Ähnlich wie beim Gold war es um Silber längere Zeit still geworden. Nachdem im April 2011 bei 48,45 Dollar noch ein Hoch markiert worden war und alles so aussah, als ob das Edelmetall nichts und niemand mehr auf dem Weg nach oben stoppen könnte, war es dann doch plötzlich vorbei mit der Herrlichkeit. Im Tief ging es anschließend bis auf 18,50 Dollar nach unten. Seit Ende Juni versucht sich Silber inzwischen aber an einer Bodenbildung und zuletzt hat die Hoffnung neue Nahrung auf einen erfolgreichen Abschluss eben dieser Bodenbildung erhalten. Bevor die Serie am Mittwoch unterbrochen wurde, stieg der Preis bei anziehenden Umsätzen in 13 Handelstagen hintereinander. Das entspricht der längsten Gewinnserie seit mindestens 1968. Mit knapp 22 Dollar je Feinunze wurde dabei ein Neunwochenhoch markiert.

Auf diesem Niveau steht für den Silberpreis in diesem Jahr bereits ein Plus von 13 Prozent zu Buche. Was für ein Unterschied zu der traurigen Bilanz des Vorjahres, als die Kassanotierungen um 36 Prozent nachgaben. Nach den stärksten Verlusten seit 1981 sorgen im neuen Jahr eine rege Nachfrage der Schmuckindustrie und nach Münzen (der Verkauf von US-Silbermünzen hat sich im Januar verglichen mit Dezember fast auf 4,78 Millionen Unzen vervierfacht) für einen Trendwechsel. Die Münzennachfrage wird dabei auch von den erneut aufkeimenden Sorgen um die Aussichten der Weltwirtschaft angeheizt.

Vermutlich spielt aber auch schlicht und einfach eine Rolle, dass sich die Anleger jetzt wieder vermehrt Investments zuwenden, die zuletzt nicht ganz so gut gelaufen sind. Damit sind Gold und Silber sowie allgemein Rohstoff-Assets einfach wieder an der Reihe, zumal gleichzeitig auch der Dollar zur Schwäche neigt, was traditionell dem Rohstoffsektor hilft. In diesem Zusammenhang darf aber auch nicht der an der Börse weit verbreitete Hang vergessen werden, immer wieder einmal eine neue Sau durch das Dorf treiben zu müssen.

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Optimisten hoffen auf die Trendwende

Neben den opportunistischen Hedge Fonds, die gerade erst wieder dabei sind Silber als Alternative zu entdecken, wittern jetzt auch eingefleischte Silber-Optimisten wie Thorsten Schulte wieder ihre Stunde. Schulte, der schon lange die Werbetrommel rührt und deshalb auch den Spitznamen Silber-Junge trägt, sieht gute Chancen für eine nachhaltige Trendwende. "Nach 63 Handelstagen sowie einem maximalen Abstand von Hoch und Tief in Höhe von weniger als 10 Prozent endete nunmehr endlich die Seitwärtsbewegung. Ich halte Silberpreis von 30 bis 40 Dollar bereits in den kommenden 12 Monaten für möglich", schreibt er in seinem ebenfalls Silber-Junge genannten wöchentlichen Börsenbrief.

Allerdings macht Schulte diese Prognosen von einigen Bedingungen abhängig. So basiert seine Einschätzung auf einer sich bessernden Weltwirtschaft, weil damit dann auch von der fundamentalen Seite Rückenwind bestehe: Zumal Silber nicht nur als Edelmetall sondern auch als Industriemetall gesehen werden muss. Rückblickend verweist Schulte auf seine Ende April 2011 ausgesprochene Warnung vor einer Korrektur aufgrund der damals drohenden und auch beschlossenen Marginerhöhungen sowie der Euphorie der Marktteilnehmer. Doch inzwischen bestehe die Chance, dass das genaue Gegenteil geschieht. Denn heute sei eine eindeutig überverkaufte Situation zu konstatieren und die Euphorie der Edelmetallfreunde sei ebenfalls verschwunden. Zudem geht er davon aus, dass die Angst vor der Zukunft des Papiergeldsystems die Märkte in den kommenden Jahren angesichts der weltweit gigantischen Blasen wieder fest im Griff haben wird.

