Für Zoom Video Communications hat sich die Corona-Krise ausgezahlt. Teilweise um das 30-Fache gestiegen sind die täglichen Nutzerzahlen beim Anbieter von Software für Videokonferenzen. Mit dem Programm sind Videoschaltungen in Sekundenschnelle möglich. Viele Funktionen sind kostenlos. Müssen Firmenkunden bei den Platzhirschen Polycom und Cisco Systems für das Abonnement ihrer geschlossenen Systeme bis zu fünfstellige Summen berappen, nahmen die Zoom-Nutzer für niedrige Kosten anfängliche Datenschutz- und Sicherheitsmängel in Kauf. Angesagt ist Zoom auch bei den Anlegern. Seit Februar hat sich der Kurs mehr als verdoppelt.

Bei Teamviewer läuft das Geschäft ebenfalls auf Hochtouren. Die Software für die Fernwartung von Computern und anderen Endgeräten erlebt eine starke Nachfrage in Zeiten, in denen Firmen ihre Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten lassen. Die Zahl der Abonnenten kletterte im ersten Jahresviertel 2020 von 464 000 auf 514 000. Die Quartalszahlen waren besser als erwartet. Zwar blieb Firmenchef Oliver Steil beim Ausblick vorsichtig. Der Aktienkurs, der in den letzten drei Monaten um 80 Prozent in die Höhe geschossen ist, signalisiert jedoch, dass der Markt weitere Umsatz- und Gewinnsprünge erwartet.

Schub für Digitalisierung

Teamviewer und Zoom sind nur zwei Beispiele dafür, wie die Corona-Krise die Digitalisierung von Wirtschaft und Alltag beschleunigt. Als "Treppenfunktion" bezeichnet Marcus Ratz, Fondsmanager bei Lupus Alpha, dieses Phänomen. "Der Druck, während des Lockdown etwas Neues zu probieren, führte dazu, dass bei Firmen wie auch Privathaushalten die Marktpenetration von einzelnen Produkten innerhalb eines Quartals stattfand", erklärt Ratz. Der normale Zeitraum liege bei zwei bis drei Jahren. Bei den Marktführern werde das starke Wachstum nach Corona von einem höheren Niveau aus weitergehen.

An den Börsen ist diese Nachricht angekommen. Neben der Gesundheitsbranche hat der Technologiesektor in diesem Jahr bislang am besten abgeschnitten. Die meisten Unternehmen haben ihre kräftigen Kursverluste aus dem März fast oder ganz ausgebügelt. Wer sich jetzt noch engagieren will, sollte den Blick auf Technologiebranchen richten, bei denen das strukturelle Wachstum nach der Corona-Krise das hohe Tempo beibehält. Fondsmanager Ratz sieht diese Firmen vor allem in den Bereichen Elektromobilität, Onlinehandel und Internet der Dinge.

Für Luke Barrs, Anlagestratege bei Goldman Sachs Asset Management, beschleunigen die rapide steigenden Datenvolumina im Internet den Ansturm auf Datenspeicherlösungen und den Vormarsch des 5G-Mobilfunkstandards. Langfristig den globalen Durchbruch geschafft habe auch die digitale Gesundheit, so der Experte. Barrs erwartet vor allem in der Telemedizin und der personalisierten Medizin auf Basis genetischer Datenanalyse ein anhaltend exponentielles Wachstum.

Künftige Überflieger

Die Corona-Krise verstärkt auch den Umbruch im Einzelhandel. So haben ältere Bevölkerungsgruppen durch die häusliche Quarantäne erstmals die Vorzüge des Onlineshoppings entdeckt. Sie dürften in Zukunft weiter im Internet ordern. "Besonders gravierend wird die nächste Welle des E-Commerce, wenn im Internet nicht nur eingekauft, sondern auch geshoppt werden kann", erwartet Mike Judith, Geschäftsführer von DNB Asset Management, und verweist auf die Möglichkeiten, die sich mit Virtual-Reality-Technologien eröffnen. Shopping, im Unterschied zum effizienten, routinemäßigen Einkaufen, ist erlebnis- und genussorientiert.

Darüber hinaus müssen viele Firmen in digitale Logistikprogramme für Lagerhaltung, Lieferketten und Vertrieb investieren. Dementsprechend stark ist die Nachfrage bei Anbietern von Hardware und Spezialsoftware. Und schließlich ist die Corona-Pandemie bei Spezialisten für elektronische Bezahldienste der Türöffner für neue Kundschaft.

Aktiv verwaltete Investmentfonds bieten die Möglichkeit, sich das Wachstum von Branchenchampions im Paket ins Depot zu holen. Wer sich auf ein höheres Risiko-Rendite-Verhältnis einlässt, fährt am besten mit den Aktien von Unternehmen mit dominierender Marktposition, hoher Liquidität und starken Bilanzen.

