Um 16 Prozent schießt die Teamviewer-Aktie am Mittwochmorgen nach oben. Nach dem Absturz im vergangenen Jahr ist das für Anleger eine erfreuliche Nachricht: Vor zwölf Monaten hatte eine Aktie noch fast 50 Euro gekostet. Heute steht sie bei knapp 16 Euro.

Der Grund für den Kurssprung: Das schwäbische Softwarehaus kündigte am Mittwoch an, für 300 Millionen Euro Aktien zurückkaufen zu wollen. Man habe 550 Millionen Euro auf der hohen Kante und keine konkreten Pläne für weitere Übernahmen, sagte Vorstandschef Oliver Steil am Mittwoch in Göppingen bei Stuttgart. Deshalb könne ein Teil des Geldes an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Die 20 Millionen Aktien - knapp zehn Prozent des Grundkapitals - sollen bis Jahresende zurückgekauft werden. Start des Aktienrückkaufs, der aus liquiden Mitteln finanziert wird, soll am 3. Februar sein.

Der scheidende Finanzvorstand Stefan Gaiser hatte bereits angekündigt, die Kapitalstruktur zu überprüfen. Von daher komme der Aktienrückkauf nicht ganz unerwartet, gebe den Aktien aber Auftrieb, sagte ein Händler. Das Volumen fiel aber höher als von Experten erwartet aus. Vorstandschef Steil sagte, eine Dividende für 2021 sei darüber hinaus nicht geplant.

Marge dürfte sinken


Für das laufende Jahr geht Teamviewer von einer weiter sinkenden Profitabiliät aus. Die Marge gemessen am Anteil des um Sondereffekte bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) an den sogenannten Billings werde zwischen 45 und 47 Prozent erwartet. Damit würde der Wert 2022 im besten Fall stagnieren. 2021 war die Marge - wie bereits bekannt - um zehn Prozentpunkte auf 47 Prozent gefallen, hatte damit aber die zurückgeschraubten Erwartungen übertroffen. Von Bloomberg befragte Experten rechnen bisher jedoch mit einem noch stärkeren Rückgang. Mittelfristig will Teamviewer die Marge wieder steigern.

Beim Blick auf das Wachstum rechnet der Konzern tendenziell mit einem etwas langsameren Tempo als zuletzt. Die abgerechneten Umsätze (Billings) sollen 2022 um bis zu 19 Prozent auf 630 bis 650 Millionen Euro zulegen. 2021 zogen die Billings - wie bereits bekannt - um 19 Prozent auf 548 Millionen Euro an. Die Billings sind die in einem Zeitraum in Rechnung gestellten Umsätze der kommenden zwölf Monate.

Man habe aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres gelernt, die Prognosen vorsichtiger zu formulieren, sagte Steil. "Wir sind mit dem Abschluss des Geschäftsjahres zufrieden und haben klar die Richtung für weiterhin profitables Wachstum vorgegeben", erklärte Steil.

Beim Umsatz geht Teamviewer von einem Anstieg um bis zu 16 Prozent auf 580 Millionen Euro aus. 2021 war der Erlös um zehn Prozent auf 501 Millionen Euro gestiegen. Der Umsatz fällt wegen der noch anhaltenden Umstellung auf Laufzeitverträge niedriger aus als die Billings. Der Konzern peilt mittelfristig bei den Billings einen Anstieg im Bereich von bis zu knapp einem Fünftel an. Die Erlöse sollen ein Wachstum im mittleren Zehn-Prozent-Bereich vorweisen. Die Ziele des Unternehmens für die in Rechnung gestellten Umsätze und verbuchten Erlöse liegen im Rahmen der Analystenerwartungen.

Einschätzung zur Teamviewer-Aktie


Teamviewer gilt dank seiner Fernwartungs- und Konferenz-Software als Gewinner der Corona-Krise. Das hatte die Aktie zeitweise auf fast 50 Euro getrieben. Sorgen über das Wachstum des Unternehmens sowie die hohen Kosten, die unter anderem auf teures Sportsponsoring wie das von Manchester United und das Formel-1-Team von Mercedes zurückgehen und verfehlte Prognosen hatten den Kurs aber unter Druck gesetzt.

Mit dem Kurssprung vom Mittwoch setzte das Papier seinen jüngsten Erholungskurs fort. Seit der Vorlage der Eckdaten und der Andeutung eines möglichen Aktienrückkaufs zog der Kurs um fast ein Drittel an. Trotz der jüngsten Kursgewinne liegt die Aktie aber immer noch rund 70 Prozent unter dem Rekordhoch aus dem Sommer 2020 und circa 40 Prozent unter dem Ausgabepreis.

Fazit: Das Aktienrückkaufprogramm dürfte den Kurs nach unten hin stabilisieren. Die zurückhaltende Prognose bietet Raum für positive Überraschungen. Spekulative Anleger nutzen die niedrigen Kurse zum Einstieg.

fh/rtr/dpa-AFX