Dax und EuroStoxx50 brachen am Freitag so stark ein wie zuletzt beim Börsen-Crash im März 2020, als die erste Pandemie-Welle. Rezessionsängste geschürt hatte. Der Dax stürzte im frühen Handel um bis zu vier Prozent auf 15.283 Punkte ab und lag am Vormittag noch 2,9 Prozent im Minus. Der EuroStoxx50 verlor bis zu 4,6 Prozent auf 4098 Zähler. "Der 'Black Friday' scheint heute auch an der Börse mit Kurs-Rabatten einherzugehen", fügte CMC-Experte Stanzl hinzu. Ob Aktien damit aber bereits wieder günstig seien, wisse im Moment aber niemand.

AGGRESSIVER UNS IMPFSTOFF-RESISTENTER?


Die in Südafrika entdeckte Mutation des Erregers Covid-19 könnte Experten zufolge ansteckender sein als der aktuell grassierende Typ Delta und resistenter gegen die bisherigen Impfstoffe. "Sollte sich die neue Variante als sehr aggressiv herausstellen, könnte dies wie bei der ersten Corona-Welle mit der Schließung des internationalen Flugverkehrs einhergehen", warnte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Einige Staaten schränken die Reisefreiheit bereits ein oder stehen kurz davor.

Vor dem Hintergrund brach der Index der europäischen Reise- und Tourismuswerte um bis zu 7,3 Prozent ein. Zu den größten Verlierern zählte hier die Lufthansa, die mit einem Minus von zeitweise knapp 16 Prozent auf den größten Tagesverlust seit mindestens 30 Jahren zusteuerten.

Die Furcht vor neuen flächendeckenden Lockdowns setzte auch Einkaufszentrum-Betreibern zu. Deutsche Euroshop fielen um bis zu 7,6 Prozent auf ein Zwölf-Monats-Tief von 14,53 Euro. Die Papiere des Rivalen Klepierre brachen in Paris fast doppelt so stark ein.

AUSVERKAUF BEI ROHSTOFFEN - "SICHERE HÄFEN" GEFRAGT


Die Konjunkturängste schlugen sich auch in Rohstoffkursen nieder: Spekulationen auf einen erneuten Rückgang der Nachfrage drückte den Preis für die Öl-Sorte Brent aus der Nordsee 4,4 Prozent ins Minus auf 78,57 Dollar je Barrel (159 Liter). Zusätzlich belasteten Spekulationen um ein mögliches Überangebot die Stimmung, sagte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM. Ein Beratergremium der Opec prognostiziert dies wegen der Freigabe strategischer Reserven durch die USA und andere Staaten. Vor diesem Hintergrund rutschte der Index für die europäische Öl- und Gasbranche um 4,8 Prozent ab.

Das wichtige Industriemetall Kupfer verbilligte sich um 2,3 Prozent auf 9573 Dollar je Tonne. "Es ist aber noch zu früh, um zu beurteilen, ob die neue Virus-Variante Einfluss auf die Nachfrage haben wird", sagte ein Börsianer.

Gefragt waren dagegen "sichere Häfen" wie Gold. Das Edelmetall legte ein Prozent auf 1806 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zu. "Wenn die neue Variante sich in den USA ausbreitet, würde es das dortige Wachstum dämpfen", sagte Stephen Innes, Partner beim Vermögensverwalter SPI. In so einem Umfeld werde eine Zinserhöhung der Notenbank Fed unwahrscheinlicher.

Gleiches gilt für die Euro-Zone. Während die Kurse an den Terminmärkten bislang klar eine EZB-Zinserhöhung von 0,1 Prozentpunkten im Dezember 2022 signalisiert hatten, ist die Wahrscheinlichkeit inzwischen auf 50 Prozent gesunken. Vor diesem Hintergrund griffen Investoren auch bei Bundesanleihen wieder zu und drückten die Rendite der zehnjährigen Titel auf minus 0,312 Prozent.

rtr