Bechtle: Ein Top-Ausrüster für das Homeoffice


Die Corona-Krise zeigt, dass Mitarbeiter im Homeoffice mindestens genauso produktiv arbeiten wie im Büro. Damit die neue Arbeitswelt reibungslos läuft, müssen vor allem Behörden und mittelständische Firmen ihre IT-Strukturen aufrüsten. Davon profitiert das schwäbische MDAX-Unternehmen Bechtle. Ein Drittel der Kunden ist im öffentlichen Sektor angesiedelt. Das Geschäftsmodell zeichnet sich durch eine hohe Planbarkeit bei den Einnahmen aus. Knapp die Hälfte der Erlöse stammt von langlaufenden Serviceverträgen mit monatlichen Zahlungen. Auch dank zahlreicher Zukäufe ist Bechtle in den letzten Jahren stärker gewachsen als das Gros der europäischen Konkurrenten. Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass etliche Kunden ihre Investitionen in Cloud-Systeme und Hardware zuletzt vorzogen. Umsatz und Gewinne lagen im ersten Quartal 2020 über den Erwartungen. In Deutschland erzielte Bechtle weiter zweistellige Zuwachsraten. Trotz der konjunkturellen Unsicherheiten durch Corona will das Unternehmen Umsatz wie auch Vorsteuerergebnis - wie vor der Krise angestrebt - um fünf bis zehn Prozent steigern. Ein Unsicherheitsfaktor ist die Tatsache, dass Bechtle rund 70 Prozent seiner Hardware in China produziert. Aufgrund der Pandemie ist hier im laufenden Quartal mit Lieferproblemen zu rechnen. Im Verbund mit den auslaufenden Sonderfaktoren zeichnet sich daher für die Sommermonate eine temporäre Wachstumsdelle ab. Dieser Durchhänger könnte auch dazu führen, dass der zuletzt extrem gut gelaufene Aktienkurs eine Verschnaufpause einlegt. Wir passen Ziel- und Stoppkurs an, raten allerdings erst bei Rücksetzern unter 145 Euro wieder zum Einstieg.

Ciena: Wegbereiter für den schnellen Datenverkehr


Ob Rechenzentren, künstliche Intelligenz, Smartphones, Videospiele oder autonomes Fahren - in immer mehr digitalen Anwendungen spielt der 5G-Mobilfunkstandard eine Schlüsselrolle. Hier kommt Ciena ins Spiel. Der Netzwerkausrüster war in den 90er-Jahren ein Pionier in der Glasfasertechnik. Heute ist die US-Firma führend in der Siliziumphotonik. Diese Technologie ermöglicht es, mit Photonikchips mittels Licht immer größere Datenmengen durch dieselben Internetkabel zu schicken. Mit diesen Chips beliefert Ciena Telekom- und Internetkonzerne sowie Cloud-Computing-Spezialisten. Die meisten Investitionen fließen in den nächsten Jahren in die beschleunigten Infrastrukturverbindungen zwischen Rechenzentren. Dazu kommt die weiterhin rapide wachsende Zahl an Internetnutzern in Märkten wie China und Indien. Bei Ciena steht das Indien-Geschäft für etwa zehn Prozent der Gesamterlöse - Tendenz weiter steigend. Den meisten Anlegern hierzulande ist die Gesellschaft noch kein Begriff. Dabei lohnt sich ein Blick auf das Wachstum und den Aktienkurs, der in den letzten Wochen aus einer einjährigen Seitwärtsbewegung ausgebrochen ist. Weil die Corona-Pandemie die Investitionsbereitschaft in eine schnellere Internet-Infrastruktur erhöhen wird, sollte das operative Geschäft bei Ciena von negativen Corona-Auswirkungen unbehelligt bleiben - und sich der Run auf Photonikchips weiter beschleunigen. Anleger bezahlen für die Aktie das 20-Fache des für 2021 erwarteten Gewinns je Aktie. Da heißt es zugreifen, wenn man sich vor Augen hält, dass die Konsensschätzungen für die nächsten zwei Jahre ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 25 Prozent erwarten.

