Der Laborausrüster Sartorius ist in den vergangenen zehn Jahren jeweils mit zweistelligen Raten gewachsen. Die Corona-Pandemie brachte noch mal zusätzlichen Schub. Doch wie geht es nach dieser Sonderkonjunktur weiter, wenn sich gleichzeitig der Wind für die Branche dreht? Vorstandschef Joachim Kreuzburg erläutert im Interview die Aktienkursentwicklung und die Konzernpläne. Die Margenziele für 2022 hatte er erst kürzlich noch mal angehoben.

BÖRSE ONLINE: Seit dem DAX-Aufstieg im Herbst 2021 ist die Sartorius-Aktie im Sinkflug. Warum?
Joachim Kreuzburg: Aufgrund der deutlich veränderten Inflations- und Zins-erwartungen sind die Kurse von Wachstumstiteln aus dem Tech-Sektor unter Druck. Das betrifft auch die gesamte Biotech- und Biopharma-Branche. Mit der Geschäftsentwicklung von Sartorius hat die Kursentwicklung unseres Erachtens nichts zu tun. Wir haben unsere Finanzziele im vergangenen Jahr erreicht oder übertroffen und lagen auch mit unserem Ausblick für 2022 eher über den Analystenerwartungen.

Warum hat das die Sartorius-Aktionäre dann nicht überzeugt?
Wir sind im vergangenen Jahr wechselkursbereinigt knapp 50 Prozent gewachsen. Das war außergewöhnlich stark, und ausgehend von dieser bereits sehr hohen Basis haben wir für 2022 erneut eine deutlich zweistellige Zuwachsrate angekündigt. Unsere Aktionäre sind nach unserer Wahrnehmung mit dieser Entwicklung nicht unzufrieden. Im veränderten Zins- und Inflationsumfeld finden jedoch umfangreiche Umschichtungen von Aktienportfolios statt, die zu entsprechenden Kursentwicklungen führen.

Wie stellen Sie sich auf das Ende der Corona-Sonderkonjunktur ein?
Das pandemiebedingte Geschäft war in den vergangenen beiden Jahren ein relevanter, aber nicht der dominante Treiber der starken Geschäftsentwicklung. Das überwiegende Wachstum kam über unser gesamtes Produktportfolio und alle Regionen aus dem Basisgeschäft. Insgesamt betrug der Umsatz aus pandemiebedingter Nachfrage 2021 rund 500 Millionen Euro, und wir erwarten etwa den gleichen Wert für 2022. Mittelfristig gehen wir davon aus, dass diese Nachfrage wieder entfällt, erwarten aber gleichzeitig deutliche Wachstums-impulse aus innovativen und dynamischen Segmenten wie etwa den Zell- und Gentherapien.

Können Sie sich in nächster Zeit auch größere Zukäufe vorstellen?
Wir wollen unser mittelfristiges Umsatzziel wie bisher überwiegend durch organisches Wachstum erreichen und durch komplementäre Akquisitionen ergänzen. Übernahmen müssen uns dabei in erster Linie technologisch weiterbringen, die Größe eines Unternehmens ist nicht das entscheidende Kriterium. Wir wären allerdings auch durchaus dazu in der Lage, größere Akquisitionen zu stemmen.

Was hat sich seit dem DAX-Aufstieg verändert?
Für unsere Kunden spielt die DAX-Zugehörigkeit eine Nebenrolle. Allerdings sehen wir positive Auswir-kungen im Mitarbeitermarkt. Man kommt stärker auf den Radarschirm von Talenten.