Woche für Woche informiert die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission, welche Transaktionen an den Terminmärkten getätigt wurden. Daraus können Investoren dann ableiten, wie sich die Stimmungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. In der Woche zum 25. Oktober war diesbezüglich keine einheitliche Tendenz unter den spekulativen Marktakteuren beobachtet worden.

Bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) war auf Wochensicht ein Anstieg von 189.229 auf 196.311 Futures (+3,7 Prozent) registriert worden. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Spekulanten, die sich im Berichtszeitraum von 74.911 auf 73.396 Kontrakte (-2,0 Prozent) reduziert hat, waren konträre Entwicklungen zu verzeichnen. Während große Terminspekulanten skeptischer geworden sind, nahm unter den Kleinspekulanten der Optimismus deutlich zu.

So haben zum Beispiel Großspekulanten im Berichtszeitraum ihre Long-Seite reduziert und im Gegenzug ihr Short-Engagement nach oben gefahren. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position auf Wochensicht von 59.286 auf 57.073 Kontrakte (-3,7 Prozent) ermäßigt, den niedrigsten Stand seit Anfang Juni. Kleinspekulanten sind hingegen deutlich optimistischer geworden, was sich in einer von 15.625 auf 16.323 Kontrakte erhöhten Netto-Long-Position (+4,5 Prozent) niedergeschlagen hat. Dies stellt übrigens den höchsten Stand seit Dezember 2012 dar.

Auf Seite 2: Wenig Konsens unter Analysten

Auf Basis einer aktuellen Datenerhebung der Nachrichtenagentur Bloomberg herrscht unter Analysten beim Silberpreis vor allem ein hohes Maß an Uneinigkeit. So bewegen sich die prognostizierten Kursziele - konform zur überdurchschnittlich hohen Silber-Volatilität - in einer extrem breiten Range. Für das Jahr 2017 reichen diese von 14,98 bis 32,50 Dollar und ergeben einen durchschnittlichen Mittelwert von 19,80 Dollar. Für 2018 erstrecken sich Prognosen von 15,80 bis 43 Dollar, woraus ein Mittelwert von 21,36 Dollar resultiert.

Noch heftiger fallen die Kursziele für die Jahre 2019 und 2020 aus. Die größten Pessimisten sehen Silber bei lediglich 17 bzw. 16 Dollar, während die optimistischsten Prognosen bei 55 bzw. 102 Dollar angesiedelt sind. Sämtliche Höchstwerte stammen übrigens von der Liechtensteiner Vermögensverwaltung Incrementum AG. Alles in allem kann man folgendes Fazit ziehen: Für die kommenden Jahre rechnen die Edelmetallexperten im Konsens mit einem deutlich höheren Silberpreis. Das Risiko eines Rückschlags kann auf Basis deren Einschätzungen hingegen als vernachlässigbar eingeschätzt werden.

Aus charttechnischer Sicht herrscht bei Silber aus zwei Gründen Hochspannung. Erstens: Das weiße Edelmetall bewegt sich derzeit nur knapp oberhalb der 200-Tage-Linie. Ein nachhaltiger Rutsch darunter wäre als klares Verkaufssignal zu werten und könnte massiven chartinduzierten Verkaufsdruck auslösen. Zweitens: Im Bereich von 17,50 Dollar verläuft eine massive Unterstützungszone. Ihr Verletzen würde ein weiteres Verkaufssignal generieren und somit weiteres Abwärtspotenzial eröffnen. Die Lage ist allerdings keineswegs hoffnungslos, schließlich verließ der Timingindikator Relative-Stärke-Index Anfang Oktober mit dem Überwinden der 30-Prozent-Marke die überverkaufte Zone, was chartorientierte Investoren als eindeutiges Signal zum Einstieg interpretieren. Besonders interessant: Vor ungefähr einem Jahr gab es schon einmal ein solches Kaufsignal. Danach kletterte der Silberpreis in der Spitze um über 40 Prozent.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.