Die Reallöhne legten um 2,5 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das sei der größte Anstieg seit 1992, sagte eine Sprecherin der Behörde. Der Zuwachs fiel so deutlich aus, weil die Nominallöhne leicht überdurchschnittlich um 2,8 Prozent zulegten und die Teuerungsrate zugleich mit 0,3 Prozent sehr gering blieb.

In welchem Umfang die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Januar 2015 zum Lohnanstieg beigetragen hat, lässt sich den Statistikern zufolge derzeit nicht in Zahlen fassen. Sie vermuten aber einen positiven Einfluss, da vor allem Beschäftigte mit unterdurchschnittlichen Verdiensten hohe nominale Lohnsteigerungen verzeichneten. Die Bruttoverdienste ungelernter Arbeitnehmer etwa seien um 4,1 Prozent gestiegen. Geringfügig Beschäftigte hätten 4,7 Prozent mehr verdient.

Das Tarifarchiv der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hatte im Januar erklärt, der Mindestlohn habe dazu beigetragen, dass die effektiven Bruttoeinkommen erstmals seit längerer Zeit stärker gestiegen seien als die Löhne von Tarifbeschäftigten. Deren Gehälter hätten real um 2,4 Prozent zugelegt.

Die meisten Experten rechnen auch für dieses Jahr mit einer sehr niedrigen Inflation, für die der Ölpreisverfall der Hauptgrund ist. Gleichzeitig dürften die Löhne erneut kräftiger zulegen als die Preise. Für die Tarifrunde 2016 hat sich die IG Metall für eine Lohnforderung in Höhe von 4,5 bis 5,0 Prozent ausgesprochen. Die Metall- und Elektroindustrie ist mit über 3,5 Millionen Beschäftigten die größte Branche, über deren Löhne im laufenden Jahr verhandelt wird.

Reuters