Die an der Nasdaq notierten US-ADRs von So-Young International (WKN: A2P H5X) sind unter Druck. Einiges deutet darauf hin, dass an der heißen Börsenstory wenig dran sein könnte. Das chinesische Unternehmen betreibt im Heimatland China eine Plattform für kosmetische Operationen. Darüber könnten Nutzer Eingriffe buchen und die Kliniken Werbung schalten. Da Schönheitsoperationen boomen, wäre das eigentlich eine nette Börsenstory. Doch bei näherem Hinsehen ist sie wenig glaubwürdig.

Die von der Plattform gemeldeten Daten etwa zu Operationsterminen scheinen nicht der Realität zu entsprechen. Der Hedgefonds Blue Orca Capital hat die entsprechenden Kliniken direkt kontaktiert. Dabei kam heraus, dass viele Kliniken nur einen Bruchteil der angegeben Eingriffe überhaupt durchführen können. Das zeigt: Das Unternehmen gibt die Popularität der Plattform und damit die erzielbaren Erlöse deutlich zu hoch an. Ähnliche Ungereimtheiten gibt es bei den Werbeeinnahmen. Die Angaben zu den zahlenden Kunden können nicht stimmen. Die angeblichen Werbekosten der Kliniken sind um ein Vielfaches höher als die Einnahmen, die sie erzielen. Über 20 Prozent der Kliniken hatten gar keine Einnahmen über die Plattform. Ob ihnen das wirklich über 20 000 Euro Werbebeitrag pro Jahr wert ist?

Artikel in chinesischen Medien lassen befürchten, dass man keiner Angabe von Umsatz bis hin zur teilnehmenden Klinik trauen sollte. Bestätigen sich die Vorwürfe, wird der Kurs einbrechen. Im besten Fall könnten Anleger dann mit dem Bargeldbestand der Firma rechnen. Der liegt bei rund einem Drittel des aktuellen Aktienkurses. Fraglich sei allerdings, so der Hedgefonds Blue Orca, ob man an das Geld im Fall eines Einbruchs wirklich herankäme.