Einmal pro Woche informiert die Commodity Futures Trading Commission über die aktuelle Entwicklung der Transaktionen bei Silber-Futures an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex). Daraus können Anleger dann erkennen, wie sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures gegenüber der Vorwoche verändert hat. Dies kommt durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck. Erheblich stärkeres Interesse existiert allerdings hinsichtlich der Frage, wie sich die Stimmungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) auf Wochensicht entwickelt haben.
In der Woche zum 27. Juni ist das Interesse an Silber-Futures spürbar gestiegen. Innerhalb einer Woche hat sich nämlich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 199.929 auf 204.637 Futures (+2,4 Prozent) erhöht. Bei der Stimmung unter den spekulativen Marktakteuren machte sich dies allerdings nicht positiv bemerkbar. Auf Wochensicht musste nämlich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten einen Rückgang von 58.834 auf 50.208 Futures (-14,7 Prozent) hinnehmen - und rutschte damit zum zweiten Mal in Folge zweistellig ab.
Wieder einmal waren für den nachlassenden Optimismus ausschließlich große Terminspekulanten verantwortlich. Diese haben nämlich zum einen ihre Long-Seite um über 2.000 Kontrakte reduziert und zum anderen ihr Short-Exposure um über 9.000 Futures ausgebaut. Dadurch brach deren Netto-Long-Position von 46.681 auf 35.532 Kontrakte (-23,9 Prozent) regelrecht ein. Zur Erinnerung: Vor elf Wochen war mit über 105.000 Kontrakten ein um den Faktor drei höherer Wert registriert worden. Kleinspekulanten sind auf Wochensicht hingegen optimistischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 12.153 auf 14.676 Kontrakte (+20,8 Prozent) kräftig nach oben gefahren.
Auf Seite 2: Silber - Krisenschutz mit Substanz derzeit wenig gefragt
Wieder einmal mussten in Europa Banken vom Steuerzahler gerettet werden. Dabei handelte es sich um die italienischen Finanzinstitute Veneto Banca und Banca Popolare di Vicenza. Kosten wird der "Spaß" den italienischen Steuerzahler höchstwahrscheinlich 17 Milliarden Euro. Bereits im Juni wurde die spanische Banco Popular - immerhin die sechstgrößte Bank des Landes - durch die Großbank Santander gerettet. Dies alles wirft - von Griechenland wollen wir gar nicht reden - kein gutes Licht auf die Verfassung des europäischen Bankensektors. In diesem Zusammenhang kann man die in den vergangenen Wochen zu beobachtenden Kursschwäche bei den als Krisenschutz anerkannten Edelmetallen Gold und Silber nicht ganz nachvollziehen.
Aus charttechnischer Sicht stehen bei Silber die "Ampeln" alles andere als auf grün. Gegenwärtig befindet sich das Edelmetall nämlich auf Tuchfühlung mit einer wichtigen Unterstützungszone, die im Bereich von 16,00 bis 16,50 Dollar angesiedelt ist. In der ersten Jahreshälfte 2016 brach der Silberpreis aus seinem mehrjährigen Abwärtstrend aus und generierte dadurch ein starkes Trendwechselsignal. In diesem Jahr überwand Silber bereits dreimal die 200-Tage-Linie, was normalerweise als charttechnisches Kaufsignal gilt. Doch jedes Mal entpuppte sich dies als "Bullenfalle". Mittlerweile herrscht nun aber weniger Aufbruchsstimmung, sondern vielmehr Ernüchterung. Nach oben hin dürfte der "Deckel" bei 18 Dollar verlaufen. Am nachhaltigen Überwinden dieser Hürde scheiterte Silber in den vergangenen eineinhalb Jahren bereits fünfmal. Höchste Priorität hat nun das erfolgreiche Verteidigen der im Bereich von 16 und 14 Dollar verlaufenden Unterstützungszonen.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.