Unabhängig davon, was letztlich passieren, hat sich die kurzfristige charttechnische Ausgangslage für Silber jüngst deutlich verbessert. Ermutigt blickt auch Marcel Hussler vom Goldreport auf das Chartbild: "Wie beim Gold sieht auch der Ausbruch beim Silberpreis nachhaltig aus. Sofort nach dem Überschreiten der 20,50 Dollar-Marke stiegen die Umsätze rasant an. Die 50-Tagelinie dreht nach oben ein und die 200-Tagelinie wurde ohne größere Probleme überwunden." Zudem verweist er auf die in den vergangenen Tagen deutlich gefallene Gold-Silber-Ratio, was den Ausbruch des Silberpreises ebenfalls bestätige.

Viel Positives können auch die Experten beim Edelmetallhändler ProAurum der charttechnischen Ausgangslage abgewinnen. Sie schöpfen dabei unter anderem viel Zuversicht aus dem dreifachen Boden, den Silber ausgebildet hat. Hinzu komme der anders als bei anderen Edelmetallen der unter den Marktteilnehmern mit Blick auf Silber noch immer stark ausgeprägte Pessimismus. "Silber bleibt damit antizyklisch auf dem aktuellen Niveau ein klarer Kauf. Vieles deutet aktuell eher daraufhin, dass die Edelmetalle voraussichtlich im Mai bzw. Anfang Juni ein Zwischenhoch erreichen könnten, von dem dann die typische Frühsommer Korrektur folgen sollte. Bis zum Frühsommer sind deutlich höhere Kurse realistisch. Dabei müsste Silber dann auch bis in die Region von 25,00U Dollar plus X vorstoßen können", so die Schlussfolgerung.

Auch bei HSBC macht man inzwischen ein technisches Erholungspotential bis rund 25/26 Dollar aus. Dort würden dann diverse Hoch- und Tiefpunkte zusammen mit dem bei derzeit 25,62 Dollar verlaufenden übergeordneten Abwärtstrend seit April 2011 den nächsten Kumulationspunkt bilden. Um die Stabilisierung nicht zu verspielen, sei es zudem wichtig, dass der Silberpreis die letzten Verlaufstiefs bei 18,86/80 Dollar nicht mehr unterschreitet.

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Pessimisten geben sich aber noch nicht geschlagen

Genau diese Gefahr wird aber bei der Société Générale gesehen. Die hausinterne Prognose sieht für den Silberpreis jedenfalls bis zum dritten Quartal einen Rückfall bis auf 18 Dollar vor. Aus Sicht des zuständigen Analysten Robin Bhar wird die laufende Preiserholung auch durch die rege Nachfrage aus Indien ermöglicht. Dort seien die Silberimporte 2013 rund eineinhalbmal so hoch ausgefallen wie 2012. Das wiederum dürfte den in Indien beschlossenen Gold-Handelsbeschränkungen geschuldet gewesen sein, weil das Ausweicheffekte auf Silber bewirkt habe.

Mit den steigenden Preisen sei zuletzt aber schon wieder ein Rückgang der Nachfrage speziell in der preissensitiven Schmuck- und Silberwarenindustrie zu beobachten gewesen und dieser Trend könnte im Jahresverlauf noch durch eine Lockerung der Goldkauf-Restriktionen verstärkt werden. In diesem Zusammenhang muss laut Bhar auch die Bedeutung Indiens für den Silbermarkt beachtet werden. In den vergangenen Jahren habe das Land für rund zwölf Prozent des Silberkonsums gestanden und sei damit der weltweit drittgrößten Verbraucher gewesen, wobei das Meiste davon aus Importen stammte. Doch 2014 rechnet Bhar wie bereits angedeutet mit einer Umkehr des im Vorjahr in Indien zu beobachtenden Nachfragetrends.

Die Haltung der Société Générale zeigt, dass noch nicht alle Marktteilnehmer bereits wieder in das Silber-Bullenlager gewechselt sind. Das ist aus Sicht der Optimisten aber vermutlich auch kein Beinbruch, denn das ist ein Beleg für eine noch weitgehend fehlende Euphorie. Dazu besteht auch noch kein Anlass. Denn mit der jüngsten Bewegung hat sich der Silberpreis erst ein Potenzial bis in den Bereich von rund 24,50 Dollar freigeschaufelt. Dort warten dann zwei Zwischenhochs jüngeren Datums und knapp darüber verläuft auch noch die deutlich wichtigere langfristige Abwärtstrendlinie. Erst wenn auch noch diese Hürde genommen wird, kann von einem echten Befreiungsschlag gesprochen werden. Denn dann könnte die Korrektur vermutlich endgültig ad acta gelegt und mit Blick auf Silber auch wieder an ganz andere Preisdimensionen gedacht werden.