Der Silberpreis kommt in diesem Jahr bisher nicht in die Gänge. Aktuell bewegt sich die Notiz mit 15,077 Dollar je Feinunze etwas unter dem Niveau zum Stand vom Jahresende. Das bedeutet zweierlei: Zum einen ist bei einem Stand nahe am Fünfjahrestief der im zweiten Quartal 2011 aufgenommene charttechnische Abwärtstrend weiter intakt. Zum anderen besteht somit aber auch weiterhin die Hoffnung auf eine Bodenbildung, an welcher der Silberpreis bereits seit November 2014 bastelt.

Unter dem Strich darf die bisherige Vorstellung in diesem Jahr aber vermutlich trotzdem eher als eine Enttäuschung eingestuft werden. Silber-Anhänger hatten sich jedenfalls eine deutlich bessere Entwicklung versprochen. Elan ist am Silbermarkt bisher aber trotz Griechenland-Krise ausgeblieben und das hat sicherlich auch mit einer nur relativ moderat wachsenden Weltwirtschaft und damit einhergehend einem nur gedämpften Silberbedarf aus der Industrie zu tun. Außerdem wetten die Futures-Spekulanten in den USA im großen Stil mit massiven Leerverkäufen auf fallende Preise bei dem relativ stark konjunkturabhängigen Metall.

Nicht vergessen werden als Einflussfaktor darf auch der Ausblick für die US-Zinsen. Nach wie vor wird in nicht allzu ferner Zukunft eine Leitzinserhöhung in den USA nicht ausgeschlossen. Weil so ein Schritt gegen aufkommende Inflationsrisiken spricht und sich bei steigenden Anleiherenditen aber unveränderten Inflationsraten die Realverzinsung erhöht, sinkt die Attraktivität von Anlagen wie Gold und Silber aus Investorensicht, weil dadurch die Opportunitätskosten für das Halten der unverzinsten Edelmetalle steigen.

Short Squeeze nicht ausgeschlossen



Erinnert sei in diesem Zusammenhang auch, dass die Entwicklung beim Goldpreis auch oftmals den Takt beim volatileren Silber vorgibt. Allerdings sei an dieser Stelle auch darauf hingewiesen, dass Silber verglichen mit Gold bereits relativ günstig zu haben ist. Die Gold-Silber-Ratio, die anzeigt, wie viele Feinunzen Silber man für eine Unze Gold kaufen kann, ist derzeit mit rund 76 vergleichsweise hoch.

Völlig abgeschrieben werden sollte Silber auch deshalb nicht. Hinzu kommt, dass nach mehr als vier schwachen Jahren zumindest eine temporäre Erholung jederzeit denkbar ist. Nicht auszuschließen ist so eine Bewegung auch aufgrund der vorherrschenden Positionierung der Marktteilnehmer. Die so genannten Commercials haben ihre zuletzt bereits ohnehin niedrigen Netto-Short-Positionen jüngst noch weiter auf den tiefsten Stand seit November 2014 reduziert. Das entspricht somit einem Niveau, an das sich damals anschließend eine Rally anschloss.

Sollte sich so ein Szenario wiederholen, könnte es schnell zu einem Short Squeeze kommen, weil dann die Spekulanten, die wiederum ihrerseits auf rekordhohen Short-Positionen sitzen, ihre Bestände schließen müssten. Nach Einschätzung von Hannes Huster vom Goldreport braucht es für so eine Bewegung nur einen winzigen Auslöser. Außerdem erinnert er daran, dass die Mehrheit der Spekulanten bei Preisextremen in der Vergangenheit nicht selten falsch gelegen hat.

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Chance-Angebots-Verhältnis verbessert sich allmählich



Hoffnungen setzen die Silber-Fans zudem auf weiterhin hohe Silberimporte in Ländern wie Indien. Zudem sollen Investmentbanken wie J.P. Morgan oder die Citigroup ungewöhnlich hohe Bestände an Silber aufgebaut haben. Auch der kleine Mann auf der Straße scheint sich nach wie vor mit Silbermünzen einzudecken. Dafür spricht unter anderem die Meldung, wonach die Prägestätte U.S. Mint jüngst den Verkauf der Anlagemünze Silver Eagle aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage vorläufig gestoppt hat. Insgesamt sind laut dem US Geological Survey die Importe von Silber in den USA um 16 Prozent gestiegen.