Kion Group: Klarer Profiteur der digitalen Lagerhaltung


Der Ausfall von Lieferketten während der Corona-Krise hat bei einer wachsenden Zahl von Unternehmen ein Umdenken ausgelöst, was den Bereich Logistik angeht. Immer mehr Branchen werden in Zukunft auf dezentrale und lokale Standorte bei Produktion und Vertrieb setzen. Um die Kosten für Personal und Lagerhaltung zu kontrollieren, sind automatisierte Lösungen für Lieferketten gefragt. Weil die traditionelle Kommissionierung zu viel Zeit und Personal erfordert, werden sich Prozesse auf der Basis von künstlicher Intelligenz durchsetzen. Kion ist dafür bestens gerüstet. Aktuell steht das Geschäft mit vollautomatisierten Warenlagern für 27 Prozent der Gesamterlöse und 17 Prozent des operativen Gewinns. Allerdings ist diese zweite Sparte zuletzt schneller gewachsen als das Geschäft mit Gabelstaplern. Aber auch in diesem größten Segment läuft die Digitalisierung auf Hochtouren - angefangen bei der Datenerfassung mithilfe von künstlicher Intelligenz für das Flottenmanagement über Cloud-Anbindung bis zum Energiemanagement. Und um in der digitalen Lagerhaltung Produkte auszuwählen und in Container zu verpacken, gehen digitale Bildgebung, computergestützte Datenanalyse bei Sortier-, Lager- und Palettiersystemen mithilfe von Algorithmen und Robotik Hand in Hand. Für 2020 geht das Management beim Service und beim Projektgeschäft von rückläufigen Aufträgen aus - mit den entsprechenden Auswirkungen auf Umsatz, Marge und freie Mittelzuflüsse. Zugleich will Kion die Nettoverschuldung von 1,6 Milliarden Euro weiter herunterfahren. Die niedrige Bewertung lässt der Aktie Luft nach oben. Wir passen Ziel- und Stoppmarke an und empfehlen den Titel wieder zum "Kauf".

Nvidia: Hochleistungschips als Allrounder


Groß geworden ist Nvidia mit 3-D-Grafikprozessoren für Spielekonsolen. Längst setzen Technologiegiganten wie IBM und Facebook die Hochleistungschips des US-Unternehmens in ihren Rechenzentren ein, um ihre Zukunftsprojekte im maschinellen Lernen ins Laufen zu bringen. Auch beim autonomen Fahren oder der Bitcoin-Produktion kommen die Nvidia-Chips zum Einsatz. Dazu hat das US-Unternehmen mit gezielten Zukäufen seine Geschäftsfelder erweitert. Jüngster Coup war die 6,9 Milliarden US-Dollar schwere, im April abgeschlossene Übernahme des israelischen Netzwerkausrüsters Mellanox.

Mit dem jüngsten Quartalsergebnis hat Nvidia untermauert, dass die Corona-Krise vorerst keine Spuren hinterlässt. Während der Umsatz im Zeitraum Februar bis April um 39 Prozent auf mehr als drei Milliarden US-Dollar nach oben schoss, vervielfachte sich der Gewinn von 394 auf 917 Millionen US-Dollar.

Die hohen Investitionen der letzten Jahre werden sich jetzt auszahlen. Bis 2022 soll sich das jährliche Gewinnwachstum von zuletzt 25 auf 35 Prozent und das Umsatzplus von 20 auf 30 Prozent beschleunigen. Die Eigenkapitalquote liegt bei 73 Prozent, und mit Cashreserven von elf Milliarden US-Dollar ist Nvidia finanziell stabil ausgestattet, um Investitionen und Akquisitionen zu stemmen. Angesichts des Bedarfs an immer höheren Datenvolumina wird der Höhenflug im operativen Geschäft weitergehen. Krisenfest ist auch die Aktie. Die Kursdelle vom März hat sie längst ausgebügelt, vor Kurzem erreichte sie ein neues Allzeithoch. Nach dem jüngsten Rücksetzer unter unseren Stoppkurs ist der Titel wieder kaufenswert, vor allem für Anleger, die sich langfristig engagieren wollen.

Software AG: Viele Programme für vernetzte Maschinen


Wenn das MDAX-Unternehmen am 26. Juni seine erste virtuelle Hauptversammlung abhält, wird das Management in den Vordergrund stellen, was nach dem laufenden Konzernumbau das operative Geschäft prägen wird. Stark aufgestellt hat sich Software AG mit Programmen, die die industrielle Produktion mittels künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen steuern. Zum Beispiel mit Cumulocity. Kunden wie Dell, Bosch und Siemens arbeiten mit dieser digitalen Plattform für die Industrieproduktion. Entwickelt hat sie die gleichnamige, 2018 übernommene Firma. Bei der Entwicklung von Daten-Clouds arbeitet die Gesellschaft mit der Amazon-Tochter AWS, der Cloud-Computing-Plattform Azure von Microsoft und dem Cloud-Pionier Adobe zusammen. Ein weiteres Geschäftsfeld ist Middleware, also Software, die auf Netzwerkservern in Rechenzentren den reibungslosen Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Systemen garantiert.

