Der zuletzt wegen der Turbine für die Gas-Pipeline Nord Stream 1 im Rampenlicht stehende Energietechnik-Konzern Siemens Energy kämpft mit Verlusten. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2021/2022 Nach Steuern vergrößerte sich der Verlust in den Monaten April bis Juni von 307 Millionen auf 533 Millionen Euro, teilte das Unternehmen am Morgen in München mit.

Ursache waren erneut Einbußen bei der spanischen Windenergietochter Siemens Gamesa, aber auch Belastungen aus der Restrukturierung der Geschäfte in Russland. Der Konzern hatte nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine sein Russland-Geschäft auf den Prüfstand gestellt und will es noch im Jahr 2022 abschließen.

Operatives Ergebnis deutlich verschlechtert


Um Sondereffekte bereinigt verschlechterte sich das operative Ergebnis (Ebita) deutlich und rutschte mit 131 Millionen Euro ebenfalls in den roten Bereich, nachdem im Vorjahresquartal noch ein Gewinn von 54 Millionen Euro angefallen war. Die entsprechende Marge sank von plus 0,7 auf minus 1,8 Prozent.

Dagegen verbesserte sich der Umsatz leicht um 0,2 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis - bereinigt um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe - sanken die Erlöse um 4,7 Prozent. Die Auftragsbücher füllten sich weiter. So stieg das Neugeschäft im Quartal um 65,4 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro.

Siemens Gamesa hatte bereits vergangene Woche Quartalszahlen vorgelegt und neben sinkenden Umsätzen deutlich höhere Verluste präsentiert. Der Windanlagenbauer leidet unter hohen Kosten für Rohstoffe und Fracht sowie Lieferengpässen. Zudem kämpft das Unternehmen mit anhaltenden Problemen mit seinen Landturbinen. Siemens Energy hält etwa drei Viertel an Siemens Gamesa und hat angekündigt, die restlichen Anteile übernehmen zu wollen und die Tochter danach zu integrieren.

Jahresprognose gesenkt


Siemens Energy erwartet im Gesamtjahr nun einen Verlust nach Steuern, der das Vorjahresniveau von minus 560 Millionen Euro annähernd in Höhe der Belastungen im Zusammenhang mit der Restrukturierung des Russland-Geschäfts übersteigt. Vor allem im Zusammenhang mit dieser Restrukturierung hätten sich die Sondereffekte im Quartal auf minus 298 Millionen Euro belaufen.

Die Probleme bei Siemens Energy strahlen auch auf den Technologie-Konzern Siemens aus, der den Energietechnik-Konzern vor knapp zwei Jahren abspaltete und seitdem noch etwa 35 Prozent hält. Siemens schrieb Anfang Juli Milliarden auf die Beteiligung ab, was das Ergebnis nach Steuern im dritten Quartal Unternehmensangaben zufolge mit etwa 2,8 Milliarden Euro belasten wird. Die Zahlen für das Quartal sowie die Auswirkungen der Abschreibung auf den Ausblick will Siemens am Donnerstag veröffentlichen.

Gas-Turbine noch in Deutschland


Übrigens: Die von Russland für die Gaspipeline Nord Stream 1 zurück erwartete Gasturbine ist nach Angaben von Siemens Energy immer noch nicht an Russland ausgeliefert worden. "Die Diskussionen mit dem russischen Kunden laufen weiter", sagte Vorstandschef Christian Bruch am Montag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Die Turbine ist noch in Deutschland. Es gibt noch Diskussionen, ob sie verschifft werden kann."

Russland hat seine Gaslieferungen nach Deutschland durch die Pipeline Nord Stream 1 gedrosselt und dies mit der fehlenden Turbine begründet. Die Bundesregierung hält dies für vorgeschoben.

Einschätzungen zur Aktie von Siemens Energy


Die US-Bank JPMorgan attestiert unterdessen Siemens Energy gute Zahlen für das Öl- und Gasgeschäft im dritten Geschäftsquartal. Tochter Siemens Gamesa habe vor allem auftragsseitig sowie mit dem um Sonderfaktoren bereinigten operativen Ergebnis die Konsensschätzungen übertroffen, so Analyst Akash Gupta.

Die Privatbank Berenberg hat die Siemens Energy nach den detaillierten Quartalszahlen auf "Buy" mit einem Kursziel von 34 Euro belassen

Die Aktie von Siemens Energy reagiert am Montag deutlich negativ auf die mageren Geschäftszahlen und die gesenkte Prognose. Im MDax rangiert die Aktie mit einem Abschlag von 3,8 Prozent am Vormittag am Ende der Tagesrange. BÖRSE ONLINE hatte geraten, vor einem möglichen Neueinstieg eine Bodenbildung des MDax-Werts abzuwarten. An dieser Einschätzung hat sich nichts geändert. mmr mit rtr und dpa