Im wöchentlichen Rhythmus zeigt die Commodity Futures Trading Commission auf, welche Transaktionen die verschiedenen Marktakteure an den Terminmärkten getätigt haben. Daraus ist für Investoren dann ersichtlich, wie sich die Stimmungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) auf Wochensicht verändert haben. In der Woche zum 3. Januar war unter großen und kleinen Terminspekulanten eine gegensätzliche Stimmungstendenz auszumachen.

Keine nennenswerte Veränderung war hingegen beim allgemeinen Interesse registriert worden. Die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) hat sich innerhalb einer Woche von 163.097 auf 163.812 Futures (+0,4 Prozent) lediglich marginal erhöht. Die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Spekulanten hat dabei von 74.007 auf 75.814 Kontrakte (+2,4 Prozent) erhöht, wobei dies ausschließlich auf die Aktivitäten der Großspekulanten zurückzuführen war.

Sie haben nämlich ihre Long-Seite deutlich stärker als die Short-Seite nach oben gefahren. Dadurch kam es bei der Netto-Long-Position großer Terminspekulanten zu einem markanten Anstieg von 58.911 auf 61.291 Kontrakte (+4,0 Prozent). Kleinspekulanten sind hingegen skeptischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 15.096 auf 14.523 Kontrakte (-3,8 Prozent) zurückgefahren. Insgesamt scheint der Verkaufsdruck bei Silber-Futures erst einmal Geschichte zu sein. Um dem Silberpreis zu einem Trendwechsel nach oben zu verhelfen, muss aber deutlich mehr passieren.

Auf Seite 2: Silber mit verhaltenem Jahresauftakt

Silber hat sich im vergangenen Jahr um 15 Prozent verteuert und damit deutlich besser entwickelt als sein "großer Bruder Gold" (9,0 Prozent). Da im Jahresverlauf ein Plus von bis zu 50 Prozent verbucht wurde, fiel das Resümee jedoch nicht restlos positiv aus. Die in der zweiten Jahreshälfte zu beobachtende Eintrübung der Marktstimmung war im Wesentlichen auf die deutlich gestiegenen Anleiherenditen und damit verbundenen Opportunitätskosten (bedingt durch Zinsverzicht) sowie die Rally an wichtigen Aktienmärkten zurückzuführen. Der Bedarf an sicheren Häfen ließ nach, was an den rückläufigen Preisen für Gold, Silber und Anleihen bester Bonität abzulesen war.

Wer Silber in erster Linie als Krisenschutz betrachtet, sollte diesen über physisch hinterlegte Silber-ETFs oder den Kauf von Silbermünzen bzw. -barren in Angriff nehmen. Hierzulande trübt bei Barren und Münzen allerdings die anfallende Mehrwertsteuer die Freude an dem Edelmetall, wodurch dieser Weg hauptsächlich für Langfristanleger Sinn macht. Als sinnvoller Krisenschutz gänzlich ungeeignet sind hingegen Silber-Futures, da sie hauptsächlich durch Lieferversprechen verbrieft sind und somit lediglich auf dem Papier eine gute Figur machen. Die Chance ist relativ gering, im Falle einer tiefen Systemkrise echtes Silber zu erhalten Grund: Die registrierten Silberbestände der Terminbörse Comex decken lediglich 3,5 Prozent der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest). Damit sieht diese Kennzahl noch einen Tick schlechter als bei Gold-Futures aus, wo sich die hinterlegten Bestände mit 3,7 Prozent ebenfalls auf einem unbefriedigenden Niveau bewegen.

Aus charttechnischer Sicht kann man dem Silberpreis einen technischen Rebound attestieren, nachdem sich das Edelmetall seit dem Anfang August markierten 52Wochenhoch um 20 Prozent verbilligt hat. Um keinen weiteren chartinduzierten Verkaufsdruck zu generieren, sollte der Silberpreis die im Bereich von 15,50 bis 16,00 Dollar verlaufende Unterstützungszone nicht verletzen. Sonst droht ein Test des Siebenjahrestiefs bei 13,70 Dollar. Den Blick nach oben gerichtet, verlaufen im Bereich von 18,00 bzw. 20,00 Dollar massive charttechnische Widerstände. Diese dürften wohl nur dann überwunden werden, falls an den Finanzmärkten vom Party- in den Krisenmodus gewechselt wird.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.