Das schwäbische Software-Unternehmen Teamviewer war dank seiner Fernwartungs- und Konferenzsoftware einer der ersten Gewinner der Corona-Krise. Doch im vergangenen Jahr stürzte die Aktie des MDAX-Konzerns wegen verfehlter Prognosen und teurer Sponsorenverträge von fast 50 auf elf Euro ab. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs gefangen. Die 2021er-Zahlen sind etwas besser als erwartet ausgefallen, zusätzlich sorgte ein Aktienrückkaufprogramm für Auftrieb. Aus den Erfahrungen des Vorjahres habe man gelernt, sagt Vorstandschef Oliver Steil. 2022 will er wieder Gas geben und hat dabei nicht nur profitables organisches Wachstum im Blick. Sondern er ist auch offen für Zukäufe, "wenn sich eine Gelegenheit auftut und wenn sie unsere Wachstumsstrategie beschleunigen können".

Börse Online: Sie galten als Profiteur der Corona-Pandemie. Wie wollen Sie nach der Krise weiterwachsen?
Oliver Steil: Corona hatte die Nachfrage nach unseren Lösungen 2020 kurzfristig massiv beschleunigt, das stimmt. Viel wichtiger ist, dass sich unser Geschäftsmodell globale Megatrends wie die rapide Verbreitung von vernetzten Endgeräten, digitale Transformation und ortsunabhängige Arbeitsformen zunutze macht. Diese Themen sind nach der Krise aktuell wie nie zuvor, so dass wir für die kommenden Jahre eine weiter wachsende Nachfrage für unsere Lösungen erwarten.

Haben Sie auch Zukäufe im Blick?
Wir sind gut aufgestellt und können auch dank der jüngsten Akquisitionen Lösungen zur Digitalisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette anbieten. Unsere Ziele für die nächste Zeit sind auf organisches Wachstum gerichtet, Zukäufe sind kurzfristig nicht auf dem Radar. Aber sollte sich im weiteren Verlauf des Jahres eine Gelegenheit auftun, mit der wir unsere Wachstumsstrategie beschleunigen können, sind wir natürlich offen dafür. Unsere Kapitalstruktur bietet dafür ausreichend Flexibilität.

Welche Umsatz- und Margenziele peilen Sie mittelfristig an?
Für 2022 haben wir uns bei den abgerechneten Umsätzen (Billings) ein Ziel von 630 bis 650 (Vorjahr: 548) Millionen Euro gesteckt. Mittelfristig peilen wir weiterhin ein jährliches Billings-Wachstum im hohen Zehnerprozentbereich an. 2022 rechnen wir mit einer bereinigten Ebitda-(Vorsteuer-)Marge von 45 bis 47 (Vorjahr: 47) Prozent. Mittelfristig arbeiten wir an einer weiteren Verbesserung der Marge.

Die angekündigten Rückkäufe haben die Aktie stabilisiert. Was tun Sie noch für den Aktienkurs? Denken Sie zum Beispiel auch über eine Dividende nach?
Unsere starke Finanzierungsstruktur und der anhaltend hohe Cashflow erlauben es uns, unsere Anteilseigner über das Rückkaufprogramm direkt am Erfolg zu beteiligen. Daher denken wir über eine Dividendenzahlung aktuell nicht nach. Darüber hinaus behalten wir ausreichend strategische Flexibilität für unsere Wachstumsstrategie. Selbstverständlich liegt unser Fokus weiterhin darauf, Quartal für Quartal die Ergebnisse zu liefern, die wir angekündigt haben.