Mal wieder war es ein sehr erfolgreicher Börsengang eines US-amerikanischen Techunternehmens. Was zunächst nicht wirklich überrascht, ist bei näherem Hinschauen doch besonders: Der Anbieter von webbasierter Bürokommunikation für Sofortnachrichten Slack Technologies ging über eine Direktplatzierung ohne Unterstützung von Investmentbanken aufs Parkett und war damit sehr erfolgreich: Der erste Kurs lag um rund die Hälfte über dem Referenzkurs von 26 Dollar.

Was Slack mit den anderen Tech-Neulingen gemeinsam hat: Das Unternehmen wächst überproportional, in den kommenden Jahren im Schnitt voraussichtlich um 50 Prozent. Und noch ist nicht abzusehen, wann es profitabel sein wird.

Übertrieben oder gerechtfertigt?


Klar ist: Die Kalifornier sind in einem Markt stark aufgestellt, der rasant zulegt. Wird in vielen Unternehmen noch per E-Mail kommuniziert, sind sogenannte Messenger-Dienste stark im Kommen. Über die "Business Whatsapp" verschicken Teilnehmer verschiedener Gruppen und Teams untereinander Sofortnachrichten, stimmen Termine ab oder hängen andere Dienste wie Twitter, Trello oder Dropbox ein. Baird-Analyst William Po­wer sieht die Chance auf künftig hohe Cash­flows und langfristig starke Margen. Die Basisversion von Slack gibt es für kleinere Teams umsonst, je professioneller die Software genutzt wird, desto höher ist der Preis. Aktuell nutzen den Dienst weltweit mehr als zehn Millionen Personen in rund 90 000 Unternehmen. Doch noch schreibt das Unternehmen Verluste, im vergangenen Jahr 139 Millionen Dollar.

Und die Bewertung ist exorbitant hoch: In einer Finanzierungsrunde im vergangenen Jahr wurde Slack noch mit rund sieben Milliarden Dollar bewertet. Jetzt, gerade mal zehn Monate später, wird es mit 20 Milliarden bewertet. Geht es an den US-Börsen weiter bergauf, ist auch bei Slack noch Luft. Aber wehe, wenn die Kurse fallen, dann gehören hoch bewertete Techunternehmen wohl zu den ersten Titeln, die unter die Räder kommen. Was Slack anfällig macht, ist die Tatsache, dass durch die Direktplatzierung die Lockup-Periode entfällt.

Das heißt, dass sämtliche frühere Großaktionäre, vor allem Venture-Capital-Gesellschaften, ihre Anteilscheine verkaufen können, wann immer sie wollen. Bei einem klassischen IPO sind Haltefristen vorgesehen. Auch Stützungskäufe durch Investmentbanken fallen weg, da diese beim Börsengang umschifft wurden. Dafür sparen sich die Börsenfrischlinge Geld und vor allem Zeit - etwa für aufwendige Roadshows, bei denen sie ihr Unternehmen vorstellen. Und an den Markt ist es ein deutliches Signal: Wir sind stark genug, um es ohne Banker an die Börse zu schaffen.

Anders als beim klassischen Börsengang mit Kapitalerhöhung sammeln Firmen beim Direktlisting kein Geld ein. Haben sie meist auch nicht nötig: Schon vor dem Going Public holte sich Slack mehr als eine Milliarde Dollar bei Investoren. In Geldnöte sollte das Unternehmen nicht so schnell kommen, selbst wenn Marketing und Vertrieb viel kosten. Gelingen dürfte diese Art IPO allerdings lediglich bekannten und hochgelobten Firmen - in Deutschland sind diese rar.