Die Story von Scout24 bleibt weiterhin spannend: Die jüngste Offerte des Private-­Equity-Duos Hellman & Friedman und Black­stone Group, das eine Beteiligung von 50 Prozent plus eine Aktie anstrebt, lehnte der Vorstand des Münchner Betreibers von Onlineplattformen wie den populären Portalen Auto­scout24 und Immobilienscout24 als "unangemessen" ab. Pro Aktie haben die Finanz­investoren 43,50 Euro geboten, macht insgesamt 4,68 Milliarden Euro. Bei Redaktionsschluss notierten die Papiere jedoch deutlich unter dem Gebot. Das Bankhaus Lampe sieht Potenzial bis zu ­Kursen von über 50 Euro. Die beiden Finanzinvestoren hatten die MDAX-­Firma im Herbst 2015 an die Börse gebracht. Anfang 2018 waren sie ausgestiegen, offenbar zu früh.

Konsolidierung in Europa

Die Analysten von Bankhaus Lampe erwarten eine Konsoli­dierung der Branche in Europa. ­
Im Mai 2018 wurde in Großbritannien der Immoscout24-Konkurrent Zoopla von US-Finanzinvestor Silver Lake übernommen. Norwegens Medienkonzern Schibsted will sein Portalgeschäft mit 300 Millionen Euro Umsatz durch Zukäufe in Europa ausbauen, um es später an die Börse zu bringen.

Scout24 betreibt sein Geschäft mit Internetkleinanzeigen überwiegend in den Segmenten Autos und Immobilien - nachhaltig profitabel. Im laufenden Geschäftsjahr erwarten Analysten bezogen auf den operativen Gewinn (Ebitda) eine vergleichsweise hohe Marge von knapp 54 Prozent. Wohl auch deshalb tritt Chef Tobias Hartmann, der im November vom Onlineversender Hellofresh kam, gegenüber den ehemaligen Großaktionären selbstbewusst auf. Hartmann lehnte das Angebot als zu niedrig ab. Weitere mögliche Bieter, darunter die Finanzinvestoren EQT Partners, Silver Lake und KKR, haben bisher noch keine Angebote vorgelegt.

Mit Immobilienscout24 sind die Münchner in Deutschland im Immosegment Nummer 1, bei Autoanzeigen sind sie die Nummer 2 hinter Ebays Portal Mobile.de, allerdings mit großen Abstand. Hier eine ähnlich starke Position aufzubauen, dürfte schwierig und teuer sein. Deshalb forcieren die Münchner in diesem Bereich die Expansion im benachbarten Ausland.

In Deutschland macht Scout24 zusätzliches Geschäft mit Finanzdienstleistungen. Im Juli 2018 wurde Finanzcheck übernommen. Die Firma mit 35 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2017 zählt mit Check24 und Smava zu den drei größten deutschen Portalen für Verbraucherkredite.