Ziel der internationalen Gemeinschaft müsse es sein, Nordkorea an den Verhandlungstisch zu bringen, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vor der UN-Vollversammlung. Kanzlerin Angela Merkel erklärte auf einer Wahlkampfveranstaltung, für die Bundesregierung gebe es nur eine diplomatische Lösung des Konflikts.

"Alles andere führt ins Unglück, davon bin ich zutiefst überzeugt", sagte die CDU-Chefin in Schwerin wenige Stunden nach der Trump-Rede. Sie werde sich für eine friedliche Lösung mit aller Kraft einsetzen. Merkel hat sich bereiterklärt, eine Vermittlungsrolle in dem Konflikt zu spielen. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte direkte Gespräche mit der nordkoreanischen Führung gefordert.

Bei der UN-Vollversammlung erfüllte lautes Gemurmel den Saal, als Trump seine bisher schärfste Warnung gegen Nordkorea aussprach. In Anspielung auf Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und dessen Raketentests sagte er: "Der Raketenmann ist auf einer Selbstmordmission für sich selbst und sein Regime." Trump rief die Staatengemeinschaft zur Zusammenarbeit auf, die Regierung Kims zu isolieren, bis diese ihr feindseliges Verhalten aufgebe. Das Streben des Landes nach Interkontinentalraketen und Atomwaffen bedrohe die ganze Welt mit unabsehbaren Verlusten von Menschenleben.

Offenbar an die Adresse des nordkoreanischen Verbündeten und Handelspartners China gerichtet, sagte Trump: "Es ist empörend, dass einige Nationen nicht nur mit einem solchen Regime Handel treiben, sondern auch ein Land bewaffnen, versorgen und finanziell unterstützen, das die Welt mit einem atomaren Konflikt gefährdet."

UN-GENERALSEKRETÄR: DÜRFEN NICHT IN KRIEG SCHLAFWANDELN

Unmittelbar vor Trumps Rede warnte UN-Generalsekretär Antonio Guterres die internationale Gemeinschaft davor, unbeabsichtigt in einen Krieg auf der koreanischen Halbinsel zu schlittern. "Dies ist die Zeit für hohe Staatskunst - wir dürfen nicht in einen Krieg schlafwandeln", sagte Guterres zur Eröffnung der UN-Vollversammlung. Er rief den Sicherheitsrat im Umgang mit Nordkorea zur Einigkeit auf. In dem Gremium mit 15 Sitzen haben die USA, Frankreich, Großbritannien, China und Russland als ständige Mitglieder Vetorecht. Der UN-Sicherheitsrat verschärfte Anfang September die Sanktionen gegen die Regierung in Pjöngjang, nachdem Nordkorea seinen sechsten und bislang stärksten Atomtest vorgenommen hatte.

Von nordkoreanischer Seite gab es zunächst keine Reaktion auf Trumps Rede. Die Vertretung des Landes bei der UN teilte lediglich mit, ein untergeordneter Diplomat habe die Rede verfolgt. Wenige Stunden nach Trump warb Frankreichs Staatschef Macron für eine stärkere internationale Zusammenarbeit, um auf Nordkorea einzuwirken und zu Verhandlungen zu bringen. Vor Journalisten sagte er, ein militärisches Eingreifen sei zu kompliziert. Durch Sanktionen müsse auf die Regierung in Pjöngjang Druck ausgeübt werden.

Vor Trumps Aufritt hatte das chinesische Außenministerium vor militärischen Drohungen gewarnt. Diese würden nicht zu einer Lösung beitragen, sagte ein Sprecher in Peking. Im Gegenteil werde das Erreichen des Ziels einer koreanischen Halbinsel ohne Atomwaffen nur erschwert.

In Südkorea hielten rund 700 Soldaten der USA und Südkoreas nahe der entmilitarisierten Zone zu Nordkorea erneut ein Manöver ab. Am Montag hatten Kampfflugzeuge beider Staaten Einsätze über der koreanischen Halbinsel geprobt. Zur gleichen Zeit begannen China und Russland der staatlichen chinesischen Agentur Xinhua zufolge unweit der nordkoreanischen Grenze ein Marinemanöver vor dem russischen Hafen Wladiwostok.