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Siemens Energy ist auf Rekordjagd: Die Aktie notiert erstmals über 90 Euro und 2025 schon 83 Prozent im Plus. Gamesa-Wende, Netztechnik-Boom und neue Analysten-Kursziele treiben die Rally.
Lange war Siemens Energy so etwas wie das Sorgenkind des Dax. Milliardenverluste, das Chaos bei der Windtochter Gamesa und eine schmerzhafte Kapitalerhöhung hatten den Energietechnikkonzern tief in die Defensive gedrängt.
Im Herbst 2023 notierte die Aktie auf einem Allzeittief von 6,87 Euro – ein Tiefpunkt, der die Krise des Konzerns schmerzlich verdeutlichte. Gegenüber dem Börsengang im Herbst 2020 saßen Aktionäre plötzlich auf einem Minus von fast 70 Prozent.
Doch was für einen Unterschied nicht mal zwei Jahre machen können! Mit einem Kursplus von 83 Prozent seit Jahresbeginn gehört Siemens Energy nach Rheinmetall und der Commerzbank zu den großen Dax-Gewinnern und hat nun erstmals die 90-Euro-Marke überschritten. Was steckt hinter dem Höhenflug?
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Die Wende beginnt bei Gamesa – und endet nicht dort
Der vielleicht entscheidendste Punkt: Die Komplettübernahme von Siemens Gamesa im Vorjahr, zunächst als riskanter Befreiungsschlag kritisiert, beginnt sich auszuzahlen. Zwar kostete die Integration Milliarden und zwang den Konzern zu einem Kapitalschnitt, doch das langjährige Sorgenkind zeigt endlich operative Fortschritte. Kostensenkungen, Prozessoptimierungen und eine klarere Produktstrategie im Bereich Onshore-Wind lassen Analysten aufhorchen.
Zugleich profitiert Siemens Energy von einem historischen Rückenwind im globalen Infrastruktur- und Energiegeschäft – nicht zuletzt durch den großen KI-Boom. Die Energiewende, vor allem aber die geopolitische Reindustrialisierung in Europa und den USA, sorgt zudem für prall gefüllte Auftragsbücher: von Gasturbinen über Hochspannungsleitungen bis hin zu Wasserstoffprojekten. Im zweiten Quartal meldete Siemens Energy einen Auftragsbestand von über 133 Milliarden Euro – ein Rekordwert.
Aktienkurs verdoppelt – und Analysten sehen Luft nach oben
Gestern überschritt der Kurs der Siemens Energy-Aktie erstmals seit dem Börsengang 2020 die Marke von 90 Euro. Noch Anfang Januar hatte das Papier unter 50 Euro notiert.
Die Analystenzunft hat den Wandel inzwischen eingepreist – und teils sogar antizipiert. Zuletzt regnete es immer wieder Kaufempfehlungen: Die Deutsche Bank etwa lobt eine kontinuierliche Margensteigerung und hob das Kursziel erst vergangene Woche an. Neue Zielmarke nun: 100 Euro! Goldman Sachs zog gestern gleich und hab das Kursziel von 86 auf ebenfalls 100 Euro an und verwies zuletzt auf die Bewertungslücke zu GE Vernova.
Auf dem Weg zum Kernplayer in der europäischen Energiewirtschaft
Natürlich ist die Siemens-Energy-Aktie nach dem massiven Anstieg der vergangenen Monate kein Selbstläufer mehr. Die strukturellen Herausforderungen in der Windkraft sind keineswegs beseitigt. Auch geopolitische Risiken – etwa neue Handelsbarrieren oder Materialengpässe – könnten die Dynamik bremsen.
Doch der Markt scheint überzeugt: Siemens Energy ist nicht mehr nur ein Turnaround-Case, sondern auf dem besten Weg, zu einem der Kernplayer in der europäischen Energiewirtschaft zu werden. Die Rally ist mehr als Spekulation – sie ist Anerkennung eines fundamentalen Wandels.
Manchmal kann es an der Börse so einfach gehen: Was 2023 noch wie ein Sanierungsfall wirkte, ist 2025 ein Top-Performer. Siemens Energy hat die Wende geschafft: operativ, strategisch und an den Aktienmärkten. Die Kurse von 90 Euro erscheinen entsprechend nicht wie das Ende der Wachstumsstory, zumal die psychologisch markante 100-Euro-Marke nun in Reichweite gerückt ist.
