Erfolge von Fondsmanagern, die ­bestimmten Trends folgen und in bereits hoch bewertete Aktien investieren, erkennt Manfred Schlumberger neidlos an. "Ich selber bringe es allerdings nicht übers Herz, etwa beim Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé einzusteigen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 30 ist der Titel viel zu teuer", sagt der Fondslenker des StarCapital Strategy 1.

Schlumberger ist ein überzeugter Value-Investor. Er sucht nach Aktien sub­stanzstarker Unternehmen, die vorübergehend unter ihrem inneren Wert notieren und sich diesem im Laufe der Zeit wieder annähern werden. Als Value-Investor nutzt er auch Chancen, wenn die Märkte nach unten übertreiben - wie zuletzt im vergangenen Dezember, als Rezessionsängste und mögliche Zinserhöhungen eine kräftige Verkaufswelle ausgelöst hatten. Dann steigt er ein.

In den vergangenen Jahren blieb Value (Wert) gegenüber dem Anlagestil Growth (Wachstum) allerdings deutlich zurück. Der Fondsmanager ist dennoch überzeugt davon, dass seine Philosophie ein Comeback feiern wird. Er vermag zwar nicht zu prognostizieren, wann das genau der Fall sein wird. "Exaktes Timing schaffen nur Glückspilze", gibt er zu.

Für den erhofften Favoritenwechsel verfügt er aber schon über die notwendige "Munitionskraft". Die Aktienquote im Fonds beträgt aktuell 60 Prozent und kann von Schlumberger auf über 80 Prozent hochgefahren werden.

Das Schlimmste ist vorbei


Zu den Werten, die seinen strengen Auswahlkriterien bislang entsprochen haben, zählt beispielsweise Sanofi. "Das französische Unternehmen hat aufgrund von Problemen bei der Medikamentenzulassung lange Zeit nicht von der ­Hausse bei Gesundheitstiteln profitieren können", erklärt er. Die niedrige Bewertung und vor allem das breite Produktportfolio des Konzerns motivierten den Manager jedoch im vergangenen Jahr zum Kauf. Die Aktie hat seitdem deutlich zugelegt. Schlumberger erwägt inzwischen den Ausstieg. Alternativen zeichnen sich unter anderem bei den arg unter die Räder gekommenen Automobilzulieferern ab. "Dass die Continental-Aktie zuletzt trotz einer Gewinnwarnung zugelegt hat, ist ein Indikator dafür, dass das Schlimmste vorbei ist", sagt der Fondsmanager.

Neben Aktien kann der Stratege auch in Rohstoffe investieren. Aktuell ist er aber nur bei Silber engagiert. "Das Edelmetall wird von der Industrie nachgefragt. Vor allem aber weist es eine starke negative Korrelation zu den immer tiefer sinkenden Realzinsen auf", sagt Schlumberger. "Das ist die Zeit für Edelmetalle, zumal ja auch die Inflationsraten schon aufgrund von Basiseffekten leicht steigen werden."

Die tiefen Zinsen beziehungsweise die negativen Renditen halten den Fonds­manager zum jetzigen Zeitpunkt auch vom Kauf sicherer europäischer Anleihen ab. "Im Bondsbereich bieten allenfalls US-Treasuries noch Value-Chancen. Die Papiere werfen so viel Rendite ab wie europäische High-Yield-Anleihen."