Ein Blick auf den Franken dürfte in den Führungsetagen schweizerischer Unternehmen für Champagnerlaune sorgen. Das Tauschverhältnis des Euro gegenüber dem Franken knackte am 20. April um 20.07 Uhr die magische Marke von 1,20. Damit steht das Devisenpaar so hoch wie seit der Auflösung der Mindestkursgrenze am 15. Januar 2015 nicht mehr.

Die Abwertung des Franken ist bereits seit Längerem im Gange: Auf Sicht von einem Jahr gab er gegenüber dem Euro um zwölf Prozent nach. Folglich können Schweizer Exporteure in Franken gerechnet wieder höhere Preise erzielen, was im Gegenzug zu einer Verbesserung bei den Gewinnmargen führt.

Die Handelsbilanz gibt bereits Anlass zur Freude. 2017 erreichten die Ausfuhren erstmals wieder den Wert des Jahres 2008, also das Niveau vor der globalen Rezession. Und die Aussichten sind angesichts der boomenden Weltkonjunktur weiterhin günstig. "Die Schweizer Exportindustrie dürfte endgültig auf einen soliden Erholungspfad eingeschwenkt sein", heißt es bei der KOF Konjunktur-forschungsstelle an der ETH Zürich.

Für den Schweizer Aktienmarkt kommt positiv hinzu, dass die Zinsen trotz allem weiter im negativen Bereich (minus 0,75 Prozent) verharren. "Wir sind überzeugt, dass die derzeitige Geldpolitik noch immer nötig ist", sagt Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

Für gute Laune sorgt die gerade gestartete Bilanzsaison. Nestlé, Novartis und ABB, drei Größen aus dem Leitindex SMI, haben soeben den Zahlenreigen eröffnet und übertrafen mehrheitlich die Erwartungen.

So fiel das Wachstum beim größten Lebensmittelkonzern der Welt überraschend stark aus. Zum Jahresauftakt legte Nestlé organisch um 2,8 Prozent zu. Das war nicht nur deutlich mehr als im vierten Quartal 2017 (1,9 Prozent), sondern übertraf auch den Konsens um 0,3 Prozentpunkte. Der Ausblick wurde bestätigt: Für 2018 wird mit einem organischen Erlöszuwachs zwischen zwei und vier Prozent sowie einer Verbesserung der operativen Marge gerechnet. Konzernchef Ulf Mark Schneider, der nun seit etwas mehr als einem Jahr im Amt ist, sieht sich mit seiner Strategie sowie einer "vielversprechenden Innovationspipeline" auf einem guten Weg, das mittelfristige Ziel einer operativen Marge von 17,5 bis 18,5 Prozent zu erreichen.

Nicht nur Nestlé zählt zu unseren Favoriten unter den Schweizer Standardwerten. Auch dem Uhrenhersteller Swatch verleihen wir seit Kurzem wieder ein "Kaufen"-Rating (siehe BÖRSE ONLINE 15/2018). Der Branchenprimus ist wieder im Takt, und die Frankenabwertung spielt dem Konzern in die Hände. Seit unserer Hochstufung hat der Titel zwar bereits deutlich zugelegt, allerdings ist es noch längst nicht zu spät für einen Einstieg. Wir sehen bei der lange vernachlässigten Aktie noch Potenzial bis auf 430 Euro, ein Plus von rund elf Prozent.

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Nebenwerte mit Pfiff



Attraktives Kurspotenzial ist auch in der zweiten und dritten Börsenreihe zu finden. Zwei besonders heiße Tipps sind die VAT Group und Logitech. Seit unserer ersten Empfehlung in BÖRSE ONLINE 13/2017 legte Erstgenannte in der Spitze um knapp 50 Prozent zu.



Zuletzt ist die VAT-Aktie wieder etwas zurückgekommen und bietet erneut eine Einstiegsgelegenheit. Denn operativ brummt es bei dem Hersteller von Vakuumventilen für die Chipindustrie nach wie vor.

Der jüngst veröffentlichte Zwischenbericht liefert dafür den Beweis. Die Erlöse legten im ersten Quartal um ein Fünftel auf 197,8 Millionen Franken zu. Der Auftragseingang erhöhte sich per Ende März um 18,4 Prozent auf 215,3 Millionen Franken und übertraf die Erwartungen. Um die hohe Nachfrage befriedigen zu können, steckt VAT im laufenden Jahr rund sieben Prozent des Umsatzes in den Kapazitätsausbau. Damit soll das für 2018 geplante Wachstum von 15 bis 20 Prozent erreicht werden. Zudem will die Firma immer profitabler werden. Bis 2020 wird eine Ebitda-Marge von einem Drittel angestrebt, 2017 lag die Kennziffer bei 31,1 Prozent.

Auf Wachstumskurs ist auch Logitech. Der Hersteller von Computerzubehör peilt für 2017/18 (31. März) ein Umsatzplus von zwölf bis 14 Prozent sowie ein operatives Ergebnis zwischen 270 und 280 Millionen Dollar an. Angst vor Enttäuschungen müssen Anleger bei der Zahlenvorlage am 3. Mai nicht haben. Erst im Januar wurden die Ziele noch einmal erhöht. Selbst für 2018/19 gibt es schon eine Prognose: Der Umsatz soll im hohen einstelligen Prozentbereich zulegen, das operative Ergebnis um rund 15 Prozent. Besonders gut in Form präsentierte sich zuletzt die Gamingsparte, die es im Weihnachtsquartal auf ein Plus von 62 Prozent brachte. Aber auch die Segmente Video Collaboration, Smart Home sowie Audio-PC & Wearables verzeichneten zweistelliges Wachstum.

Bei Logitech schwingt zudem etwas Übernahmefantasie mit. Ende März wechselte bei gleich zwei Konkurrenten der Besitzer. Die US-Firma Belkin ging für 866 Millionen Dollar an den chinesischen Apple-Zulieferer Foxconn, und der kalifornische Elektronikkonzern Plantronics legte für den Videospezialisten Polycom sogar satte zwei Milliarden Dollar auf den Tisch.



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Schweiz: Auf einen Blick