Im Volkswagen-Vorstand soll Renschler offenbar das für die engere Verzahnung der beiden Brummi-Töchter Scania und MAN zuständige Ressort übernehmen. Bislang wird es vom früheren Scania-Chef Leif Östling geführt. Allerdings wächst in Wolfsburg die Kritik an Östling. Bei der angepeilten engeren Kooperation der beiden Ex-Rivalen geht es bislang nur sehr schleppend voran.

Nun soll es Renschler richten. Zwar ist der genaue Zeitpunkt seines Wechsels wegen der in Vorstandsverträgen üblichen Sperrklauseln derzeit noch offen. Aber VW-Patriarch Ferdinand Piëch hatte das Interesse an Renschler am Donnerstag indirekt bestätigt und auf eine bevorstehende Aufsichtsratssitzung verwiesen.

Renschler (55) war zwischen 2004 und 2013 Chef der wichtigen Nutzfahrzeugsparte von Daimler. Der durchsetzungsstarke Manager hatte Daimler Trucks so aufgestellt, dass die Brummisparte Nachfrage-Schwankungen von 20 Prozent auffangen kann, ohne Verluste zu schreiben. Das hatte ihm auch bei Wettbewerbern großen Respekt eingetragen. Doch im Vorjahr musste der Wirtschaftsingenieur die Zuständigkeit für die Trucks Knall auf Fall an den damaligen Produktionsvorstand Wolfgang Bernhard abgeben. Der Personalrochade war ein heftiger Streit mit dem Betriebsrat vorausgegangen. Die Arbeitnehmervertreter um den einflussreichen Betriebsratschef Erich Klemm hatten einen Wechsel Bernhards zur Bedingung für die Zustimmung zur Verlängerung des Vorstandsvertrags von Daimler-Boss Dieter Zetsche gemacht.

Renschler fügte sich und sorgte auf seinem neuen Posten für einen sauberen Serienanlauf der neuen S-Klasse. Doch hatte er seither nie einen Hehl daraus gemacht, dass er lieber Brummi-Chef geblieben wäre. Dort war er für einen Umsatz von gut 30 Milliarden Euro verantwortlich und konnte weitgehend unbehellig schalten und walten. Als Produktionsvorstand der Pkw-Sparte musste er quälende Abstimmungsprozesse über sich ergehen lassem- für Renschler ein Graus.

Für VW wäre der ausgewiesene Nutzfahrzeugexperte nun die Idealbesetzung. Den Umbau bei Daimler Trucks hatte Renschler weitgehend geräuschlos und im engen Schulterschluss mit den Gewerkschaften gemanagt. Im konsens-orientierten Wolfsburg gilt dies als Schlüsselqualifikation.

Einschätzung zur Aktie

Der abrupte Abgang von Daimler-Produktionsvorstand Andreas Renschler (55) hatte Investoren zur Wochenmitte zunächst verunsichert. Neben Spekulationen um die Nachfolge von Konzernchef Dieter Zetsche (61) hatten sich einige Beobachter auch um die Profitabilität der Mercedes Car Group gesorgt. Doch beide Befürchtungen sind unbegründet. Zwar hätte Renschler wohl das Zeug für die Berufung an die Konzernspitze. Aber ob es ihn bis ganz nach oben gedrängt hätte, ist unklar. Außerdem verfügt Daimler mit Wolfgang Bernhard (53), Finanzvorstand Bodo Uebber (54) und dem neuen China-Chef Hubertus Troska (52) gleich über mehrere geeignete Kandidaten.

Davon abgesehen ist völlig offen, ob Zetsche tatsächlich mit Ablauf seines Vertrags 2016 aus dem Konzern ausscheidet oder eine weitere Vertragsverlängerung anstrebt. Anders als noch vor Jahresfrist, als Zetsche schwer angeschlagen war, beginnt der Stern von Dr. Z. nun wieder zu strahlen. Immerhin nämlich trägt die größte Modelloffensive der Konzerngeschichte erkennbar Früchte. In den USA etwa sind 80 Prozent aller Käufer des CLA Erstkunden. Wenn die ersten Erfolge sich bestätigen, sitzt Zetsche fester im Sattel denn je. Andererseits ist aber offen, ob der Aufsichtsrat den Kronprinzen eine weitere Wartezeit zumuten will. Und vielleicht will Zetsche ohnehin gehen, wenn es am schönsten ist.

Und was die Margen anbelangt, gibt es ebenfalls keinen Grund zur Sorge. Die Plattformstrategie des Konzerns greift, die Kosten sinken. Auch charttechnisch ist alles im grünen Bereich. Der Aufwärtstrend der Daimler-Aktie ist trotzt der jüngsten Korrektur am Markt intakt. Wir bleiben bei unserer Einschätzung: Kaufen.