeckung eines neuen Kupfervorkommens bis zur Inbetriebnahme einer Mine gut und gern zehn Jahre. Eine steigende Nachfrage, die auf ein nur langsam nachziehendes Angebot trifft, ist ein mehr als explosiver Cocktail. Selbst wenn viele Aktien aus der Branche bereits satte Kursgewinne an die Oberfläche gefördert haben, so muss das deshalb nicht zwangsläufig das Ende der Fahnenstange sein. Auch nach der Kursrally seit dem Tief vom März 2020, von dem ausgehend sich viele Rohstoffaktien im Kurs bereits vervielfacht haben, weisen viele Unternehmen aus dem Sektor teilweise immer noch einstellige Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf.

Das Beste kommt noch

Von Euphorie ist also noch nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil scheinen viele Marktteilnehmer der Rohstoffrally noch nicht ganz zu trauen. Zu tief steckt gerade den rohstoffaffinen Investoren der Bärenmarkt der vergangenen Dekade noch in den Knochen.

Man kann aber davon ausgehen, dass Rohstoffinvestoren die besten Zeiten noch bevorstehen.