Die Investitionen in neue Produkte werden sich in Zukunft auszahlen. Für 2020 bleibt das Management angesichts der unsicheren Auftragslage bei Kunden im Zeichen der Corona-Krise vorsichtig. Auf der Gewinnseite wird sich auch die laufende Einführung von Software-Abonnements anstelle der bis dato dominierenden Lizenzeinnahmen negativ bemerkbar machen. Ziel ist es, den Anteil der wiederkehrenden Umsätze, der zuletzt bei über 80 Prozent lag, auch in Zukunft konstant zu halten. Allerdings ist das Geschäftsmodell von einem geringen Kapitalbedarf gekennzeichnet. Das Unternehmen wird deshalb seine Nettoliquidität weiter steigern können. Dazu ist die Aktie mit einem 2021er-KGV von 18,9 im Branchenvergleich günstig bewertet.

Worldline: Toprenditen durch das digitale Shoppen


Die elektronischen Zahlungsabwickler zählen zu den großen Gewinnern der Corona-Krise. Insbesondere ältere Personen sind durch die Quarantäne- und Hygienevorschriften während des Corona-Lockdowns erstmals gezwungen, mit Geldkarten zu bezahlen oder im Internet Konsumartikel zu ordern. Und wer sich für die Vorzüge des bargeldlosen Bezahlens begeistert hat, wird so auch in Zukunft seine Rechnungen begleichen. Neben den führenden Märkten Asien und Nordamerika hat Europa viel Aufholpotenzial. Marktschätzungen erwarten, dass sich die Transaktionsvolumina für digitales Bezahlen zwischen 2020 und 2024 auf 1,4 Billionen Euro mehr als verdoppeln werden. Zusätzliche Effekte durch das Kundenverhalten während der Corona-Krise sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Der französische Zahlungsdienstleister Worldline zählt hier zu den europäischen Champions. Über die im Februar angekündigte Übernahme des heimischen Konkurrenten Ingenico steigt der Konzern zum weltweit viertgrößten Zahlungsanbieter auf. Ingenico zählt zu den führenden Anbietern von Zahlungsterminals im Einzelhandel. Nach einem Durchhänger hatte das Unternehmen 2019 die Trendwende geschafft. Analysten erwarten für den Zeitraum 2022 bis 2024 ein jährliches Gewinnwachstum von im Schnitt 25 Prozent bei wieder kräftig steigendem freien Cashflow. Angesichts der sportlichen Aktienbewertung muss Worldline auch neue Wachstumsimpulse durch die Akquisition liefern. Für 2020 stellen sich Anleger wegen der anfallenden Integrationskosten auf eine sinkende Profitabilität ein. Langfristig sollten dann höhere operative Margen als die gut 24 Prozent drin sein, wie sie Worldline zuletzt lieferte.

Branchenchampions und Nischenplayer

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Technologiefonds bilden ein recht breites Anlageuniversum von technologischen Megatrends ab, welche die industrielle Produktion und das Bankenwesen ebenso radikal verändern wie die Arbeitswelt und das Konsumverhalten.

Branchenchampions im Paket

Der im Dezember 2016 aufgelegte Fonds Allianz Thematica A zählt zu den neueren Technologiefonds. Neben einem Toprating hinsichtlich der Nachhaltigkeitskriterien zeichnet sich das Produkt durch eine breite regionale und branchenspezifische Streuung seiner rund 150 Aktien aus. Davon kommen rund 60 Prozent aus den Branchen Technologie, Industrie und Gesundheit. Zu den größten Positionen zählen der Versorger NexteraEnergy, der Telemedizinspezialist Teladoc Health sowie der Techriese Microsoft.

Komplett auf Technologiefirmen, deren Geschäft auf Software oder das Internet ausgerichtet ist, setzt dagegen der BNP Paribas Funds Disruptive Technology Classic. Dieser Ansatz hat zur Folge, dass US-Firmen mit einem Anteil von 80 Prozent klar übergewichtet sind. Branchengrößen wie Microsoft, Apple oder Alphabet stellen die größten Fondspositionen. Neben der starken Performance zeichnet sich der Fonds durch vergleichsweise niedrige Kosten aus.

Der Polar Capital Global Technology Fund Income zählt zu den etablierten Schwergewichten und hat sich dank seiner langjährigen Outperformance als Dauerläufer etabliert. Auf der Branchenseite dominieren Technologie- und Telekomfirmen. Mit Alibaba und Amazon zählen aber auch Onlineplattformen zu den größten Positionen. Um flexibel auf neue Marktsituationen zu reagieren, halten die langjährigen Fondsmanager Nick Evans und Ben Rogoff stets Cash.