Insgesamt setzen die Spekulanten 4,6 Milliarden Dollar darauf, dass der Kurs der britischen Währung fällt. "Manche europäische Politiker sind vielleicht optimistisch, dass es bald einen Deal geben wird zwischen Großbritannien und der EU, aber an den Märkten ist die Skepsis gestiegen", sagt Chefanalyst Marc Chandler vom Broker Bannockburn Global Forex.

Ende März 2019 wollen die Briten die Europäische Union (EU) verlassen. Das britische Kabinett gab diese Woche zwar grünes Licht für den ausgehandelten EU-Ausstiegsvertrag. Aus Protest gegen die Vereinbarung traten aber mehrere Mitglieder des Kabinetts zurück, darunter Brexit-Minister Dominic Raab. Es ist völlig offen, ob der Entwurf überhaupt eine Mehrheit im britischen Parlament findet. Premierministerin Theresa May betont, ihre Regierung bereite sich weiterhin auf einen EU-Austritt ohne Folgeabkommen vor. Für den 25. November ist ein Sondergipfel geplant.

Für Hedgefonds sind die Unsicherheiten ein gefundenes Fressen. Sie weiteten ihre Wetten gegen das Pfund laut CFTC erstmals seit zwei Monaten die zweite Woche in Folge aus. Im März des vergangenen Jahres waren die Positionen der Hegdefonds gegen das Pfund allerdings noch höher - bei rund 8,4 Milliarden Dollar.

SCHON ÖFTER IM VISIER VON SPEKULANTEN



Seit dem Brexit-Referendum vom Juni 2016 wertete das Pfund von rund 1,50 Dollar auf aktuell 1,28 Dollar ab. Anfang 2017 kostete es zeitweise sogar nur 1,20 Dollar und war so billig wie zuletzt Mitte der 1980er Jahre.

Sollte es am Ende zu einem harten Brexit kommen, also einem Ausstieg ohne konkrete Regelungen, könnte der Kurs des Pfund auf unter 1,15 Dollar fallen und sich in Richtung Parität zu der US-Währung bewegen, prognostiziert Portfoliomanager John Taylor vom Vermögensverwalter AllianceBernstein. Er habe bis vergangene Woche ebenfalls auf sinkende Pfund-Kurse gewettet, diese Positionen inzwischen aber geschlossen. Sollte es am Ende zu einer finalen Einigung kommen, könne das Pfund kurzfristig auf bis zu 1,35/1,40 Dollar steigen.

Pfund-Kurse von 1,50 Dollar wie vor der Volksabstimmung sind nach Ansicht von Ufuk Boydak, Chef des Vermögensverwalters Loys, allerdings erst einmal nicht in Sicht. "Kommt ein Deal zustande, verbessern sich zwar die Wachstumsaussichten für Großbritannien." Um in die früheren Größenordnungen beim Wechselkurs zu kommen, müsse sich die Konjunktur aber besser entwickeln als erwartet.

Die britische Währung ist schon öfter ins Zentrum von Spekulanten geraten. Die wohl bekannteste Wette gegen das Pfund ist die von Investorenlegende George Soros. Er hatte 1992 in großem Stil auf einen Kursverfall gesetzt und damit die Bank of England in die Knie gezwungen. Sie war damals in Folge von Soros Aktion aus dem Europäischen Währungssystem ausgetreten.

rtr