Die palmenartigen Cycas sind die am stärksten vom Aussterben bedrohte Palmenart. Muss uns das beunruhigen? Sind wir als Fondsmanager davon betroffen? Die Antwort lautet: Ja! Der Bericht des Weltbiodiversitätsrats IPBES vom Mai 2019 ist alarmierend. Rund eine Million Tier- und Pflanzenarten, also jede vierte, ist vom Aussterben bedroht. Dabei spielen viele von ihnen eine wichtige, unersetzliche Rolle für Wirtschaft, Gesundheit, Energieerzeugung, Ernährung oder Luftqualität.

Die Natur erbringt für die Weltwirtschaft kostenlos jährlich ökosystembezogene Leistungen (Trinkwasser, Nahrung, Bestäubung, CO2-Absorption und so weiter) im Wert von 125 000 Milliarden US-Dollar - das entspricht dem Eineinhalbfachen des weltweiten BIP! In anderen Worten erzeugen wir in einem Jahr nicht genug Reichtum, um die Leistungen zu bezahlen, die uns die Natur liefert.

Wir sind sogar äußerst verschwenderisch, denn am "Erderschöpfungstag", dem 29. Juli, hatten wir bereits sämtliche Ressourcen verbraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres generiert. Diese Leistungen sind lebenswichtig. So werden beispielsweise 70 Prozent der Medikamente zur Krebsbehandlung aus natürlichen Substanzen erzeugt oder imitieren einen in der Natur zu beobachtenden Mechanismus. Natürliche marine und terrestrische Ökosysteme nehmen laut IPBES-Bericht 60 Prozent der durch den Menschen verursachten CO2-Emissionen auf.

Die Bedrohung der Biodiversität stellt ein Risiko dar, und die Unternehmen sind verpflichtet, ihre Aktionäre zu informieren: In der Erklärung zur nichtfinanziellen Performance müssen sie auf den Schutz der Biodiversität eingehen. Unternehmen kommt beim Biodiversitätsschutz eine wichtige Rolle zu. Sie können die Ressourcenverschwendung reduzieren, ihren Abfall besser verwalten oder die Auswirkungen reduzieren, die das Ende der Nutzungsdauer ihrer Produkte mit sich bringt. Das muss in ihrem Interesse sein, da ihre Ressourcen aus der Natur stammen.

Als Beispiel möchten wir L’Oréal anführen, ein in Umweltfragen vorbildliches Unternehmen. Denn "59 Prozent (mengenmäßig) der vom Unternehmen verwendeten Rohstoffe sind erneuerbar, das heißt 1567 Rohstoffe, die aus rund 338 Pflanzenarten stammen". Von diesen 338 Arten "stellen rund zwölf Prozent hohe Anforderungen im Zusammenhang mit der Biodiversität (Schutzmaßnahmen, Auswirkungen der Produktion auf die natürlichen Lebensräume und so weiter)". Daran wird deutlich, welches Risiko das Aussterben bestimmter Arten für die Kosmetik-, Lebensmittel- oder Pharmaindustrie darstellen kann.

Ein weiteres gutes Beispiel ist Svenska Cellulosa (SCA), der größte private Forstbetreiber Schwedens. Für die nachhaltige Bewirtschaftung seiner Wälder muss er acht Prozent der produktiven Fläche (166 000 Hektar) unberührt lassen. Es handelt sich um Zonen mit hohem ökologischem Wert. Für jeden abgeholzten Baum pflanzt SCA mindestens zwei neue. Darüber hinaus verfügt SCA über die größte Baumschule der Welt, die jährlich über 100 Millionen Jungpflanzen produziert. Diese Praktiken sind notwendig, da mehr als 80 Prozent der Tier- und Pflanzenarten unserer Erde in Wäldern leben. Mit der verantwortungsbewussten Bewirtschaftung sichert sich SCA auch den nachhaltigen Zugang zu einer Ressource, die für die anderen Aktivitäten der Gruppe (Zellstoff, Papier und Baustoffe) unentbehrlich ist.

Genau diese Art von Unternehmen, die beim Schutz der Biodiversität großen Ehrgeiz an den Tag legen, suchen wir für unsere SRI-Fonds. Sie ermöglichen es durch ein gutes Management der Risiken im Zusammenhang mit der Biodiversität, auf Dauer die finanzielle Performance zu erzielen, die uns hilft, Erträge für unsere Kunden zu erwirtschaften.



Zur Autorin Sonia Fasolo
Fasolo studierte Betriebswirtschaft und Finanzwesen und hat ein Diplom der französischen Gesellschaft der Finanzanalysten. Bei LFDE - La Financière de l’Echiquier - ist sie Fondsmanagerin des Echiquier Positive Impact Europe sowie des Echiquier Major SRI Growth Europe. LFDE ist mit einem verwalteten Vermögen von mehr als neun Milliarden Euro einer der führenden französischen Vermögensverwalter.