Die Euphorie an den Aktienmärkten ist verflogen. Seitdem der DAX im April seinen Höchststand erreichte, lief das deutsche Börsenbarometer fast nur noch in eine Richtung: nach unten. Kein Wunder, denn angesichts der Grexit-Debatte ist die Unsicherheit groß. Für Anleger, die davon ausgehen, dass die Aktienkurse in den kommenden Wochen und Monaten stagnieren oder fallen werden, könnten Reverse-Bonuszertifikate interessant sein. Sie stellen das Prinzip der klassischen Bonuspapiere auf den Kopf.

Die Barriere, die entscheidend für den Investmenterfolg ist, liegt bei den Reverseprodukten nämlich nicht - wie bei normalen Bonuspapieren - unterhalb des aktuellen Basiswertkurses, sondern darüber. Berührt der Basiswert während der Laufzeit zu keinem Zeitpunkt die Barriere, sprich eine festgelegte Kursmarke, erhalten Anleger eine Bonuszahlung.

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Wehe, wenn die Kurse steigen



Bei diesen Papieren geht es also darum, dass der Basiswert nicht zu stark steigen darf, um das Ziel zu erreichen. Sollte die Barriere reißen, drohen hohe Verluste. Ein Beispiel für die Funktionsweise der Produkte ist das Reverse-Bonuszertifikat der Commerzbank auf den DAX (WKN: CR7 9XC), das bis März 2016 läuft. Die Barriere liegt bei 12 650 Punkten. Sollte sie halten - also der DAX die Kursmarke nicht berühren -, bekommen die Anleger am Laufzeitende eine Bonuszahlung von 105,60 Euro pro Zertifikat. Bei einem aktuellen Kaufpreis von 99,36 Euro ergibt sich daraus eine Rendite von rund sechs Prozent.

Reißt die Barriere, nehmen Anleger bei Reverse-Papieren spiegelverkehrt an der prozentualen Kursentwicklung des Basiswerts bezogen auf den Startwert (Basispreis) teil. Auf das Beispiel bezogen: Der Startwert des DAX liegt bei dem Zertifikat bei 10 000 Punkten. Sollte die Barriere verletzt werden und der DAX am Laufzeitende zehn Prozent über dem Startkurs - bei 11 000 Punkten - notieren, verliert das Zertifikat zehn Prozent an Wert, bezogen auf den Nominalbetrag von 100 Euro. Der Wert des Papiers beträgt also nur noch 90 Euro. Der Verlust würde in dem Fall bei 5,79 Euro oder sechs Prozent liegen.

Auch wenn es unwahrscheinlich ist: Es besteht ein Totalverlustrisiko. Sollte etwa im obigen Beispiel der DAX am Laufzeitende bei 20 000 Zählern stehen, ergibt sich daraus ein Verlust von 100 Prozent. Um sich ein Bild über die möglichen Gewinnoder Verlustszenarien zu machen, sollte man sich den Punkt "Beispielhafte Szenariobetrachtung" im Produktinformationsblatt (PIB) genauer ansehen. Das PIB können sich Interessierte auf der Internetseite des Zertifikateanbieters herunterladen. Falls nicht, kann man den Emittenten via Hotline telefonisch dazu befragen - was natürlich aufwendiger ist und nicht gerade für den guten Service einer Bank spricht.

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Mehr als der Bonusbetrag möglich



Sollte bei den Reverse-Bonuszertifikaten die Barriere unverletzt bleiben und der Basiswert stark fallen sowie der Bonuslevel - im obigen Beispiel beträgt er 9440 Punkte - unterschritten werden, profitieren Anleger eins zu eins von den fallenden Kursen. Heißt: In stark fallenden Märkten können Investoren am Laufzeitende sogar noch mehr als den Bonusbetrag ausgezahlt bekommen.

Neben den klassischen Reverse-Papieren gibt es auch Reverse-Zertifikate mit Cap, mit denen Anleger bei fallenden Kursen nicht unbegrenzt profitieren. Im Gegenzug sind mit den gekappten Zertifikaten jedoch höhere Renditen möglich, wenn sich der zugrunde liegende Basiswert seitwärts entwickelt. Ein Beispiel ist das Reverse-Capped- Bonuszertifikat der Citi auf den DAX (WKN: CC5 PB1), das bis März 2016 läuft. Die Barriere liegt bei 12 600 Punkten. Wenn der DAX diese Marke während der Laufzeit nicht berührt, wird das Zertifikat zu 44 Euro zurückgezahlt. Bei einem Kaufpreis von aktuell 38,03 Euro ist das eine Rendite von rund 16 Prozent. Der Bonuslevel liegt bei 10 600 Punkten. Sollte der Index zum Schluss darunter liegen, können Anleger nicht profitieren.

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Eigene Marktmeinung entscheidet



Wird das Ziel verfehlt, drohen Verluste. Der Startkurs liegt bei 7500 Punkten. Sollte der DAX am Ende der Laufzeit bei 15 000 Punkten notieren, entstünde ein Totalverlust. Reißt die Barriere, und der DAX steht am Laufzeitende beispielsweise bei 11 000 Zählern, wäre das Papier 40 Euro wert und würde damit noch in der Gewinnzone (plus 11,4 Prozent) liegen.

Wer auf Reverse-Bonuszertifikate setzt, sollte Papiere wählen, deren Auszahlungsprofil zu seiner Marktmeinung passt. Zwei Kennzahlen sind dabei besonders wichtig: die Barriere und die Laufzeit. Je geringer der Abstand des aktuellen Basiswertkurses zur Barriere, desto riskanter ist das Investment. Im Gegenzug sind höhere Renditen möglich. Auch bei längeren Laufzeiten erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Barriere verletzt wird. Allerdings: Je länger die Laufzeit, desto höher ist die mögliche Rendite.

Wer davon ausgeht, dass die Barriere hält, und zugleich mögliche Verluste begrenzen will, kann zusätzlich eine Stop- Loss-Order erteilen. Dabei wird das Papier ab einem vom Anleger vorgegebenen Zertifikatekurs automatisch zum nächst handelbaren Kurs verkauft.

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