Die US-Ratingagenturen Fitch und Moody's haben die Kreditwürdigkeit von Russland nach den westlichen Sanktionen infolge des Ukraine-Krieges auf "Ramsch"-Niveau herabgestuft. So verlor der russische Rubel im Moskauer Handel weiter an Wert. Der US-Dollar wertete im Gegenzug um 7,5 Prozent auf 114 Rubel auf.

"Großer Schock für Russlands Kreditgrundlagen"


Die Ratingagentur Fitch nahm die Bewertung um sechs Stufen von BBB auf B zurück. Eine so starke Abwertung eines einzelnen Staates habe es zuletzt 1997 bei Südkorea gegeben. Gleichzeitig werden die Aussichten "negativ" bewertet, was die Tür zu weiteren Herabstufungen öffnet.

Die internationalen Sanktionen stellten "einen großen Schock für Russlands Kreditgrundlagen dar und könnte seine Bereitschaft zur Bedienung der Staatsschulden untergraben", begründete Fitch das Vorgehen. Besonders die Sanktionen der USA und der EU, die jegliche Transaktionen mit der russischen Zentralbank verbieten, hätten "eine viel größere Auswirkung" als alle früheren Strafmaßnahmen. Ein Großteil der internationalen Währungsreserven für Eingriffe am Devisenmarkt seien dadurch unbrauchbar gemacht worden. "Die Sanktionen könnten auch Russlands Bereitschaft zur Rückzahlung von Schulden beeinträchtigen", warnte Fitch.

Moody's nahm das Rating am Donnerstag ebenfalls um sechs Stufen zurück, und zwar von Baa3 auf B3. Begründet wurden die Schritte damit, dass die westlichen Sanktionen die Fähigkeit des Landes zur Bedienung der Schulden in Frage stellten und die Wirtschaft schwächen erheblich würden. Zudem gehe die Schwere der Sanktionen "über die ursprünglichen Erwartungen von Moody's hinaus und wird erhebliche Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit haben."

Zuvor hatte mit Standard & Poor's die dritte große Ratingagentur bereits den Daumen über die Bonität des Schwellenlandes gesenkt.

Die russische Regierung hat mit einer Reihe von Maßnahmen auf das westliche Vorgehen geantwortet. So hat die Zentralbank ihren Leitzins auf 20 Prozent mehr als verdoppelt, um dem Kursverfall der Landeswährung Rubel zu begrenzen. Geplant ist zudem, den Nationalen Wohlstandsfonds anzuzapfen.

Bereits in Kraft gesetzt haben die USA und die EU unter anderem Sanktionen gegen die russische Zentralbank. Seit der Nacht zum Montag sind Transaktionen mit der Zentralbank verboten und alle Vermögenswerte der Notenbank in der EU eingefroren. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) zufolge zeigt die Maßnahme schon Wirkung: "Der Rubel ist im freien Fall. Die Kriegskasse von Wladimir Putin ist empfindlich getroffen", sagte der Politiker am Dienstag. "Diese Maßnahme hat geringere Auswirkungen auf uns, aber maximale Auswirkungen auf Russland." Ebenfalls in Kraft gesetzt wurde der Ausschluss sieben russischer Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift.

fh/rtr