Die Stimmung ist düster, und die Aussichten sind so schlecht wie lange nicht: Die von €uro am Sonntag befragten Volkswirte sind mit Blick auf die Wirtschaftslage in Deutschland deutlich pessimistischer als im Vormonat.

Tendenziell sinkt das Ökonomen-Barometer seit Februar, nur im Mai und Juni flackerte kurz ein Hoffnungsschimmer. Im Juli verschlechterten sich die Einschätzungen nun noch einmal spürbar und fielen auf den tiefsten Stand seit April 2021.

Führende deutsche Volkswirtschaftler bewerten die aktuelle konjunkturelle Lage nur noch mit 38,1 Punkten, das sind 4,6 Punkte oder 10,8 Prozent weniger als im Vormonat. Seit Dezember 2021 liegt die Bewertung der Lage unterhalb der 50-Punkte-Marke, die ein Nullwachstum signalisiert. Auch die Aussichten sind nach Einschätzung der Ökonomen so düster wie lange nicht: Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate fielen auf 25,8 Punkte und damit um 6,9 Punkte oder 21,1 Prozent.

Damit sind die Einschätzungen der Ökonomen hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung in diesem Monat erheblich negativer als im Vormonat. Sie liegen nun sogar noch knapp unter dem Niveau des letzten Tiefpunkts im Sommer des vergangenen Jahres: Damals im Juli 2020 waren es 26,30 Punkte.

Spannend ist nun zu sehen, ob sich das Stimmungstief der befragten Experten mit den vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobenen Daten deckt, die am kommenden Dienstag veröffentlicht werden sollen.

Folgen der Inflation


Rund zwei Drittel (65,2 Prozent) der im Rahmen des Ökonomen-Barometers befragten Volkswirte halten nichts von dem Vorschlag einer steuerfreien Einmalzahlung für Arbeitnehmer zum Ausgleich der hohen Inflation. Maßnahmen wie steuerliche Entlastungen für Kraftstoffe und verbilligter Nahverkehr, um die Folgen der Inflation abzufedern, sind nach den Worten von Oliver Landmann, Professor der Universität Freiburg, sogar "gegen jede ökonomische Vernunft".

Beinahe einig sind die Ökonomen (76,1 Prozent) darin, dass die Bekämpfung eines Auseinanderdriftens der europäischen Anleiherenditen durch die EZB nicht sinnvoll ist. "Die EZB befindet sich schon seit Längerem auf dem Irrweg und sollte sich endlich auf ihre zentrale Aufgabe konzentrieren", sagt Harald Hagemann, Professor der Universität Hohenheim.