Nach einer dreijährigen Durststrecke fährt Schaltbau wieder auf dem richtigen Gleis. Das auf elektronische Komponenten, Türsysteme und Bahntechnik spezialisierte Unternehmen schreibt operativ schwarze Zahlen und hat die Bereinigung seiner Geschäftsfelder weitgehend abgeschlossen.
Die jüngsten Erfolgsmeldungen läuteten beim monatelang fallenden Aktienkurs eine Gegenbewegung ein. Mit der spanischen Tochter Alte stellt Schaltbau einen letzten großen Verlustbringer zum Verkauf. Weil dieses Segment als Veräußerungsgruppe bilanziert wird, fallen weitere Wertberichtigungen an. In der Summe ergibt sich daraus für 2018 ein Jahresfehlbetrag von rund 23 Millionen Euro.

Die Richtung stimmt



Das operative Geschäft kommt dagegen wieder ins Laufen, wie die vorläufigen Zahlen untermauern. Der um ausgegliederte und veräußerte Einheiten bereinigte Umsatz kletterte um elf Prozent auf 480 Millionen Euro. Und mit einer Ebit-Marge von drei Prozent erreichte der operative Gewinn die Zielvorgabe. Auch der freie Cashflow kehrte mit 7,4 Millionen Euro in positives Terrain zurück. Überhaupt hat sich die Bilanzqualität nach zwei Kapitalerhöhungen und dem Verkauf des Industriebremsengeschäfts deutlich verbessert.

Architekt der Kehrtwende ist der seit Mai 2018 amtierende Vorstandschef Albrecht Köhler. Im Interview mit BÖRSE ONLINE erläutert der promovierte Ingenieur die künftige Ausrichtung. In der mobilen Verkehrstechnik, dem mit 60 Prozent Umsatzanteil größten Geschäftsfeld, will Schaltbau als europäischer Marktführer an den immer mehr digitalen Funktionen von Türsystemen wie Gesichtserkennung, Fahrgastzählung und Ticketkontrolle kräftig mitverdienen. Bei Bus und Bahn, aber auch mit neuen Fahrzeugtypen wie autonom fahrenden und per App buchbaren elektrischen Kleingruppenfahrzeugen. Zugleich sieht Köhler das Komponentengeschäft von Schaltbau als großen Gewinner aus der wieder steigenden Nachfrage für Gleichstromtechnik.

Schaltbau hat außerdem sein Vertriebssystem umgestellt. Um Konsortialrisiken zu vermeiden, tritt die Firma nur noch als Produktlieferant an Generalunternehmer auf. Auslöser für diesen Kurswechsel war das Desaster in Brasilien. Im seit 2012 laufenden Projekt für die Metro São Paulo musste Schaltbau in hohe Vorleistungen gehen, ohne dass Umsätze flossen. Die Verbindlichkeiten führten zu erheblichen Belastungen in der Bilanz - bis Schaltbau 2018 eine Einigung mit Bombardier Transportation erzielte. Diese sieht vor, dass die Firma in Zukunft nur noch Bahnsteigtüren liefert.

Mit einem 2019er-KGV von 17,8 ist die Aktie günstig bewertet. Spekulativ bleibt das Investment allemal, denn Schaltbau muss jetzt im operativen Geschäft liefern. Gelingt die dauerhafte Trendwende, wäre langfristig auch eine Rückkehr in den SDAX denkbar, aus dem die Firma 2016 geflogen war. Die kritische Größe für Nebenwertefonds bringt Schaltbau beim Börsenwert mit.