Das Coronavirus hat die Welt weitestgehend lahmgelegt. An den Weltbörsen allerdings sorgt dieser Stillstand für sehr viel Bewegung. Leider aber in eine Richtung, die Anlegern nicht gefällt. Denn es geht stramm gen Süden mit den Kursen. Nachvollziehbar. Schließlich sind die Unternehmen auf eine laufende Produktion und auf Verkäufe angewiesen, um Gewinne zu erzielen. Zudem ist der Kampf gegen den unsichtbaren Feind mit sehr vielen Unwägbarkeiten gespickt. Börsianer aber hassen eine fehlende Planbarkeit. Die vorherrschenden Unsicherheiten erklären, warum die Notierungen fast querbeet abstürzen.

Wie die Schlacht gegen den Coronavirus weitergeht, kann aktuell niemand vorhersagen. Fakt ist aber, dass in der Anlegerschaft inzwischen viel Furcht zu spüren und die Risikobereitschaft weitgehend versiegt ist. Das zeigt der von der Bank of America berechnete Bull-&-Bear-Indikator. Denn der wichtigste Stimmungsindex des US-Instituts hat jüngst ein antizyklisches Kaufsignal generiert.

Kapital dosiert einsetzen

Ob negative Extremwerte bei der Anlegerstimmung als Kontraindikator auch dieses Mal, wie oftmals in der Vergangenheit, eine baldige Kurstrendwende zum Besseren signalisieren, bleibt abzuwarten, weil die Corona-Krise in ihrer Art und Weise bisher einmalig ist. Irgendwann wird die Welt aber wieder zur Normalität zurückfinden. Unter dieser Annahme können die gesunkenen Bewertungen zum Einstieg genutzt werden.

Allerdings sollte man nicht sofort alles auf eine Karte setzen. Sinnvoller ist es, das vorhandene Kapital schrittweise zu investieren. Das bedeutet: Setzen Sie nicht sofort alles ein, sondern geduldig nach und nach, sodass auch noch Geld vorhanden ist, damit Sie eventuell weiter fallende Notierungen für günstigere Einstandskurse nutzen können. Da hilft auch, dass immer mehr Broker monatliche Sparpläne auf Einzelaktien anbieten.

Auf der Suche nach geeigneten Kaufkandidaten lautet ein guter Rat, auf Aktien mit erprobten Geschäftsmodellen und wirtschaftlichen Schutzgräben zu setzen. Denn wenn die Coronavirus-Krise erst einmal abebbt, dürften sich die damit verbundenen Vorteile wieder in gut laufenden Geschäften auszahlen. Damit ein Unternehmen bis dahin durchhält, kommt es aber auf eine solide Bilanz an - wobei im aktuellen Umfeld vor allem eine solide Liquiditätsposition wichtig ist.

Sechs Einzelfavoriten

Die beiden europäischen Aktien sind Capgemini und EVN. Beim österreichischen Energie- und Umweltdienstleister EVN stimmt zum einen die Bewertung (knapp einstelliges KGV, Dividendenrendite von 4,26 Prozent), zum anderen ist das Land Niederösterreich Mehrheitseigentümer, was einer Überlebensgarantie gleichkommt. Strategisch ebenfalls positiv: Bis 2020 soll die Hälfte der Stromlieferungen aus erneuerbaren Energien stammen.

Der Pariser Beratungs- und IT-Dienstleistungskonzern Capgemini leidet zwar ebenfalls unter dem Virus, einen gewissen Schutz bietet hier aber laut der US-Investmentbank Jefferies eine vergleichsweise hohe Bargeldquote sowie eine positive freie Cashflow-Generierung. Mit der Ausrichtung auf Digitalisierungsprozesse und Cloud-Computing-Dienstleistungen ist man aussichtsreich positioniert, wobei auch Megatrends wie autonomes Fahren, Big Data und der Mobilfunkstandard 5G als Wachstumstreiber fungieren. Hinzu kommt ein einstelliges KGV.

Moderat sind auch die Bewertungen bei den beiden Asien-Favoriten Sony und Samsung Electronics. Der südkoreanische Elektronikkonzern hat einige Wettbewerbsvorteile. Zudem scheint man die Innovationskraft wiedergefunden zu haben, wie der als bahnbrechend bezeichnete Prototyp einer neuen Elektroautobatterie belegt. Laut Jefferies fällt auch das Verhältnis von Bruttobarmitteln zur Marktkapitalisierung vergleichsweise hoch aus. Dies gilt auch für Sony. Zudem verdient der japanische Elektronikkonzern mit CMOS-Halbleiterbauelementen, Spielen, Musik und Filmen sein Geld in Bereichen, die als Duo- oder Oligopole gelten.

Optisch höher bewertet sind die beiden US-Empfehlungen Amazon und Alphabet. Das lässt sich aber mit den breiten und massiven wirtschaftlichen Schutzgräben erklären, über die beide US-Konzerne verfügen. Bei der Google-Mutter droht zwar Corona-bedingt das Werbegeschäft zu leiden, aber die Innovationskraft ist groß, was helfen dürfte, die starke Marktstellung langfristig abzusichern. Bei Amazon zieht das Coronavirus ebenfalls Herausforderungen im Tagesgeschäft nach sich. Letztlich dürfte der Onlinehändler und Cloud-Spezialist von der Krise aber sogar profitieren. Amazon arbeitet mit dem "Projekt Gesundheit" übrigens an einem Impfstoff - zwar nicht gegen Corana, aber gegen Erkältungen.