GlobalWafers hatte die Übernahme unter die Bedingung gestellt, auf mehr als die Hälfte der Anteile zu kommen. Mit der früheren Tochter von Wacker Chemie will die Nummer drei der Branche zum Weltmarktführer Shin-Etsu aus Japan aufschließen. Das Bundeskartellamt hat keine Einwände: Die Kunden - also Chip-Hersteller wie Infineon - hätten auch nach dem Zusammenschluss Alternativen. Sie bedienten sich bei der Wafer-Beschaffung ohnehin stets mehrerer Lieferanten, erklärte Kartellamts-Chef Andreas Mundt.

Den entscheidenden Schritt zum Überschreiten der Schwelle vollzogen die Taiwaner am Montag, als sie außerhalb des Angebots knapp 4,8 Prozent von Siltronic-Aktionären kauften. GlobalWafers hatte stets auch am Markt zugekauft und profitierte dabei davon, dass die Siltronic-Aktien unter den 145 Euro notierten, die das Unternehmen geboten hat. Am Dienstag stiegen sie jedoch um 2,3 Prozent auf 145,85 Euro.

Nach dem Erfolg der Offerte spekulieren einige Aktionäre darauf, dass sie bei einem Beherrschungsvertrag oder bei einem späteren Börsen-Rückzug von Siltronic angesichts der rosigen Aussichten für die Branche eine höhere Abfindung bekommen. Allerdings hat GlobalWafers solche Pläne für die nächsten Jahre verneint. Die Chip-Knappheit unter anderem in der Autoindustrie und die verstärkte Digitalisierung dürfte die Preise nach oben treiben.

GlobalWafers-Chefin Doris Hsu hatte sich wochenlang einen Poker mit Hedgefonds wie Davidson Kempner geliefert, die auf ein höheres Angebot setzten und die Taiwaner dazu zwangen, ihre Offerte zweimal aufzustocken - von 125 bis auf 145 Euro. Zudem reduzierte GlobalWafers die Annahmeschwelle auf 50 von 65 Prozent. Die Taktik ging auf. Die Übernahmeofferte läuft noch bis Mittwoch, 24 Uhr. Das endgültige Ergebnis dürfte erst Anfang kommender Woche feststehen.

Das Bonner Kartellamt macht sich nach eine Umfrage unter den Kunden von Siltronic und Globalwafers keine großen Sorgen, dass die Wafer-Hersteller ihre wachsende Marktmacht stärker ausnutzen könnten. Dabei werden die Fusionskandidaten in einigen Produktgruppen sogar weltweit die Nummer eins. Die Chip-Riesen hätten noch ausreichend Alternativen, sagte Behördenchef Mundt. "Wir haben dabei berücksichtigt, dass die großen Abnehmer von Silizium-Wafern sehr ausgeklügelte Beschaffungsstrategien mit einer kundenspezifischen Fertigung verfolgen." Sie kauften stets bei mehreren Lieferanten und wechselten diese regelmäßig. Damit liefen auch Preisabsprachen ins Leere.

Die Prüfung nach dem deutschen Außenwirtschaftsrecht, das der Bundesregierung Mitsprache beim Verkauf von Technologie ins Ausland einräumt, steht allerdings noch aus - ebenso wie die Zustimmung zahlreicher internationaler Wettbewerbsbehörden.

Größter Nutznießer der Übernahme ist Wacker. Dem Münchner Chemiekonzern winkt mit dem Verkauf seines knapp 31-prozentigen Anteils an Siltronic ein Ertrag von gut 1,3 Milliarden Euro. Das Familienunternehmen hatte die Tochter 2015 an die Börse gebracht und 2017 die Mehrheit abgegeben.

rtr