Eigentlich müsste Süss Microtec viel bekannter sein. Laut Franz Richter "trägt jeder etwas von Süss Microtec in der Tasche. Es gibt kaum einen Smartphone-Chip, dessen Leiterbahnen nicht auf unseren Maschinen entstanden sind", so der Firmenchef. Trotzdem stagnierte der Umsatz des Hightech-Unternehmens bis 2018 über 15 Jahre lang im Schnitt bei 140 Millionen Euro. Vor zwei Jahren rief der Hersteller von Anlagen und Maschinen zur Halbleiterproduktion daher eine neue Strategie aus. Mit 400 Millionen Euro will das Unternehmen aus Garching bei München seinen Umsatz im Vergleich zu 2018 verdoppeln. Die Ebit-Marge soll auf 15 Prozent steigen. Um die Ziele zu erreichen, fokussieren sich die Bayern zunehmend auf die Massenfertiger der Halbleiterbranche und arbeiten an ihrer Effizienz.

Erste Profitkostprobe

Tatsächlich gingen die Einnahmen zuletzt nach oben, für dieses Jahr sind 240 bis 260 Millionen Euro prognostiziert. Mit angepeilten 5,5 bis 7,5 Prozent hinkt der Ausblick für die operative Gewinnspanne, trotz unterjähriger Erhöhung, jedoch noch hinterher. Grund für die schwache Marge ist das 2019 geschlossene und defizitäre US-Geschäft. Noch drücken die Abwicklungskosten auf die Zahlen, doch die Belastungen gehen laufend zurück. Mit einer Ebit-Marge von 14,9 Prozent ließ Süss Microtec im dritten Quartal durchblicken, welche Gewinnspannen bereits heute möglich sind.

Dabei profitierte der operative Gewinn auch davon, dass eine bereits abgeschriebene Anlage aus dem US-Geschäft doch noch verkauft wurde. Ein Großteil der Profitabilitätssteigerung geht dank hoher Nachfrage jedoch auf die gute Auslastung und erfolgreiche Effizienzsteigerungen zurück. Laut Manager Richter hat sich der Markt nach dem Abschwung der vergangenen beiden Jahre nun wieder normalisiert und bietet "eine gute Basis, nachhaltig Margen über 15 Prozent zu erreichen".

Als Grund nennt er zahlreiche Megatrends, die vom Ausbau des Mobilfunkstandards 5G über das autonome Fahren bis zu künstlicher Intelligenz reichen. Für all diese Anwendungen müssen Chips mehr Bandbreite und Leistung bieten. Dabei setzt die Industrie nicht nur auf immer kleinere Halbleiter, sondern zunehmend auch auf Advanced Packaging. Grob verallgemeinert werden dabei verschiedene Chips, aber auch Sensoren auf immer kleinerem Raum, teils sogar gestapelt, miteinander verbunden. Die kompakte Bauweise spart Platz, erhöht Übertragungsgeschwindigkeiten, senkt die Herstellungskosten und erweitert die Funktionalitäten.

"Die Anwendungen wachsen stark, und genau dort ist Süss Microtec positioniert", erklärt Richter. Laut dem Firmenchef bietet der Zulieferer das breiteste und verlässlichste Ausrüstungsangebot für den Trend. Nachdem Süss Microtec seine November-Prognose 2019 verfehlt hatte, blickt das Unternehmen jedoch bewusst vorsichtig in die nähere Zukunft. Angesichts der Ergebnisse der beiden vergangenen Quartale wird die Ebit-Zielspanne von der Börse daher als konservativ eingestuft, während einige Firmenkenner damit rechnen, dass der Ausblick übertroffen wird.