Diese rege physische Nachfrage (zum Silberbestand der Emittenten börsengehandelter Fonds sei angemerkt, dass sich deren Stand nahezu unverändert auf dem Niveau zu Jahresbeginn bewegt) ist grundsätzlich betrachtet natürlich ein Zeichen von Stärke. Zumal dies dabei hilft, das bestehende Überangebot zu senken, das in den vergangenen Jahren mitverantwortlich gewesen sein dürfte für die schwache Entwicklung beim Silberpreis. Doch dieses Missverhältnis dürfte sich jetzt verringert, weil das Angebot in diesem Jahr kaum steigen dürfte. Trotzdem finden Skeptiker selbst mit Blick auf die Situation bei der Nachfrage einen Ansatzpunkt für Kritik. Denn ihre Argumentation lautet, dass ein starkes Interesse von Lieschen Müller eher als ein Kontraindikator zu werten sein dürfte.

Grundsätzlich wissen sollte man in diesem Zusammenhang aber, dass der mit Abstand größte Teil der weltweiten Silbernachfrage auf die Industrie zurückgeht. Hier wird das Edelmetall unter anderem für elektrische Kontakte, als Lötlegierung und für die Herstellung von Solarzellen eingesetzt. In den kommenden Monaten sieht Landesbank Baden-Württemberg-Analyst Thorsten Proettel den industriellen Silberbedarf leicht steigen.

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Auf klare Chartsignale warten





Thorsten Schulte, der die Publikation Silberjunge veröffentlicht, hat sich eindeutig positioniert. Er hält den Silbermarkt für massiv manipuliert und er setzt strategisch auf einen steigenden Silberpreis. Aus seiner Sicht hat der Markt allerbeste Chancen, am 7. Juli 2015 sein Tief gesehen zu haben. Die von ihm als hervorragend eingestufte Chance-Risiko-Relation beim Silber begründet er unter anderem auch mit dem historischen Verlauf der Produktionskosten der primären Silberproduzenten. Das 90. Perzentil gebe dabei an, dass die letzten zehn Prozent der Silberförderung zu einem Preis oberhalb dieser Kostenschwelle aus dem Boden geholt werden. Diese Schwelle liege bei knapp unter 15 Dollar.

Als neutrale Marktbeobachter, die Silber als eine Investmentalternative unter vielen sehen, raten wir dagegen zu einem etwas pragmatischeren Vorgehen. Aus unserer Sicht macht es am meisten Sinn, sich prozyklisch dann zu positionieren, sobald im Chart wichtige Marke gebrochen werden. Nach unten hin kommt dabei der Unterstützungszone im Bereich von 15 Dollar eine entscheidende Bedeutung bei. Denn dort befindet sich wie erwähnt nicht nur eine wichtige Kostenschwelle, sondern in den vergangenen Jahren hat sich dieses Niveau immer wieder als wichtige Haltemarke erwiesen. Einen Rutsch nach unten aus der seit November 2014 gültigen Handelsspanne zwischen gut 15 Dollar und 18 Dollar wäre ein klares Verkaufssignal.

Die Charttechniker bei der BayernLB halten so eine Entwicklung nicht für ausgeschlossen. Denn sie sehen in der Seitwärtsrange der vergangenen Monate keine Bodenbildung, sondern lediglich eine Konsolidierung im übergeordneten Abwärtstrend. Falle Silber auf ein neues zyklisches Tief, wäre dies als Signal zu verstehen, dass sich die Talfahrt nun fortsetze. Deutlich verbessern würde sich dagegen das Bild bei einem Sprung über das Mai-Hoch bei 17,70 Dollar. Denn falls wir dorthin laufen sollten, dürfte bis dahin da auch der langfristige Abwärtstrend verlaufen und Notierungen darüber hätten das Potenzial für ein großes Wendesignal. Wetten darauf sollte man nach unten oder oben aber erst eingehen, sobald klare Chartsignale generiert worden sind.

Wer dann prozyklisch mitmischen will und spekulativ orientiert ist, der kann das unter anderem mit einem Silber Mini-Long (WKN: PA7QBJ, Kurs: 2,46 Euro, Knock-Out-Marke: 12,7830 Dollar, Hebel: 5,56) tun oder mit einem Silber Mini Short (WKN: PS5343, Kurs: 2,16 Euro, Kock-Out-Marke: 16,9052 Dollar, Hebel 6,48).