"Wir streben für die Gesellschaft über die Ausgabe neuer Aktien Primary Proceeds von 500 bis 600 Millionen Euro an", sagte der Chef der Sparte Multi Tracks, Volkmar Dinstuhl, in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir äußern uns nicht dazu, ob und wieviel wir von unserem 64-Prozent-Anteil im Rahmen eines Secondary Offerings verkaufen wollen." Die zu Dinstuhls Segment gehörende Tochter Thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers (UCE) entwickelt Groß-Anlagen zur Herstellung von Wasserstoff, der weltweit eine Schlüsselrolle für den Klimaschutz spielen soll.

Thyssenkrupp stellt das Unternehmen am Donnerstag auf einem Kapitalmarkttag Investoren vor. Es soll künftig unter dem Namen Thyssenkrupp Nucera firmieren. Der Name setzt sich aus "new", "UCE" und "era" zusammen. Dies symbolisiere den Aufbruch in eine neue Ära der Innovation, Transformation und grünen Energie, erklärt der Ruhrkonzern. Nucera unterstütze seine Kunden auf dem Weg zur Klimaneutralität und zu einer dekarbonisierten Industrie. Der Auftragsbestand für grünen Wasserstoff habe zu Ende Dezember 2021 bereits rund 900 Millionen Euro betragen. Die Thyssenkrupp-Aktie legte im frühen Handel um 0,8 Prozent zu.

Ein Gang auf das Parkett sei noch keine beschlossene Sache, aber die bevorzugte Option, betonte Dinstuhl, der schon den 17 Milliarden Euro schweren Verkauf der Aufzugssparte organisierte. Klar sei, dass nur ein Minderheitsanteil der Firma verkauft werden soll, die zu zwei Dritteln Thyssenkrupp und zu einem Drittel dem italienischen Joint-Venture-Partner De Nora gehört. "Die Anteilsverhältnisse zwischen Thyssenkrupp und De Nora sollen bestehen bleiben." Das wichtigste an einem möglichen Börsengang sei, dass der Wert des Geschäfts klar werde. "Der Wert des an die Börse gebrachten Minderheitspakets zeigt, wieviel der Rest wert ist. Wir wollen gerne zeigen, was für eine Perle wir im Konzern haben."

NUCERA WILL UMSATZ BIS 2025/26 VERDREIFACHEN


Einen weiteren Eigentümer sucht Thyssenkrupp offenbar nicht. "Heute wird das Unternehmen als Joint Venture von zwei großen Gesellschaftern geführt", sagte der Manager. Das funktioniere gut. "Bei drei Gesellschaftern wird das eher schwierig."

Um das Thema Wasserstoff als klimaschonender Energieträger ist ein regelrechter Hype entstanden. "Die Nachfrage ist riesengroß. Das wollen wir jetzt nutzen", betont Nucera-Chef Denis Krude. Etwa 60 Prozent aller CO2-Emissionen könnten durch den Einsatz von Wasserstoff vermieden werden. Der Wasserstoffmarkt sollte sich in den nächsten 30 Jahren versiebenfachen. "Wir haben etwa 400 Mitarbeiter. Das wollen wir weiter ausbauen." Sein Unternehmen sei ein reines Ingenieurbüro. "Wir machen keine Produktion. Wir lassen fertigen, etwa von unserem Partner De Nora."

Die Thyssenkrupp-Tochter habe zwei Geschäftsfelder, erläutert Krude. Das Chlor Akali-Geschäft, bei dem vor allem Chlorgas und Natronlauge herstellt werde und Wasserstoff als Beiprodukt. Chlorgas werde vor allem zur Wasserbehandlung genutzt und für Kunststoffe. Natronlauge werde überall in der Industrie eingesetzt. Der zweite Bereich sei die Alkali-Wasserelektrolyse, bei der Wasserstoff mit Hilfe erneuerbarer Energie produziert werde. Dieses Geschäftsfeld werde gerade aufgebaut. Insgesamt strebt Nucera bis 2025/26 einen Umsatz von 900 Millionen bis eine Milliarde Euro an. Zuletzt hatte das Unternehmen Erlöse von 319 Millionen Euro und ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 27 Millionen Euro erzielt.

rtr